Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking
- von DID102745
- •
- 19 Jan., 2019
- •
mit bis zu 352 km/h nach Shanghai

Anreise nach Moskau
Der Tag in Moskau und die Abfahrt des Zuges
Der erste Tag im Zug
Der zweite Tag im Zug
Der dritte Tag im Zug
Ankunft und erster Tag in Irkutsk
Von Irkutsk nach Listwjanka
In Listwjanka am Baikalsee
Zurück nach Irkutsk
Von Irkutsk in die Mongolei
Ankunft in Ulan Bator
Fahrt zum Nationalpark Terelj
Vom Nationalpark Terelj nach Ulan Bator
Von Ulan Bator nach Peking
Auf dem Weg nach Peking
Ankunft Peking
Verbotene Stadt, Peking
Besichtigung der Chinesischen Mauer, Peking
Bahnreise Peking – Shanghai
In Shanghai
Besuch des Wasserdorfes, Shanghai
Tag der Abreise aus Shanghai
Reise Shanghai – Frankfurt – Wolfsburg
Fotos von verschiedenen Orten
Gedichte zur Reise nach Russland 2017

In der Hoffnung, im März vielleicht schon auf frühlingshafteres Wetter zu treffen, entschied ich mich für die Fahrt in diesem Monat. Bei einem Reiseantritt im Februar hätten mich sicher winterliche Verhältnisse erwartet.
In Moskau standen uns nur wenige Stunden zu umfangreichen Besichtigungen zur Verfügung, bevor am Samstagabend kurz vor Mitternacht die Bahnfahrt begann. In der russischen Hauptstadt wurden wir noch von einer Reiseleiterin begleitet, während wir vier Reisende uns bis Irkutsk selbst um alles weitere kümmern mussten. Die Bahnfahrt verlief ohne Probleme. Unterwegs gab es auf den Bahnsteigen immer wieder Gelegenheiten, sich mit Verpflegung und Souvenirs einzudecken.
In der Nähe des Baikalsees im fernen Sibirien holte uns der Winter mit seinen eisigen Tagestemperaturen ein, die sich deutlich im zweistelligen Minusbereich bewegten. Irkutsk war nur eine Durchgangsstation nach Listwjanka am Baikalsee, der mit einer dicken Eisschicht bedeckt war, auf der Autos und sogar LKWs unterwegs waren.
In der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator erlebten wir uns völlig ungewohnte Verkehrsverhältnisse. Die Fahrt ins Land und die Übernachtung in einer Nomadenjurte waren ein unvergessliches Erlebnis, auch wenn alles dort auf die Bedürfnisse von Touristen zugeschnitten war.
In Peking erwartete uns zunächst frühlingshaftes Wetter, das aber schon am nächsten Tag wieder winterliche Züge annahm. Der Platz zum Himmlischen Frieden war mit den Autos der Delegierten des Nationalen Volkskongresses vollgestellt. Tausende von Polizisten standen an den Straßenecken und übten neben den Überwachungskameras die Kontrolle allen Geschehens aus.
Besonders war auch die Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Shanghai – die 352 Stundenkilometer spürte man kaum.
Shanghai ist eine andere Stadt, das Leben dort verläuft nach anderen Regeln als in der Hauptstadt. Die Wolkenkratzer im Stadtteil Pudong stehen symbolisch für das Aufwärtsstreben der chinesischen Volkswirtschaft.
Bernhard Dinges

Anreise nach Moskau
Nach der Buchung der Reise am 01. Juni 2017 war nach vielen Vorbereitungen endlich der Tag gekommen, an dem es losgehen sollte. Meinen Reisepass mit den eingeklebten Visa für Russland und China hatte ich einige Tage zuvor zugesandt bekommen. Vom Reiseveranstalter, Berge & Meer, bekam ich am selben Tag in einem dicken Postbrief die noch fehlenden Informationen für den Reiseablauf, dazu ein sehr interessantes Handbuch über die Transsibirische Eisenbahn, das ich nun in doppelter Ausfertigung besaß, weil ich es schon zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte.
Meine Nachtruhe war um 04:00 Uhr beendet, ich packte letzte Sachen in meinen erst kürzlich neu erworbenen Koffer, machte mich auf den Weg zum Bäcker, wo ich mich mit Reiseproviant eindeckte. Nach einem eher spärlichen Frühstück wartete ich auf das schon am Vorabend für 05:10 Uhr bestellte Taxi für die Fahrt zum Bahnhof, das auch pünktlich erschienen ist, ebenso der ICE 275 bei seiner Ein- und Abfahrt nach Frankfurt. Bald schon kam ein Bahnmitarbeiter aus dem Bord-Restaurant und bot Kaffee an, den Becher für € 3,20. Für den Preis bekomme ich zu Hause in besseren Restau-rants Kaffee, der deutlich besser schmeckt.
Ohne Verspätung erreichte ich den Hauptbahnhof Frankfurt. Hier musste ich mich erst einmal orientieren. Über die Lautsprecheranlage kam die Mitteilung, dass der Regionalzug zum Flughafen ausgefallen sei. Die Reisenden sollten einen nach Stuttgart fahrenden IC nutzen, der aber Verspätung hatte. Auf dem Nachbargleis fuhr ein ICE nach Essen mit einem planmäßigen Halt im Flughafen ein.
Nachdem ich im Flughafen angekommen war, musste ich mich wieder einmal neu orientieren und schließlich die Hilfe eines Flughafenmitarbeiters in Anspruch nehmen. Mit seiner Unterstützung konnte ich den Weg zum Lufthansa-Abfertigungsbereich für den Flug nach Moskau finden. Im Zuge von Sparmaßnahmen gehen die Fluggesellschaften wohl jetzt dazu über, dass die Reisenden ihre Gepäckstücke selbst aufgeben. An einer dieser Maschinen stand zwar ein Mitarbeiter zur Unterstützung und Hilfestellung bei Problemen, aber es blieb dabei, dass auch ich mein Gepäck dort zum Weitertransport zum Flugzeug selbst abfertigen musste. Noch nicht automatisiert ist die Sicherheitsüberprüfung der Reisenden. Nachdem alles Handgepäck zusammen mit Portemonnaies, Mobiltelefon, Jackett etc. durch den Scanner geschickt war, musste sich jeder noch einer Art Leibesvisitation unterziehen. Diese Sicherheitsüberprüfung wurde hier sehr genau genommen, während die Passkontrolle wieder durch einen Automaten erfolgte. Auf meinem Boarding-Pass, den ich mir am Vorabend im Verlauf eines Besuchs des Lufthansa-Internetportals ausgedruckt hatte, war Gate 30 verzeichnet, das aber zwischenzeitlich geändert wurde. Der Flug nach Moskau war nicht auf der Informationsanzeige zu finden, deshalb hatte ich Anlass nachzufragen und erfuhr, dass der Abflug nach Gate 33 verlegt sei. Eine halbe Stunde vor dem planmäßigen Start sollte dort die weitere Abfertigung beginnen. Die Zeit verging, bis schließlich die Durchsage kam, dass ein anderes Flugzeug eingesetzt werde, weil das vorgesehene noch nicht startklar sei. Endlich um 12:20 Uhr, dem ursprünglichen Abflugzeitpunkt, wurden die ersten Passagiere in den Bus zur Fahrt zum weiter entfernt abgestellten Flugzeug hineingelassen. Am Ausgang zum Bus bekam ich einen neuen Boarding-Pass mit einer Sitzplatzänderung von 9C nach 16A. Das war nun ein von mir nicht gewünschter Fensterplatz, aber ich saß allein in der Sitzreihe!
Der Airbus A321-200 setzte sich schon bald in Bewegung und war wenige Minuten später unterwegs nach Moskau, wo es nach einer Durchsage aus dem Cockpit minus 9 Grad kalt war. Etwa eine halbe Stunde nach dem Start wurde das Mit-tagessen serviert, zur Auswahl standen Tortel-lini oder Hähnchenfleisch mit Gemüse. Ich habe mich für letzteres ent-schieden, dazu ließ ich mir mit zeitlichem Abstand zwei Becher Apfelsaft geben. Nach gut zwei Stunden Flug wurden noch einmal Getränke serviert, ich habe wieder einen Becher Apfelsaft genommen. Es dauerte nicht mehr lange, dann begann der Sinkflug zur Landung auf dem Flughafen Moskau-Domodedowo.
Ein Blick aus dem Fenster: Unten sah man verschneite Landschaften.

Ein Zollbeamter fragte mich, woher ich komme und ob ich mehr als 10000 US-Dollar bei mir hätte. Meine Kasse war deutlich schlechter ausgestattet!
Am Ausgang wartete eine Frau mit dem Schild mit der Aufschrift ‚Berge und Meer‘, die mich herzlich begrüßte, nachdem ich zu erkennen gegeben hatte, wohl zu der von ihr erwarteten Reisegruppe zu gehören. Sie erklärte mir, dass sie noch weitere drei Reisende erwarte. Nachdem die drei weiteren Personen erschienen waren, stellte Ludmilla sich selbst und einen jungen Mann als Vertreter des Reisebüros vor, das für die Organisation des Aufenthaltes in Moskau zuständig war. Wir mussten draußen eine ordentliche Strecke zu Fuß gehen, um zu einem kleinen Bus zu gelangen, mit dem wir zum Hotel gefahren wurden. Während der Fahrt redete Ludmilla wie ein Wasserfall und überschüttete uns mit unzähligen In-formationen über die Stadt, die Lage des Hotels, den weiteren Ablauf.
Es verging wohl etwas mehr als eine Stunde Fahrt, bis wir im Hotel Wega ankamen. Die Anmeldung ging zügig, den Reisepass, der zur Anmeldung abgegeben werden musste, habe ich gleich wieder zurückbekommen.
Ludmilla hatte uns gesagt, dass man im Hotel Geld wechseln könne. Dazu fuhr ich wieder nach unten und fand in einer Ecke der Hotelhalle einen kleinen Raum, in dem die Kasse untergebracht war. Für 50 Euro bekam ich 3415 Rubel. Ein Abendessen war an diesem Tag nicht vorgesehen, so dass ich meinen aufkommenden Hunger mit einer kleinen Mahlzeit im Hotelrestaurant besänftigte.
Der Tag in Moskau und die Abfahrt des Zuges
Nach einem ausgiebigen frühen Frühstück ordnete ich zunächst mein Gepäck für die am späten Abend beginnende Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn. Ich war nun schon zum vierten Mal in der russischen Hauptstadt und kannte mich ein wenig aus. Deshalb nutzte ich die verbleibende Zeit bis zur Abfahrt zur Stadtbesichtigung, um von der in der Nähe des Hotels gelegenen Metro-Station Partisankaya ins Stadtzentrum zu fahren. Ziel war die Arbatstraße, wo ich mir in einem der schon geöffneten Läden eine Russen-Pelzmütze kaufte, die mir mit ihren Ohrenklappen später am Baikalsee gute Dienste leisten sollte.
Am Nachmittag verzichtete ich darauf, während meines nun vierten Moskau-Aufenthaltes ein weiteres Mal das Gelände des Kremls zu besuchen.
Da dieses Gebäckstück im Café Puschkin nur kurzfristig meinen Hunger stillte, ging ich zurück zum Roten Platz und tauchte in das sich in der Nähe der Kremlmauer befindliche dreistöckige unterirdische Einkaufszentrum ab, wo ich mir in einem der vielen Restaurants etwas zu essen besorgte. Inzwischen war es dunkel geworden, ein Anlass für mich, den Roten Platz im Abendlicht zu besuchen. Baukolonnen waren noch damit beschäftigt, die künstliche Eisbahn abzubauen, die über die Winterszeit dem Freizeitvergnügen der Moskowiter und der Besucher der Hauptstadt diente. Nach einem Abstecher durch das Kaufhaus GUM mit seinen vielen Geschäften machte ich einen Spaziergang durch verschiedene bunt beleuchtete Nebenstraßen, z.B. die ulitza Nikolskaya. Steht man vor dem roten Backsteinbau des Historischen Museums am Roten Platz, geht es rechter Hand in diese kleine Straße, in der sich auch ein Postamt befindet. Ich hatte noch viel Zeit, denn es war vereinbart worden, dass ich mich zur Fahrt zum Jaroslawler Bahnhof bis 21:45 Uhr am Karl-Marx-Monument gegenüber dem Bolschoi-Theater einfinden sollte.
Draußen wurde es lausig kalt. In der Metro-Station am Bolschoi-Theater kaufte ich mir zwei Tickets und fuhr ein paar Stationen weit, sah mich in der Gegend ein wenig um und fuhr bald wieder zurück.
Ludmilla, unsere Stadtführerin, erschien mit den drei anderen Reisenden frühzeitig am Karl-Marx-Denkmal, wohin sie den Kleinbus bestellte. Ziel war jetzt das Hilton-Moscow-Leningradskaya-Hotel, das sich im Inneren noch in seinem Urzustand präsentiert.
Diesen zu bewundern, sorgte beim Personal für Unmut, da wir ja keine Hotelgäste waren. Ludmilla konnte sie aber dazu bewegen, uns wenigstens in die Eingangshalle eintreten zu lassen.
Als wir wenig später den Bahnhof erreichten, fanden wir bald mit Unterstützung durch das Bahnpersonal den Abfahrtsbereich unseres Zuges. Hier hatten wir auch noch Zeit, denn noch war keine Information zu sehen, von wel-chem Gleis die Reise beginnen sollte. Erst spät, kaum eine Stunde vor der Abfahrt, wurde angezeigt, dass dieser Zug am Gleis 1 bereitstehe. Dort, am Wagen 5, erwarteten uns zwei Zugbegleiterinnen, die vor dem Einstieg die Angaben auf dem Ticket mit dem Reisepass verglichen.
Wir vier Reisenden, ein nach eigenen Aussagen reiseerfahrenes Paar aus dem Raum Lüneburg, kaum älter als die allein reisende Frau aus Hamburg und ich, waren nun auf der Suche nach unseren Abteilen. Die Hamburgerin und ich suchten die Kabine mit den Nummern 37 und 38, die wir zunächst nicht dort fanden, wo sie am Ende des Ganges hinter 35 und 36 zu vermuten war. Ganz vorn, gleich hinter dem Dienstabteil der Zugbegleiterinnen, lag unser Abteil, zwei Betten übereinander. Sie stellte sich als ‚Ilse‘ vor, wir arrangierten uns schnell in der Enge der Kabine. Ich nahm das Bett oben, Ilse das unten. Entgegen der sich auf die Reiseausschreibung stützenden Erwartung, ein Vier-Bett-Abteil beziehen zu müssen, haben wir eines mit zwei Betten zugeteilt bekommen. Der Zug war offensichtlich nicht ausgebucht. Ilse erzählte mir, dass sie auch schon viel gereist sei und erst gerade vor etwa einem Jahr in Tibet unterwegs gewesen sei. Ihr Sohn sei bei einem Unternehmen der Luft- und Raumfahrt beschäftigt. Sonst aber lebe sie allein mit ihrem Hund in einer Siedlung am Stadtrand Hamburgs in angenehmer Nachbarschaft. Der Zug fuhr pünktlich um 23:45 Uhr Moskauer Zeit ab, die Zeitzone, die für die russische Staatsbahn landesweit gilt und uns nun bis zur Grenze zur Mongolei begleiten sollte. Es war schon reichlich nach Mitternacht, als wir uns nacheinander in der nahegelegenen Bordtoilette für die Nachtruhe fertigmachten. Die ersten Stopps des Zuges in den Bahnhöfen von Vladimir und Nischni Nowgorod bekamen wir kaum mit, nachdem wir uns auf unseren Liegen im Abteil zum Schlafen ausgebreitet hatten.
Sonntag, 04.03.2018Der erste Tag im Zug
Am nächsten Morgen war ich früh auf den Beinen und suchte das sich im übernächsten Wagen befindliche Bordrestaurant auf. In der ausgelegten Speisekarte in russischer und englischer Sprache bot die Bahngesellschaft eine Vielzahl an Speisen und Getränken an. Ich bestellte mir das Angebot ‚Variante 2‘ - Eier mit Speck und Zwiebeln, dazu Brot und eine Tasse Kaffee. Während meiner Abwesenheit aus dem Abteil hatte Ilse, die bis dahin noch schlief, sich ebenfalls ausgehfertig gemacht und sich ihr Frühstück zubereitet. Gelegentlich sahen wir auch das mitreisende Paar, das im selben Wagen ein Abteil hatte und das sich immer wieder am Samovar in der Nähe des Abteils der Zugbegleiterinnen heißes Wasser für Tee oder Kaffee holte.
Der Bahnhof der Stadt Kirow war bald der erste, auf dessen Bahnsteig wir uns für etwa 15 Minuten die Beine vertreten konnten.
Der Sonntag verlief sehr ruhig. Während der Vorbeifahrt an kleinen Orten sahen wir immer wieder Häuser, aus deren Schornsteinen Rauch aufstieg. Die Landschaft war schneebedeckt, es musste draußen ordentlich kalt sein. Nach fast vier Stunden Fahrt kam der Zug um 19:45 Uhr in Perm an, westlich des Urals. Kaum 20 Minuten später ging es weiter, ohne dass ich die Gelegenheit nutzte, um wieder mal auszusteigen.
Die Weiterfahrt und der frühe Abend verliefen ohne Vorkommnisse. Ilse und ich tauschten unsere Reiseerfahrungen aus und spekulierten darüber, was uns denn nach der Ankunft in Irkutsk erwarten könnte.
Es war irgendwann in der Nacht, wir schliefen wohl, als der Zug den Ural überquerte und wir damit im asiatischen Teil Russlands ankamen.
Kurz vor 8 Uhr Ortszeit fuhr der Zug in den Bahnhof Tjumen ein. Wie viele andere Passagiere stieg auch ich aus und konnte mir bis zur Abfahrt nach etwa 20 Minuten auf dem Bahnsteig die Beine vertreten. Die sich abwechselnde Zeit- und Temperaturanzeige am Bahnhofsgebäude zeigte 05:54 MOZ und minus 16 Grad an.
Wir hatten hier schon eine Differenz von zwei Stunden zwischen Ortszeit und der für den gesamten russischen Bahn-verkehr geltenden Moskauer Zeit. Unser Tagesablauf war aber auf die Ortszeit ausgerichtet, deshalb verabschiedeten wir uns bei unseren Betrachtungen des Tages von der Moskauer Zeit.
Zum Frühstück ging ich wieder in den übernächsten Wagen zum Bordrestaurant und bestellte mir ein Sandwich mit Butter und Lachsstreifen, dazu Kaffee.

Das Thermometer am Gebäude zeigte minus 8 Grad an.
Eine Zugbegleiterin bot mir diverse Artikel zum Kauf an, unter anderem ein Teeglas mit einem kupferfarbenen Glashalter mit eingeprägten Bahnmotiven zum Preis von 3760 Rubel. Es war nicht möglich, mit einer Kreditkarte zu bezahlen, und so viel Rubel hatte ich auch nicht dabei. Allerdings wurde mein Angebot akzeptiert, mit Euros zu bezahlen. Wechsel-kurs ein Euro = 70 Rubel. 55 € in Scheinen = 3850 Rubel, für die 90 Rubel mehr erhielt ich zwei Beutel Schwarztee. Die zwei Zugbegleiterinnen sprachen kein Deutsch, nur wenig Englisch, und meine Russischkenntnisse reichten auch nur für einfache Fragen. Im Restaurant wurden die Teebeutel für je 45 Rubel verkauft, ein deutlich höherer Preis als am Kiosk auf dem Bahnsteig.

Als wir im Bahnhof Omsk um 13:20 MOZ ankamen, hatten wir schon einen Zeitunterschied von drei Stunden zu Moskau, es war hier bereits 16:20 Uhr. Mehr als ein wenig Bewegung auf dem Bahnsteig gab es auch hier nicht. Eine Zugbegleiterin zeigte mir nach meiner in russischer Sprache gestellten Frage, wie kalt es hier draußen sei, in ihrem Dienstabteil die Temperaturanzeige von minus 5,6 Grad. Nach 40 Minuten, doppelt so lange, wie eigentlich vorgesehen, fuhr der Zug weiter. Die Landschaft war dicht mit Schnee bedeckt, bis wir etwa um 21:30 Uhr im Bahnhof Barabinsk ankamen. Draußen warteten viele Verkäuferinnen mit geräucherten Fischen und diversen anderen Speisen sowie Pelzmützen und ähnlichem auf die Reisenden. Am Bahnhofsgebäude leuchtete die Temperaturanzeige: minus 11 Grad!
Nach einem halbstündigen Aufenthalt fuhr der Zug weiter, es wurde Zeit, sich zur Nachtruhe vorzubereiten, die schließlich kurz vor Mitternacht begann.
Kurz vor 8 Uhr war ich wieder wach und bereitete mich auf den Tag vor. Wenn ich auch sonst sehr oft unruhigen Schlaf hatte, von dem planmäßigen Halt des Zuges in Nowosibirsk habe ich nichts mitbekommen. Ilse ist während meiner Abwesenheit zur Bordtoilette ebenfalls wachgeworden und kümmerte sich anschließend um ihre Angelegenheiten.
Ein Aushang an der Tür zum Bordrestaurant zeigte an, dass dieses um 9 Uhr zum Frühstück öffnet. Es war nach 9 Uhr, als ich über wenigstens 15 Minuten erfolglos mit Klopfen und Rütteln an der Tür das Personal dazu zu bewegen wollte, mich hineinzulassen.

Im Bahnhof von Ilanskaya weckte eine alte dort abgestellte Dampflokomotive das Interesse der Reisenden.
Es dauerte eine Weile, bis ich eine günstige Position zum Fotografieren erreichen konnte; zahlreiche Reisende hatten dieselbe Absicht. Einer Händlerin auf dem Bahnsteig kaufte ich noch zwei Stück Teigwaren für je 30 Rubel ab, bevor es weiterging.
Im Laufe des Tages holte ich mir für das Fertigmenü heißes Wasser aus dem wenige Schritte entfernten Heißwassergerät. Eine erstklassige Mahlzeit war es nicht, die ich nun vor mir stehen hatte, aber sie stillte den Hunger. Die weitere Fahrt verlief ohne besondere Ereignisse; Ilse und ich, wir betrachteten durch das Abteilfenster die Landschaft und unterhielten uns über die Reise.
Am nächsten Morgen war es etwa 5 Uhr, als ich die Nachtruhe beendete und mich in aller Stille auf die Ankunft in Irkutsk einrichtete.
Nach drei Tagen, vier Nächten und 5153 Bahnkilometern fuhr der Zug in den Bahnhof Irkutsk ein. An einem Gebäude dort konnte ich die wechselnde Zeit- und Temperaturanzeige sehen: um 7:30 Uhr waren es minus 21 Grad!
Wir vier Reisenden wurden von der Stadtführerin Jelena vom Bahnhof abgeholt. Sie entschuldigte sich sogleich für die Unannehmlichkeiten im Bahnhof, der im 19. Jahrhundert gebaut und seitdem kaum modernisiert worden war. Man muss vom Bahnsteig mit seinem Gepäck über Treppen in den unterirdischen Gang ab- und dann wieder in die Bahnhofshalle aufsteigen. Rolltreppen, Fahrstühle – Fehlanzeige!
Die Fahrt zum Hotel Viktoria ging durch die Stadt mit ersten Erklärungen und Hinweisen zu den Gegebenheiten. Nach der Ankunft im Hotel musste wieder der Reisepass zur Anmeldung abgegeben werden. Im Austausch dafür gab es den Zimmerschlüssel in Gestalt einer Chipkarte. Jelena zeigte uns den Weg zum Speiseraum ins Untergeschoss des Hotels, wo die Heizung eine fast unerträglich große Hitze verbreitete. Hier gab es ein ordentliches Frühstück, das aber nicht so umfangreich ausfiel wie im großen Hotel in Moskau. Anschließend fuhr ich mit dem für bestenfalls drei Personen geeig-neten Fahrstuhl in die dritte Etage, wo sich mein sehr ansprechend aussehendes Zimmer befand.
Jelena hatte sich zuvor zur Fahrt zum Flughafen abgemeldet, um weitere Reiseteilnehmer abzuholen, die mit dem Flugzeug aus Moskau kommen wollten. Ich habe die freie Zeit zu einem Rundgang in der Nähe des Hotels genutzt. Gleich an der Straße gab es eine Zeit- und Temperaturanzeige: 10 Uhr und minus 20 Grad.
Ein paar Schritte entfernt fand ich eine Bank, in der ich Geld wechseln wollte. Nein, das gehe nicht in dieser, sondern in der Sber-Bank auf derselben Straße, wurde mir erklärt. Eine Angestellte dieser Bank, die im Eingangsbereich wohl die Aufsicht hatte, zog aus einem Automaten eine Nummer, mit der ich auch gleich in einen mit einer undurchsichtigen Glastür versehenen kleinen Raum zum Geldwechsel eintreten konnte. Ich hatte es schon während meines Besuches in Moskau im Vorjahr erlebt, dass Geldwechsel in Russland immer hinter Türen in kleinen Räumen erfolgt. Für 100,00 € erhielt ich 6888 Rubel.
Ein gemeinsames Mittagessen war an diesem Tag nicht vorgesehen, aus diesem Grund ging ich durch verschiedene Straßen bis zu einem großen Shopping-Center. Nach einem Rundgang im Hause, in dem die einzelnen Geschäfte wohl gerade erst geöffnet hatten, gönnte ich mir in einer Cafeteria für 70 Rubel, also etwa einen Euro, eine Tasse Espresso. In der großen Markhalle erlebte ich dann etwas, was bei uns die Ämter für Gesundheit und öffentliche Ordnung sofort zum Einschreiten veranlasst hätten: An vielen Verkaufstheken, auf die jeder Vorbeigehende hätte zugreifen können, lagen Fleischstücke ohne Abdeckung im Angebot. Ich sah aber niemanden, der da einfach zugegriffen hätte.
Ein gemeinsames Abendessen stand nicht auf der Tagesordnung. Mit meinen Vorräten an Keksen und Getränken kam ich für diesen Tag aber gut zurecht. Größere Mahlzeiten am Abend sind für mich aus verschiedenen Gründen oftmals belastend, deshalb habe ich sie auch nicht vermisst.
Schon um 7 Uhr saß ich im Hotel beim Frühstück, bei dem an diesem Morgen auch die zwei hinzugekommenen Mitreisenden anwesend waren. Dem gesprochenen Dialekt zufolge mussten sie aus der Mainzer Gegend kommen. Erst später machte die Information die Runde, dass der eine praktizierender Zahnarzt und der andere wohl ein Grundstücks- und Immobilienmakler sei. Gleich danach kümmerte sich jeder darum, seine Gepäckstücke zur Abreise bereitzustellen. Bei einem kurzen Gang an die Straße konnte ich sehen, wie kalt es an diesem Morgen war: um 08:56 Uhr minus 20 Grad. Nun hieß es: Warten auf die Abfahrt nach Listwjanka am Baikalsee. Bald schon standen Jelena und der Fahrer mit dem Kleinbus vor dem Hotel. Die Koffer wurden verladen, jeder suchte sich im Auto seinen Platz, und dann ging es kurz nach 10 Uhr los zur Fahrt nach Listwjanka. Jelena gab währenddessen umfassende Erklärungen zur geografischen, wirtschaftlichen, politischen und meteorologischen Situation von Irkutsk und der Gegend am Baikalsee. Insbesondere erwähnte sie die Geschichte dieser Straße, die eigens für den geplanten Besuch des damaligen US-Präsidenten Dwight Eisenhower beim sowjetischen KP-Chef Nikita Chruschtschow gebaut wurde, die sich am Baikalsee treffen wollten. Eisenhower soll als junger Offizier im Ersten Weltkrieg dort in der Gegend ein Verhältnis mit einer russischen Frau gepflegt haben und habe deshalb den Wunsch geäußert, das Treffen am Baikalsee stattfinden zu lassen.
In Listwjanka am Baikalsee
Heute am 9. März stand ein weiteres besonderes Ereignis auf dem Programm: Nach dem späten Frühstück um 9 Uhr war für 10:30 Uhr die Abfahrt zu unserem Ausflug auf dem zugefrorenen Baikalsee vorgesehen. Nachdem wir unseren mittelgroßen Bus gegen ein Fahrzeug kleineren Typs getauscht hatten, fuhren wir los. Weit kamen wir allerdings nicht, da wir bald von Mitarbeitern des ‚Ministeriums für außerordentliche Situationen‘ (Ministerium für Sicherheit auf dem See) angehalten wurden. Sie ließen unseren VW-Bus allein nicht durch. So mussten wir zunächst zurück zum Hotel, um unsere Reisegruppe auf ein weiteres Fahrzeug, einen Toyota-Geländewagen zu verteilen. Nun konnte die Fahrt in einem zweiten Anlauf beginnen, und in kürzester Zeit waren wir auf dem Baikalsee unterwegs.
Der Fahrer des Toyota lenkte sein Fahrzeug von der erkennbaren Fahrbahn ab hinein in den verschneiten Bereich. Später erklärte uns Jelena, er habe eine Bruchstelle im Eis umfahren wollen, an die wir aber dennoch geraten sollten. Nach kurzer Zeit standen beide Fahrzeuge still, der VW-Bus steckte im Schnee fest. Es war die zu geringe Bodenfreiheit des Fahrzeugs, was diesem zum Verhängnis wurde. Beide Fahrer bemühten sich, die Caravelle wieder flott zu bekommen. Es half nicht, mit Schaufeln die Schneemassen vor und hinter den Rädern zu entfernen. Alle Reisenden bemühten sich mit vereinten Kräften, das Vor- und Zurückfahren durch Anschieben zu unterstützen. Schließlich wurde der VW-Bus mit der Seilwinde des Toyota aus dem tiefen Schnee gezogen.
Zum Abschluss der Vormittags-Exkursion marschierten wir auf einem von Fahrzeugen ausgefahrenen Weg in den angrenzenden Wald. Hier entfachte unser Gastgeber mitten auf dem Weg ein Lagerfeuer, bevor er weiteres Holz sammelte. In einem Kessel, den er an einem Dreibein aufgehängt hatte, wurde Wasser erwärmt und damit ein Tee zubereitet. Wer sich denn trinkfest fühlte, konnte einen selbstgebrannten Schnaps probieren. Zum Tee wurden verschiedene Arten von Keksen gereicht. Mit angeregten Gesprächen verging im Nu eine Stunde, und es wurde Zeit, wieder zum See zurückzukehren. Nach längerem Warten kam ein Luftkissenboot heran, das uns in die Nähe des Hotels zurückbrachte.
Wie gewohnt war meine Nachtruhe frühzeitig zu Ende. Ich nahm das Angebot des Hotels in Anspruch und bereitete mir im Zimmer eine Tasse Tee mit dem vorhandenen Gerät zu. Schnell war auch das Gepäck für die Weiterreise zusammengepackt. Weil es hier erst ab 9 Uhr Frühstück gab, hatte ich noch viel Zeit für einen Rundgang in der Nähe des Hotels. Die frostige Luft im Freien tat mir gut. Die in Moskau in der Arbatstraße erworbene Pelzmütze mit den Ohrenklappen leistete mir in diesen Tagen am Baikalsee gute Dienste. Nur die Nase fror noch. Zwei nicht gerade kleine Hunde auf einem der angrenzenden Grundstücke bedrohten mich mit lautem Gekläffe, einer sprang gar über den Zaun und kam auf mich zu. Gott sei Dank, es gelang mir, ihn mit Drohgebärden abzuwehren, bevor ich mich langsam zurückzog, wobei ich die Hunde weiterhin im Blick behielt. Das Frühstück gab es wieder wie am Vortag im Gebäude gegenüber dem Hotel. An diesem Morgen aber wurde der Frühstücksraum keine Minute eher als um 9 Uhr geöffnet. Auch nach Öffnung des Raumes war das Personal noch immer damit beschäftigt, das Büffet mit diversen Speisenangeboten zu bestücken. Mit dem inzwischen verladenen Gepäck ging es dann um 10:00 Uhr los in Richtung Irkutsk, doch zuvor bog der Kleinbus zum Museumsort Talcy von der Straße ab. Manche der Gebäude wurden vor der Flutung des Geländes nach dem Bau einer Staumauer des Flusses Angara abgebaut und an diesem Ort neu errichtet. Neben den sehenswerten Holzbauten standen auch einige Jurten der Nomaden, in die man hineinsehen konnte. Hier besichtigten wir die Anlage mit sibirischen, russischen und bujaturischen Gebäuden, die allesamt aus Holz bestehen.
Da eine Stadtrundfahrt in Irkutsk bisher nicht stattgefunden hatte, holten wir dies gut gesättigt nun nach. Mit dem Bus und teilweise zu Fuß besichtigten wir das Stadtzentrum, die Uferpromenade des Baikal-Abflusses Angara sowie diverse Straßen, Gebäude und Kirchen.
Am späten Nachmittag bezogen wir erneut das Hotel Viktoria, wo wir schon nach der Ankunft aus Moskau untergebracht waren. Wieder mussten zum Einchecken die Reisepässe abgegeben werden – ein Vorgang, der uns mittlerweile vertraut war. Für meinen zweiten Aufenthalt in diesem Hotel bekam ich ein Eckzimmer in der sechsten Etage zugeteilt, es war nicht schlecht, aber weniger gemütlich. Der Immobilienmakler war oftmals unpünktlich, die kleine Gruppe musste wieder einmal ein paar Minuten warten, bevor wir uns zu einem nahegelegenen Restaurant zum Abendessen auf den Weg machen konnten. Dieser Weg war teilweise gefährlich glatt, weil Schnee und Eis durch die Sonneneinstrahlung vom Tage geschmolzen und das abfließende Wasser in der Kälte zu Eis gefroren war.
Das Abendessen begann wie üblich mit einem Salatteller, der eine Portion der Spezialität der Region ‚Piroggen‘ folgte. Am Abend Fleisch zu essen ist für mich immer eine Belastung, deshalb verzichtete ich auf das folgende Hähnchenschnitzel. Als Dessert wurde ein Stück Kuchen mit Preiselbeeren serviert. Bei diesem Essen gönnte mir erstmals auf dieser Reise für 150 Rubel ein Glas Rotwein. Ein Disc-Jockey hinter der Theke sorgte für eine lautstarke musikalische Untermalung der oftmals ebenso lautstarken Diskussionen von Seiten einiger Gäste an unserem Nachbartisch, was sich aber in der Kumulierung aller Geräusche im Gastraum sehr störend auf unsere Möglichkeiten einer angenehmen Unterhaltung auswirkte.
Die einsetzende Müdigkeit trieb mich bald zurück zum Hotel, während andere Reiseteilnehmer ihren späteren Berichten zu Folge noch länger dort verweilt haben mussten, wobei sie die Rotwein-Bestände des Restaurants deutlich dezimierten.
Um kurz nach 5 Uhr war ich wieder wach, das gab mir Gelegenheit, mein Gepäck zur Abreise vorzubereiten. Auch in diesem Hotel standen den Gästen ein Wasserkocher und ein kleines Sortiment an Tee- und Kaffeebeuteln, sowie Zucker und Süßstoff zur Verfügung. Mit einem Glas schwarzen Tee und einigen meiner mitgebrachten Kekse hatte ich vor der nun bald anstehenden Abreise aus Irkutsk ein kleines Frühstück, dem erst später eine ordentliche Mahlzeit folgen sollte.
Pünktlich zur vereinbarten Zeit war der Bus zur Abfahrt zum Bahnhof bereit, um 07:00 Uhr hieß es, vom Hotel Abschied zu nehmen. Reiseleiterin Jelena hatte nach der Ankunft am Bahnhof für jeden ein Lunchpaket dabei und auch die Fahrscheine für die Weiterfahrt mit dem Zug.
Wieder war es ein beschwerlicher Weg, über die Treppen zum Bahnsteig zu kommen. Unser Zug stand auf Gleis 3, im Wagen 4 und Abteil 4 fanden Ilse und ich unsere Plätze. Auch die vier anderen Mitreisenden und Jelena, die uns bis Ulan Bator begleitete, waren im selben Wagen untergebracht.
Ilse und ich waren schon ein wenig in Übung, das knappe Platzangebot sinnvoll zu nutzen, in einem Vier-Bett-Abteil konnten wir uns aber deutlich besser ausbreiten. Die Koffer wurden unter der Sitz- und Schlafbank verstaut, das Bettzeug sortiert und bis zum Schlafengehen auf den oberen Betten abgelegt.
Nach der Abfahrt des Zuges verteilte die Zugbegleiterin steril verpackte Kissen- und Bettbezüge und sammelte im nächsten Schritt die Reisepässe zur Erfassung der Daten zur Grenzabfertigung ein, die sie nach kurzer Zeit schon wieder zurückbrachte.
Jetzt war es Zeit für das Frühstück im Zug aus dem Lunchpaket - Brot, Wurst, Käse, Grünzeug, Obst, Bonbons. Den Becher Joghurt habe ich an Ilse weitergegeben, weil ich keinen Joghurt mag.
Ich hatte es versäumt, mir aus dem Hotel die dort bereitgestellten Flaschen Mineralwasser mitzunehmen. Deshalb machte ich mich auf die Suche nach dem Bordrestaurant, das sich sehr weit von meinem Wagen irgendwo am Ende des Zuges befand. Für 100 Rubel kaufte ich mir eine große Flasche Mineralwasser. Später erfuhr ich, dass der Speisewagen beim Grenzübertritt in die Mongolei abgekoppelt und durch einen mongolischen ersetzt werde und sich deshalb am Ende des Zuges befand.
Auch nach mehr als drei Stunden Reisezeit erstreckte sich immer noch die kilometerweite schneebedeckte Fläche des Baikalsees entlang der Bahnlinie, gelegentlich unterbrochen durch eine hügelige Landschaft und umsäumt von Bergen mit weißen Gipfeln. Und immer wieder erblickte man kleine, jetzt zugefrorene Zuflüsse zum See, der sich den Erklärungen zufolge aus Hunderten kleiner und größerer Flüsse und Bäche speist. Einzig der Fluss Angara, der später in den Jenissej mündet, führt dann das zufließende Wasser zum Polarmeer ab.
Man kann nur vermuten, welcher Farbkontrast sich dem Besucher bietet, der hier zu einer anderen Jahreszeit unterwegs ist. Fotos in Reiseführern zeigen das blaue Wasser des Sees in einer reizvollen Landschaft vor den Bergen auf der anderen Seite.
Wir näherten uns der Grenze zur Mongolei, das war für die Zugbegleiterinnen Anlass, verschiedene Formulare für die Grenzabfertigung zu verteilen.
Kurz vor 20 Uhr hielt der Zug im russischen Grenzbahnhof Nauski. Nach längerem Warten kam eine Beamtin des russischen Zolls und fragte nach dem Gepäck. Sie sah nur meinen silberfarbenen Koffer und nahm wohl an, dass dieser unser gemeinsamer Koffer, für Ilse und für mich, sei.

Um etwa 05:00 Uhr beendete ich die kaum erlebte Nachtruhe, um mich zur Toilette zu begeben und mich zum Ausstieg umzuziehen. Mit meiner Mitreisenden im Abteil trank ich eine Tasse des eigenen schwarzen Tees, bevor jeder seine Sachen zusammenpackte. Ziemlich pünktlich um 06:50 Uhr kam der Zug im Bahnhof von Ulan Bator an.
Jelena begleitete uns noch im Bus zum Hotel, bei ihr war bereits die ab sofort zuständige Reiseleiterin Frau Nawtschaa. Es gab eine herzliche Verabschiedung. Der Abschied fiel fast ein bisschen schwer, weil Jelena stets freundlich und hilfsbereit war.
Der Bus bahnte sich seinen Weg durch die Stadt, die wohl gerade dabei, wach zu werden. Das Einchecken im Hotel verlief reibungslos, nicht einmal den Pass wollte man sehen. Etwas mühselig gestaltete sich dagegen der Zutritt zum Aufzug. Da musste erst eine mehrstufige Treppe überwunden werden; mit dem Gepäck an der Hand war das für manch einen nicht einfach. Der Aufzug brachte uns alle in die 10. Etage, ich bekam das Zimmer 1007, zu dem ich aber zunächst keinen Zutritt bekam, weil, wie es sich später herausstellte, der Chip in der Karte zum Öffnen der Tür beschädigt war.
Nach kurzem Einrichten im Hotelzimmer fuhr ich wieder nach unten, um an der Rezeption Geld zu tauschen. Für meine verbliebenen 2950 Rubel bekam ich 88850 Tugrig, die mongolische Währung.
Für 20000 Tugrig konnte ich im Restaurant in der zweiten Etage ein sehr gutes Frühstück vom Buffet genießen. Wir versammelten uns danach in der Hotelhalle, um mit einem Kleinbus zur Stadtbesichtigung abzufahren. Da ging es durch ein Labyrinth von kleinen und engen Straßen und Gassen, die definitiv einer Sanierung bedürfen. Als Europäer mit einer halbwegs zivilisierten Fahrweise wird man in Ulan Bator wohl Probleme bekommen, denn dort scheint das Recht des Mutigsten zu gelten. Das Rotlicht an den Ampeln wird zwar allgemein respektiert, aber es wird gedrängelt, oftmals mit nur wenigen Zentimetern Abstand zu seitlich und voranfahrenden Fahrzeugen. Und unüberhörbar ist das Hupkonzert, wenn es mal nicht vorangeht!
Erste Anlaufstelle unseres Ausflugs war eine buddhistische Kloster- und Tempelanlage. In dem von uns besichtigten Gebäude saß in einem großen Raum eine Vielzahl von Mönchen, die gerade dabei waren, ihre Gebete zu sprechen.
Die Rückfahrt zum Hotel wurde wieder zu einem besonderen Erlebnis, weil die mongolischen Autofahrer ganz offensichtlich in dem Bewusstsein unterwegs sind, dass nur der Stärkere und Schnellere das Recht auf seiner Seite habe. Manch einer kam mit Hupen und Drängeln zum gewünschten Erfolg.
Wir hatten vereinbart, uns um 18:30 Uhr wieder in der Hotelhalle zu treffen, um zum Abendessen mit einer Abendveranstaltung zu fahren. Alle waren pünktlich zur Stelle, als uns der Bus zur Fahrt zum Restaurant ‚Mongolian Bar-becue‘ abholte. Die Restaurantleitung hatte für uns einen Tisch nicht weit entfernt vom reichhaltigen Büffet reserviert, so waren es für jeden von uns nur wenige Schritte, um sich sein Abendessen zusammenzustellen. Wir bedienten uns nach eigenem Geschmack an der Vielfalt der angebotenen Speisen oder Speisen-Bestandteilen. Dazu gab es eine Flasche Mineralwasser 0,5 l.

Fahrt zum Nationalpark Terelj
Nach dem Frühstück, das ich an diesem Morgen bis nach 08:30 Uhr ausgedehnt hatte, starteten wir zur Fahrt zum Terelj-Nationalpark, wo eine Übernachtung in einer Nomaden-Jurte auf dem Programm stand.
Zuvor aber besichtigten wir das mongolische Nationalmuseum, das tags zuvor geschlossen war und das sich in neun Räumen über drei Etagen ausdehnt.
Die Reiseleiterin erläuterte erneut die Exponate, die Interessantes von der Ur- und Frühgeschichte der Mongolei bis in die heutige Zeit des demokratisch verfassten Staates darstellen.
Wieder war es der scheinbar ungeregelte Straßenverkehr der Hauptstadt, der dem Fahrer des Kleinbusses sein ganzes Können abverlangte, bevor wir uns außerhalb der Stadt und auf dem Weg zum Nationalpark befanden. Unterwegs wurden wir auf eine Station aufmerksam gemacht, an der mehrere Kamele auf ihren Einsatz warteten und diverse Greifvögel auf ihren Stangen saßen. An einer aus unzähligen Steinen gebildeten Grabstätte hielten wir zum Fotografieren ebenso an wie später im freien Gelände, als eine Herde von Yaks unseren Weg kreuzte. Als wir das Camp erreichten, verteilte ein Mitarbeiter der Lagerleitung die Schlüssel zu den Eingangstüren und kümmerte sich anschließend darum, dass unsere Gepäckstücke zu den Jurten gebracht wurden. Frau Nawtschaa erklärte uns den weiteren Ablauf und gab uns eine Übersicht über die Gemeinschaftseinrichtungen wie Restaurant und Toiletten. Beim Betreten meiner Jurte strömte mir aus dem in der Mitte aufgestellten Ofen eine fast unerträgliche Wärme entgegen. Das Innere machte einen vornehmen Eindruck. Zwei Betten, ein Tisch mit Hockern und weiteres Mobiliar – es war ein elegantes Interieur. Vereinbart wurde, dass wir uns im Restaurant um 13 Uhr zum Mittagessen treffen. Nach dem Essen, das wieder in der gewohnten Zusammenstellung gereicht wurde, war eine Mittagspause bis 15 Uhr vorgesehen.
Um 20:30 Uhr beendete ich den Abend im Restaurant und zog mich in meine Jurte zurück.
Zum Toilettenbesuch musste ich über das Feld zu einer größeren Jurte gehen, in der ich mich gleich für die Nachtruhe fertigmachte. Beim Gang zu dieser modern eingerichteten Jurte mit Toilette und Bad im Untergeschoss fielen erste Schneeflocken, ein kalter Wind wehte mir entgegen.
Mittwoch, 14.03.2018
Vom Nationalpark Terelj nach Ulan Bator
Während der Nacht wurde ich mehrfach wach, weil ein Mitarbeiter der Lagerleitung in meine Jurte kam, um sich um das Feuer im Ofen zu kümmern.
Auch kurz vor 6 Uhr, als ich auf dem Weg zur Toilette war, erschien er erneut, um noch einmal Holz und Kohle nachzulegen. Über Nacht war Schnee gefallen, die Steppe präsentierte sich mit einer dünnen weißen Decke.
An der Restaurantjurte hatte man wohl mein Kommen bemerkt, denn als ich kurz vor 7 Uhr die kleine Treppe zur Tür hinaufsteigen wollte, wurde diese von dem schon erwähnten Mitarbeiter des uns hier betreuenden Reiseunternehmens Tsolmon geöffnet und ich hineingebeten.
Das Frühstück um 08:00 Uhr war ausgezeichnet, das Küchenpersonal hatte sich größte Mühe gegeben, uns ein Frühstück zu servieren, das dem eines Hotels gleichkam. Wir verabschiedeten uns von den Mitarbeitern, die sich dann noch darum kümmerten, unser Gepäck zum Fahrzeug zu bringen, bevor unser Bus pünktlich in Richtung Ulan Bator abfuhr. Unterwegs, kurz vor 10:00 Uhr, kamen wir am riesigen Dschingis-Khan-Monument an, das erst im Jahre 2009 erbaut wurde und dessen Besichtigung zum Reiseprogramm gehörte. Mit 40 Meter Höhe ist es laut Beschreibung das größte Reiterdenkmal der Welt.
Während der Fahrt nach Ulan Bator präsentierte sich die Landschaft in unterschiedlicher Weise: Im Nationalpark war Schnee gefallen, angrenzende Berge und die weitläufigen Weideflächen waren mit einer dünnen Schneedecke überzogen, wenige Kilometer weiter war nichts mehr von einer winterlichen Landschaft zu sehen, und schon in der Nähe des besuchten Monuments war wieder alles weiß, durchsetzt mit erdbraunen Flächen. Bei fast wolkenlosem Himmel strahlte die Sonne strahlte schon ausreichend Wärme ab, um Schneeflächen zum Schmelzen zu bringen.
Wir fuhren auf unwegsamen Straßen, deren Zustand sich mit dem in westeuropäischen Ländern üblichen Standard kaum vergleichen lässt. Schlaglöcher, die die Durchfahrt gefährlich werden ließen, oder Schwellen, die eingebaut wurden, um die Geschwindigkeit der Fahrzeuge zu mindern, bremsten den Bus oft aus.
Nach gut einer Stunde Fahrzeit vom Dschingis-Khan-Monument erreichte der Bus das Hotel in der mongolischen Hauptstadt, wo wir nach unserer Ankunft mit dem Zug schon einmal untergebracht waren. Vereinbart wurde, sich um 12:45 Uhr an der Rezeption zur Abfahrt zum Mittagessen zu treffen. Die Abfahrt verzögerte sich mal wieder, es wurde 13 Uhr. Wir erreichten das Restaurant in der Nähe jenes, in dem wir am ersten Abend gegessen hatten.
Nach dem Mittagessen ging es noch zu einem buddhistischen Museum, das am Montag geschlossen war. Auch hier erläuterte Frau Nawtschaa die Besonderheiten der ausgestellten Exponate. Es herrschte an diesem Nachmittag eine schneidende Kälte, jeder war froh, wieder im Bus und anschließend wieder im Hotel zu sein.
Von Ulan Bator nach Peking
Ich war wieder einmal um 3 Uhr wach. Auf meinem mitgenommenen Laptop waren zahlreiche Mails eingegangen, die ich an diesem Morgen bearbeitet habe. Es gab genug zu schreiben, da kam keine Langeweile auf. Schließlich habe ich um 5 Uhr die Nachtruhe endgültig beendet und mich auf die Abreise vorbereitet - Toilette, Gepäck ordnen, eine Tasse Tee trinken; zum Essen griff ich auf meinen Vorrat an Keksen zurück.
Um 06:30 Uhr trafen sich alle Reiseteilnehmer in der Hotelhalle zur Abfahrt zum Bahnhof. Pünktlich um 06:45 Uhr verließ unser Fahrzeug das Hotel, die Fahrt zum Bahnhof dauerte nur wenige Minuten, es gab keine Staus. Für die Reise nach Peking stand ein Zug der chinesischen Bahn bereit. Ilse, die mongolische Reiseleiterin und ich bekamen einen Platz im Wagen 3 zugewiesen. Hier waren es ausschließlich männliche Bahnbedienstete, die am Eingang unsere Reisedokumente kontrollierten und im Weiteren für alle Angelegenheiten im Zug zuständig waren. Die Herren traten immer mit wichtigem Gesichtsausdruck auf. Eine Unterhaltung mit ihnen schien allein schon wegen der Sprache unmöglich zu sein.
Rechtzeitig vor der pünktlichen Abfahrt um 07:30 Uhr hatten wir unser Gepäck verstaut. Ilse und ich richteten unsere Betten unten ein, die Mongolin stieg in eines der beiden oberen Betten. Das vierte diente uns als Ablage für Gepäck und Utensilien, die während der Fahrt benötigt wurden. Ein blauer, wolkenloser Himmel präsentierte sich lange Zeit während der Fahrt. Ich empfand es an diesem Morgen nicht so kalt wie die Tage zuvor, es waren wahrscheinlich nur wenige Grade unter Null.
Im unbesiedelten Gebiet fiel oftmals die weiß-braune Färbung der Landschaft und der Hügelketten auf, die sich nur mit spärlichem Bewuchs präsentieren. Nach zwei Stunden Fahrt war von den Schneeflächen, die anfangs noch in der Landschaft zu sehen waren, kaum noch etwas vorhanden, die Steppe zeigte sich mit einem leichten Grünschleier. Und immer wieder sah man Pferde- und Rinderherden im Gelände, manchmal waren auch Kamele zu sehen. Das flache Land breitete sich aus, leicht grün, mit nur niedrigem Pflanzenwuchs, und das hügelige Gebiet rückte dagegen in weite Ferne. In den entlang der Strecke errichteten Zäunen hatte sich viel Müll gefangen. Zahlreiche Tierkadaver am Zaun ließen darauf schließen, dass dieser zu einem Hindernis für wildlebende Tiere geworden ist. Die Greifvögel, die ihre Nester auf Strommasten errichtet hatten, fanden hier ausreichend Nahrung. Mit 15 Minuten Verspätung erreichte der Zug den ersten Zielort Tschoyr, nach etwa 15 Minuten Aufenthalt ging es weiter. Wenig später hatten wir die Ausläufer der Wüste Gobi erreicht mit überwiegend flachem, hellbraunem Land mit kaum erkennbarem Pflanzenwuchs.
Immer deutlicher wurde es dann, dass wir die Wüste Gobi durchfuhren: Sand, Geröll, niederer Pflanzenwuchs. Und immer wieder sah man Herden oder Einzeltiere von Rindern, Pferden, Schafen, Kamelen und insbesondere hellhäutigen Antilopen.
Im Schein der untergehenden Sonne wechselte die Färbung der Landschaft nun in ein mattes Grün. Wie schon in den Gegenden mit Sand und Geröll gab es hier viele Nutztiere, die von ihren Besitzern auf weitläufig umzäunten Flächen zum Weiden alleingelassen wurden.
Etwa um 19 Uhr erreichte der Zug die mongolische Grenzstation Samin Uud, nach einigen Minuten kam eine Grenzpolizistin durch den Wagen und sammelte die Reisepässe nach einer Gesichtskontrolle ein. Es verging mehr als eine halbe Stunde, bis wieder eine Frau in Uniform er-schien und mit dem weißen Formular die Zollerklärung einsammelte. Kurze Zeit später kam die Grenzpolizistin mit den abgestempelten Reisepässen zurück. Während in manchen Staaten die Reisepässe einfach drauflos abgestempelt werden, waren die Mongolen offensichtlich bemüht, platzsparend und mit ordentlichem Aussehen ihre Stempel anzubringen.

Es war inzwischen 20:45 Uhr, chinesische Grenzpolizisten marschierten durch den Wagen, der kurze Zeit stand und sich dann weiterbewegte. Während der Fahrt waren die Uniformträger auf dem Gang fortlaufend unterwegs.
Es war kurz nach 21 Uhr, als ein Grenzbeamter kam und die Zollerklärungen abholte. Wenig später sammelte eine Frau in Uniform die Reisepässe mit den Einreiseformularen ein. Während dieser Zeit stand der Zug im Grenzbahnhof, und wir warteten auf die Weiterfahrt. Etwa um 22:20 Uhr setzte sich der Zug rückwärts in Bewegung, wohl zum Wechseln der Fahrgestelle wegen der anderen Spurweite.
Kurz nach 22:30 Uhr brachte ein Uniformierter die Reisepässe mit den Einreisestempeln zurück. Nun setzte sich der Zug fortwährend in Bewegung, vorwärts, rückwärts, manchmal gingen dabei heftige Stöße durch den Wagen. Es dauerte bis etwa 2 Uhr, bis die Fahrgestelle auf die andere Spurweite umgebaut waren und der Zug endlich den Grenzbahnhof verlassen konnte.
Auf dem Weg nach Peking
Letzte Etappe der Reise mit der Transsibirischen -, Transmongolischen Eisenbahn
Etwa um 03:00 Uhr hatte ich mal das Bedürfnis, eine Toilette aufzusuchen, beide in diesem Wagen aber waren verschlossen und wurden als besetzt angezeigt. Da ich nicht annahm, dass zu dieser Zeit weitere zwei Personen den Drang spürten, die Toilette aufzusuchen, veranlasste ich den Schaffner im Nachbarabteil, das nach der Abfahrt wohl vergessene Aufschließen nachzuholen. Er klopfte an eine der Türen, die erstaunlicherweise von innen geöffnet wurde. Der Bahnbedienstete sah den Chinesen kurz an und zeigte mir ein offensichtlich verärgertes Gesicht, weil ich ihn bei seinem Spielen mit seinem Smartphone gestört hatte.
Um 06:00 Uhr beendete ich meine Nachtruhe und machte mich reisefertig. Das Frühstück um 7:00 Uhr fiel sehr sparsam aus: Ein Becher schwarzer Tee, dazu zwei Kekse aus meiner Tüte, die ich mir im Kaufhaus in Irkutsk gekauft hatte.
Der Zug war seit einem planmäßigen Halt zunächst durch industriell geprägtes Gebiet gefahren und hatte bald wieder wüstenähnliche Gegenden erreicht. Noch in der Nähe des Ortes des letzten planmäßigen Halts war ein imposanter Häuserbau zu sehen. Dem äußeren Eindruck des Wohnungsbaus nach wurden zu den vorhandenen Wohntürmen weitere gebaut, ein Kontrast zu der niedrigeren Bebauung, die in der Umgebung zu erkennen war. Bei einem Blick aus dem Fenster konnten wir sehen, dass unser Zug hügelige Landschaften durchquerte. Beim Bau der Bahntrasse mussten wohl tiefe Einschnitte freigesprengt werden. Mit Drahtgeflechten und Beton hatten die Baufirmen die entstandenen Abhänge links und rechts der Strecke gegen den Absturz losen Gesteins gesichert. Wo die Durchbrüche zu tief geworden wären, fuhr der Zug durch kürzere und längere Tunnel.
Kurz vor 9 Uhr hielten wir auf einem unbekannten Bahnhof. Der Ort könnte Datong heißen, laut Fahrplan war in diesem Ort ohne Zeitangabe ein Halt vorgesehen. Nach etwa fünf Minuten Stillstand ging es weiter.
Laut Fahrplan hatten wir noch etwa eine Stunde Fahrzeit bis Peking, der Zug durchfuhr weiterhin ein stark zerklüftetes Gebiet mit zahlreichen Tunneln. Ein blauer Himmel ließ vermuten, dass es ein sonnenreicher Tag werden könnte.
Ankunft in Peking
Der Zug erreichte den Bahnhof von Peking, die Fahrt mit der Transsibirischen-, mit der Transmongolischen Eisenbahn war nun an ihr Ende gelangt. Eine große Menschenmenge mühte sich zum Ausgang des Bahnhofs, es ging nur langsam voran, weil dort die Fahrscheine kontrolliert wurden.
Wir verabschiedeten uns von Frau Nawtschaa, unserer mongolischen Reiseleiterin, die uns zuvor den örtlichen Stadtführer mit seinem chinesischen Namen vorstellte. Er erklärte aber gleich, dass er den deutschen Namen Dietmar angenommen habe. Mit guten Deutschkenntnissen erklärte Dietmar uns, dass wir aus Gründen der Zeitersparnis zunächst zum Mittagessen führen, danach zur Stadtbesichtigung der Fußgängerzone und der Hutongs mit den Rikschas und erst zuletzt zum Hotel. In einem vornehm aussehenden Restaurant bekamen wir ein Mittagessen nach typisch chinesischer Art präsentiert: auf einem Drehteller auf dem Tisch wurden Schalen mit verschiedenen Speisen angeboten, z.B. gebratene Garnelen, diverses Gemüse, Gemüsereis, Geflügelfleisch, dazu Getränke.
In unserem Blickfeld schnitt ein Küchenmitarbeiter Fleischstücke von einer gebratenen Ente, die er uns anschließend servierte.
In einer Bank, die mir von Dietmar empfohlen wurde, wollte ich Geld wechseln und glaubte, dies sei schnell erledigt. Der Bankangestellte aber machte für die 40 Euro einen Riesenaufwand - Formulare ausfüllen, insgesamt fünfmal unterschreiben, Reisepass und Visum fotokopieren. Offensichtlich wollte er es ganz genau machen. Weil es so lange dauerte, kam nach einiger Zeit Dietmar hinzu und musste assistieren. Für einen Euro bekam ich hier etwa 7,50 Yuan, die chinesische Währung. Was wir dann in einer Seitenstraße bei den Garküchen zu sehen bekamen, war nichts für mich. Welch Ungeziefer hier gebraten und verzehrt wurde, ließ mir den Appetit gründlich vergehen.
Es war schon später Nachmittag, als es endlich zum Hotel ging. Zum Einchecken musste auch hier der Pass abgegeben werden. Ich erhielt eine Chip-Karte zum Öffnen der Tür meines Zimmers in der fünften Etage. Auf dem Weg zum Fahrstuhl trat mir ein Uniformträger entgegen und überprüfte mein Gepäck mit einem Sensor.
Die Anstrengungen der Bahnfahrt und des heutigen Tages steckten mir tief in den Knochen, deshalb habe ich bald Feierabend gemacht und ging früh zu Bett. Wieder war es sehr früh am Morgen, als ich meine Nachtruhe beendete.
Nach dem frühen Aufwachen habe ich mir erst einmal einen Tee zubereitet.
Wie in den anderen Hotels waren auch hier Wasserkocher und alles Weitere dafür vorhanden.
Es war zwar mühselig, weil der Internetzugang nicht leistungsfähig war, aber dennoch habe ich zunächst die eingegangenen Mails bearbeitet, bevor ich mir mein Frühstück ab 07:30 Uhr an einem reichhaltigen Büffet zusammen-stellen konnte.

So mussten die unzähligen Besucher der Verbotenen Stadt weite Wege in Kauf nehmen. Der Zutritt erfolgte durch das bekannte Tor mit dem Bild des Großen Vorsitzenden Mao darüber. Auch das Wetter war an diesem Tag nicht sehr einladend: Es war recht kühl und es begann zu schneien, erst wenig, dann im Verlauf des Vormittags immer heftiger.
Nach Dietmars ausführlichen Erklärungen zu den meist nur von außen zu besichtigenden Gebäuden in diesem weitläufigen Gelände kamen wir nach einem längeren Fußmarsch zum Bus und fuhren gleich zu einem Restaurant zum Mittagessen. Wie schon gestern gab es auf einer Drehscheibe verschiedene Angebote, die jeder nach seinem Geschmack nutzte.
Der nächste Besuch war dem Himmelstempel gewidmet. Auch hier störten die ungünstigen Witterungsverhältnisse erheblich. In einem der kleinen Shops habe ich mir als Souvenir eine kleine Tasse mit dem Bild des Himmelstempels gekauft. Gleich danach stand eine Teezeremonie auf dem Programm. Hier wurden mehrere Teesorten kredenzt und deren Wirkungen er-läutert. Im Anschluss investierte ich noch in eine Packung Früchtetee und eine Tasse, die unter Wärmeeinwirkung ihr Äußeres verändert.
In einem Zentrum für chinesische Medizin attestierte mir ein Arzt nach einer recht oberflächlich erscheinenden Untersuchung, dass ich geringe Probleme mit den Nieren hätte. Hier wurde auch noch eine Fußwaschung und anschlie-ßende Massage der Füße angeboten. Darauf habe ich aber verzichtet.
Zum Abschluss des heutigen Tages stand noch ein Besuch einer Akrobaten-Show von 17:30 bis 18:30 Uhr an. Am Eingang standen mehrere Hilfspolizisten mit roter Armbinde, die energisch den Zutritt regelten. Was wir hier zu sehen bekamen, war sehr beeindruckend. Allerdings meine ich, während meiner ersten Chinareise 2013 diese Show schon einmal erlebt zu haben.
In diesem Hotel war der Frühstücksraum schon ab 06:30 Uhr geöffnet, doch ich hatte noch keinen richtigen Appetit und habe deshalb auch nur wenig gegessen. Zusammen mit anderen Reiseteilnehmern wartete ich auf die Abfahrt zur Besichtigung der Großen Mauer.
Nach einer Fahrzeit von etwas mehr als einer Stunde erreichten wir das Gelände, wo schon viele andere Besucher um Einlass baten. Ein Shuttlebus brachte uns von einem großen Parkplatz hinter dem Einlass zum dem eigentlichen Eingang, der ein paar Kilometer entfernt lag. Von hier aus konnte man zu Fuß zur Mauer hochgehen oder aber für 120 Yuan eine Seilbahn nutzen. Ich entschied mich für die Seilbahn. Das Lüneburger Paar berichtete später, es sei doch sehr anstrengend gewesen, zu Fuß den oberen Bereich der Mauer zu erreichen.

Ein letzter Programmpunkt des Tages war die Fahrt zur Besichtigung des Sommerpalastes. Hierfür musste ich noch meinen Kostenbeitrag an den Reiseleiter bezahlen, weil ich diese Tour zuvor nicht gebucht hatte. Die Besichtigung des Sommerpalastes erfolgte wieder mit Dietmars weitreichenden Erläuterungen, der sein umfassendes Wissen präsentierte.
An einigen Stellen konnten wir meist ältere Herren dabei beobachten, wie sie mit zuvor in Wasser getauchten großen Pinseln chinesische Schriftzeichen auf den Gehweg malten. Dietmar übersetzte die geschriebenen Wörter in die deutsche Sprache, die aber für unseren Besuch nicht relevant waren.
Bahnreise Peking – Shanghai
An diesem Tag stand nun die letzte Etappe der Reise auf dem Programm, die Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Shanghai.
Mein Gepäck hatte ich schon am Abend zuvor weitgehend zur Abreise geordnet und gepackt. Nach einem kurzen und knappen Frühstück standen wir alle pünktlich um 7 Uhr zur Abfahrt zum Bahnhof bereit.

Pünktlich um 09:00 Uhr fuhr der Zug ab, und bereits nach zehn Minuten hatte der Zug seine Geschwindigkeit von 342 km/h erreicht. Über dem Durchgang zum nächsten Wagen sah ich fortwährend die Einblendung relevanter Daten und Hinweise mittels eines Leuchtschriftbandes in chinesischer und englischer Sprache.

In unregelmäßigen Abständen gingen Frauen durch die Wagen, um die Toiletten zu reinigen. Ebenso unregelmäßig folgten ihnen Uniformierte und kontrollierten die Listen, in denen der Reinigungsvorgang quittiert wurde.
Während der gesamten Fahrt war der Himmel bedeckt, kurz vor Shanghai sah es nach Regen aus.
Um 13:27 Uhr, nach etwa viereinhalb Stunden Reisezeit und etwa 1300 Kilometern Fahrstrecke kamen wir im Bahnhof von Shanghai an. Wieder mussten alle Reisenden am Ausgang durch eine Ticketkontrolle, die aber doch recht zügig erfolgte. Dietmar hatte uns bis Shanghai begleitet und übergab die weitere Betreuung an Frau Lu Yin, die sich Stefanie nannte.
Ein Mittagessen war nicht vorgesehen. Zu einer ersten Stadtbesichtigung ging die Fahrt vom Bahnhof zur Altstadt nur schleppend voran, der Großstadtverkehr ließ kein zügiges Vorankommen zu.
Erst am späten Nachmittag sollten wir unser Hotel erreichen, da es zum einen vorerst nicht auf unserem Wege lag und zum anderen das Einchecken erst zu einem späteren Zeitpunkt zuließ. Also hielt unser Kleinbus in einer Seitenstraße, von der wir über einen schmalen Weg durch die Häuserreihe das Zentrum der Altstadt erreichten.
In der Gartenanlage erläuterte Stefanie in ausführlicher Weise die Gebäude und ihre Inschriften und wies uns auf die riesigen Kois hin – jene Art von Goldfischen, die zur Karpfen-Familie gehören und die in den Wasserläufen in großer Zahl zu sehen waren. Nach dieser Besichtigung hatten wir etwa eine halbe Stunde Zeit, uns selbstständig im Altstadtbereich aufzuhalten. Ich war zum zweiten Mal in Shanghai und hatte die Sehenswürdigkeiten der Altstadt noch gut in der Erinnerung. Deshalb nutzte ich mit zwei anderen Teilnehmern diese Zeit, bei Starbucks eine Kaffeepause einzulegen. In einem kleinen Shop kaufte ich für die kleine Tochter meines Neffen schließlich noch einen Stofftier-Pandabären.
Zunächst zeigte Stefanie uns die markantesten Gebäude, danach hatte jeder Gelegenheit zum selbstständigen Rundgang vor Ort. Inzwischen war es später Nachmittag geworden, die Wolken hingen immer noch tief, aber es regnete nicht. Als es Zeit wurde für das Abendessen, suchten wir eines der Restaurants am Bund auf. Im Gegensatz zu dem Speisenangeboten in Peking fiel dieses in Shanghai eher sparsam aus. Während der anschließenden Fahrt zum Hotel stellten wir fest, dass ebenfalls anders als in Peking die Autofahrer in Shanghai kaum noch hupten. Denn das sei, so Stefanie, hier verboten.
In Shanghai
Gleich nach unserer Ankunft in Shanghai unterbreitete uns Stefanie das Angebot einer nächtlichen Stadtbesichtigung. Nur zwei von uns entschieden sich dagegen, weil sie lieber ihren eigenen Interessen nachgingen. Für alle anderen erhöhte sich der Teilnahmebetrag von 200 auf 250 Yuan – das entspricht 33€. Da sich mein Vorrat an chinesischer Währung dem Ende neigte, war ich froh, dass ich auch in Euro bezahlen konnte. Stefanie gab mir die Differenz zu 50€ in Yuan wieder, dabei betrug der Wechselkurs 1:7,5.

In diesem Hotel gab es schon ab 6:30 Uhr Frühstück. Es war ein gutes und umfangreiches Angebot, auch wenn der Espresso nur kostenpflichtig abge-geben wurde. Ich bediente mich an den gebackenen Bohnen, nahm eine ordentliche Portion Kartoffelsalat, einige gut gewürzte Schinkenstücke, etwas Reis mit Ei und Gemüse, dazu ein wenig sehr scharfe Chilisauce, Kaffee und Grapefruitsaft. Bei dem guten Essen fiel es mir leicht, mich bis 7:30 Uhr im Frühstücksraum aufzuhalten.
Das Wetter war an diesem Morgen weniger freundlich, es schien zu regnen.
Zudem gab es eine Änderung des Tagesprogramms: Die örtliche Reiseagentur hatte die geplante Exkursion dieses Tages zu dem im Reiseprogramm beschriebenen Wasserdorf Tongli durch ein anderes ersetzt, das sich geringerer Entfernung von Shanghai befindet und deshalb schneller zu erreichen ist. Es wurde erklärt, dass es bei einer Besichtigung des weiter entfernt liegenden Ortes nicht näher beschriebene Probleme geben könnte.
Unser Kleinbus stand pünktlich um 9 Uhr zur Abfahrt bereit, nach gut einer Stunde Fahrtzeit erreichten wir unser neues Ziel. Stefanie erklärte wieder in ausführlicher Weise alles Wissenswerte. Bei leichtem Regen machten wir uns zu Fuß auf den Weg entlang des Hauptkanals zu einer Brücke, die in diesem Ort ein wichtiges Bauwerk darstellt, denn an keiner anderen Stelle sei es möglich, den Kanal zu überqueren. Hier startete dann auch unsere Bootsfahrt durch die Wasserstraßen. Mit langen Stangen wurde das Boot von einer Frau vorangetrieben. Der immer stärker werdende Regen trübte das Erlebnis, durch die Kanäle gefahren zu werden, leider deutlich.
Der Straßenverkehr im Großraum Shanghai ist meinen Beobachtungen zufolge disziplinierter als in Peking. Zwar wurde hier nur sehr wenig gehupt, aber dafür genauso viel rechts und links überholt entsprechend der Bedürfnisse der Fahrzeugführer. An Masten angebrachte Schilder verwiesen darauf, dass die Geschwindigkeitsbegrenzungen mittels Radargeräten kontrolliert werden. Unsere Reiseleiterin erläuterte uns, dass elektrisch betriebene Autos Kennzeichen mit grünem Hintergrund haben, während diese an den sonstigen Fahrzeugen blau gefärbt sind. Der Staat sei bemüht, durch Steuerbegünstigungen die Elektromobilität zu fördern.
In Shanghai angekommen, steuerte unser Fahrer einen Seidenspinnerei-Betrieb an. Dort wurde uns gezeigt, welche Einzelschritte nötig sind, um ein großes Wäschestück aus Seide herzustellen. Im angegliederten Shop gab es die Möglichkeit, einige Teile aus Seide zu kaufen.
Dieser verdeckten Verkaufsveranstaltung schloss sich ein Programmpunkt an, der auf größeres Interesse stieß: die Fahrt zum Wolkenkratzer „Shanghai World Financial Center“ im Stadtteil Pudong und zu dessen Besichtigung.
Der letzte Tag der Reise hatte begonnen. Bis zum Frühstück um 6:30 Uhr hatte ich genug Zeit, mein Gepäck zur Abreise vorzubereiten. Denn in wenigen Stunden stand der Rückflug nach Deutschland bevor. Wir hatten am Vorabend vereinbart, dass der Bus uns sechs Reisenden um 10 Uhr vom Hotel abholen und zum Flughafen Shanghai-Pudong bringen sollte. Also trafen wir uns nach dem Frühstück in der Hotelhalle und warteten auf den Kleinbus. Dabei ließen wir die Erlebnisse der letzten zwei Wochen noch einmal Revue passieren.
Die Fahrt zum Flughafen dauerte knapp eine Stunde, es herrschte schon wieder dichter Verkehr auf den Straßen von Shanghai. Vor dem Eintritt ins Flughafengebäude mussten wir uns wieder einer Kontrolle unterziehen. Sämtliche mitge-führten Gepäckstücke wurden durch einen Scanner geschickt, und jeder Reisende musste durch einen „Pfeifbogen“ gehen.

Nach den üblichen Kontrollen blieb uns noch viel Zeit, auf die letzte Abfertigung zu warten. Endlich um 13:40 Uhr durfte ich zu meinem Platz 67D im Airbus 380-800 gehen. Über das Lufthansa-Internetportal hatte ich mir am Vortag den Platz am Gang ausgewählt, um meine Beine auch mal weiter austrecken zu können, denn der Rückflug sollte rund 12 Stunden dauern. Der Platz neben mir blieb frei, somit musste ich nicht damit rechnen, dass mich ein Sitznachbar zum Aufstehen nötigt. Nach einer dreiviertel Stunde war das Flugzeug in der Luft, wenig später wurde auf dem Bildschirm die Reiseflughöhe von 11058 Metern angezeigt.
An meinem Platz war es lausig kalt, denn von oben aus den Lüftungskanälen wehte kalte Luft. Mit der Decke, die auf dem Sitz lag, war es einigermaßen auszuhalten. Eine Flugbegleiterin erklärte mir, das könne nicht geändert werden, weil das alles zentral gesteuert werde, ich könne aber den oberen Teil des Flugzeugs besuchen. Bald schon wurden Getränke und eine kleine Packung Brezel verteilt. Nach etwa einer Stunde Flug gab es ein Mittagessen. Ich habe mich für das Hähnchenfleisch entschieden, das auf chinesische Art zubereitet war und sehr gut geschmeckte. Dazu habe ich mir eine Dose Bier geben lassen. Im weiteren Verlauf wurde die Flughöhe auf dem Bildschirm aktualisiert: 11665 m.
Nach knapp vier Stunden Flug gab es wieder Getränke, für mich wie schon beim ersten Mal war es ein Becher Apfelsaft. Jetzt flogen wir in einer Höhe von 11717 m.
Nachdem ich für einen Toilettengang meinen Platz verlassen hatte, kam ich auf das Angebot zurück, dass ich wegen meiner Klage bezüglich der kalten Luft erhalten hatte, und sah mich in der Economy-Klasse im Oberdeck um. In der Dunkelheit konnte ich nicht erkennen, ob es da einen freien Platz für mich gab, deshalb kehrte ich schon bald wieder auf die Hauptebene zurück.
Bis zur Landung in Frankfurt wurden mir noch ein Stück Kuchen und später ein warmes Abendessen serviert. Als Getränk bat ich erneut um einen Becher Apfelsaft.
Nach etwas mehr als elf Stunden landete das Flugzeug in Frankfurt. Es ging ziemlich zügig voran, als wir den Airbus verließen. Die Passkontrolle erfolgte an einem Automaten, auf das Gepäck musste ich kaum 15 Minuten warten. Überraschenderweise gab es auch keine Zollkontrolle. Zollpflichtige Gegenstände führte ich aber sowieso nicht ein. Zusammen mit den anderen Reiseteilnehmern erreichte ich den Hauptbahnhof Frankfurt. Hier hieß es nun Abschied nehmen, bevor ich mich aufmachte und das Gleis für meine Weiterfahrt aufsuchte. Nach meiner mir vor dem Reiseantritt beschafften Information musste der ICE nach Berlin von Gleis 7 abfahren. Dort fand ich den schon bereitstehenden Zug und in einem Wagen einen freien Platz mit Tisch in der Nähe des Eingangs. Pünktlich fuhr der ICE um 20:18 Uhr ab und erreichte Wolfsburg wenige Minuten vor der im Plan angegebenen Zeit.
Ein Taxifahrer freute sich über die Möglichkeit, mich nach Hause zu bringen und dabei zu einer Einnahme zu kommen.

Gilbert Bécauds Lied 'Nathalie'.
Vom Roten Platz hat er gesungen,
zum dritten Mal war ich nun dort.
Der halbe Tag war schon verronnen,
wie legendär einst Nathalie.
Unzähl'ge Menschen konnt' ich sehen,
so stellt sich das Gebäude dar.
Doch innen sich die Blicke weiden
zum hohen Maß Behaglichkeit.
Die Gäste sollen es erleben
trank keine Schokolade.
Beim Kaffee mich dort auszuruh‘n,
war Grund für mich zu gehen
vom Roten Platz, auch ohne sie.
Bernhard Dinges


Der 8. Dezember 1978 ist der Tag geblieben, der sich fest in meinem Gedächtnis festgesetzt hat.
Mit einer Delegation aus Mitgliedern des Rates der Stadt Wolfsburg und den Fachangestellten in der Verwaltung fuhr ich nach Halle an der Saale, um dort das Planetarium zu besichtigen. Außerdem wollten wir uns über die Technik des Vorführgerätes informieren. Hintergrund zu dieser Informationsreise war die Annahme eines Geschenkes der Volkswagen AG an die Stadt Wolfsburg aus Anlass des 40. Stadtgründungstages am 1.Juli 1978. Volkswagen hatte in der Zeit 10000 Fahrzeuge vom Typ Golf in die DDR geliefert und im Gegenzug dafür unter anderem das Vorführgerät für ein Planetarium bekommen. Die Stadt sollte sich aber selbst darum kümmern, ein angemessenes Gebäude zu errichten. Schließlich wurden der Oberbürgermeister und der Oberstadtdirektor als Chef der Verwaltung vom Rat beauftragt, mit VW über eine Kostenübernahme für das Gebäude zu verhandeln. Diese Verhandlungen brachten den Erfolg, dass VW sich an den Baukosten beteiligte. Wir waren nun unterwegs, etwa 40 Personen, die als eine Art Staatsgäste der DDR ohne besondere Formalitäten und insbesondere ohne die Verpflichtung zum Geldumtausch nach Halle reisen durften. Die Besichtigung erfolgte zur großen Zufriedenheit aller, wir wurden auch beköstigt und machten uns am Nachmittag gegen 16 Uhr auf den Weg zurück nach Wolfsburg.