Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking

  • von DID102745
  • 19 Jan., 2019

mit bis zu 352 km/h nach Shanghai

02. März bis 21. März 2018
Transsibirische Eisenbahn am Baikalsee im Sommer Foto: Berge & Meer
Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn
Anreise nach Moskau
Der Tag in Moskau und die Abfahrt des Zuges
Der erste Tag im Zug
Der zweite Tag im Zug
Der dritte Tag im Zug
Ankunft und erster Tag in Irkutsk
Von Irkutsk nach Listwjanka
In Listwjanka am Baikalsee
Zurück nach Irkutsk
Von Irkutsk in die Mongolei
Ankunft in Ulan Bator
Fahrt zum Nationalpark Terelj
Vom Nationalpark Terelj nach Ulan Bator
Von Ulan Bator nach Peking
Auf dem Weg nach Peking
Ankunft Peking
Verbotene Stadt, Peking
Besichtigung der Chinesischen Mauer, Peking
Bahnreise Peking – Shanghai
In Shanghai
Besuch des Wasserdorfes, Shanghai
Tag der Abreise aus Shanghai
Reise Shanghai – Frankfurt – Wolfsburg
Fotos von verschiedenen Orten
Gedichte zur Reise nach Russland 2017
Streckenverlauf entlang des Baikalsees - Foto iStock.com
Es war mir schon klar, dass ich nicht mit tropischen Temperaturen rechnen konnte, als ich mich entschloss, das Angebot von „Reise & Meer“ anzunehmen, mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking zu fahren.
In der Hoffnung, im März vielleicht schon auf frühlingshafteres Wetter zu treffen, entschied ich mich für die Fahrt in diesem Monat. Bei einem Reiseantritt im Februar hätten mich sicher winterliche Verhältnisse erwartet.
In Moskau standen uns nur wenige Stunden zu umfangreichen Besichtigungen zur Verfügung, bevor am Samstagabend kurz vor Mitternacht die Bahnfahrt begann. In der russischen Hauptstadt wurden wir noch von einer Reiseleiterin begleitet, während wir vier Reisende uns bis Irkutsk selbst um alles weitere kümmern mussten. Die Bahnfahrt verlief ohne Probleme. Unterwegs gab es auf den Bahnsteigen immer wieder Gelegenheiten, sich mit Verpflegung und Souvenirs einzudecken.
In der Nähe des Baikalsees im fernen Sibirien holte uns der Winter mit seinen eisigen Tagestemperaturen ein, die sich deutlich im zweistelligen Minusbereich bewegten. Irkutsk war nur eine Durchgangsstation nach Listwjanka am Baikalsee, der mit einer dicken Eisschicht bedeckt war, auf der Autos und sogar LKWs unterwegs waren.
In der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator erlebten wir uns völlig ungewohnte Verkehrsverhältnisse. Die Fahrt ins Land und die Übernachtung in einer Nomadenjurte waren ein unvergessliches Erlebnis, auch wenn alles dort auf die Bedürfnisse von Touristen zugeschnitten war.
In Peking erwartete uns zunächst frühlingshaftes Wetter, das aber schon am nächsten Tag wieder winterliche Züge annahm. Der Platz zum Himmlischen Frieden war mit den Autos der Delegierten des Nationalen Volkskongresses vollgestellt. Tausende von Polizisten standen an den Straßenecken und übten neben den Überwachungskameras die Kontrolle allen Geschehens aus.
Besonders war auch die Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Shanghai – die 352 Stundenkilometer spürte man kaum.
Shanghai ist eine andere Stadt, das Leben dort verläuft nach anderen Regeln als in der Hauptstadt. Die Wolkenkratzer im Stadtteil Pudong stehen symbolisch für das Aufwärtsstreben der chinesischen Volkswirtschaft.
Bernhard Dinges
Streckenverlauf der Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn
Die hier beschriebene Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn gehörte nicht zu meinen Lebensträumen, jedoch war das Angebot sowohl von der Beschreibung als auch vom Preis her sehr verlockend.
Wir waren anfangs nur eine kleine Reisegruppe. In Moskau trafen wir vier Teilnehmer auf die Stadtführerin, die uns zum Hotel und während der eintägigen Stadtbesichtigung begleitete. Die Bahnfahrt bis Irkutsk erlebten wir ohne eine Betreuung durch einen Vertreter des Reiseveranstalters. Zwei weitere Personen kamen mit dem Flugzeug aus Moskau an den Baikalsee, so dass wir nun in einer sechsköpfigen Gruppe die Tour über Ulan Bator in der Mongolei und Chinas Hauptstadt Peking bis nach Shanghai fortsetzten.
Freitag, 02.03.2018
Anreise nach Moskau
Nach der Buchung der Reise am 01. Juni 2017 war nach vielen Vorbereitungen endlich der Tag gekommen, an dem es losgehen sollte. Meinen Reisepass mit den eingeklebten Visa für Russland und China hatte ich einige Tage zuvor zugesandt bekommen. Vom Reiseveranstalter, Berge & Meer, bekam ich am selben Tag in einem dicken Postbrief die noch fehlenden Informationen für den Reiseablauf, dazu ein sehr interessantes Handbuch über die Transsibirische Eisenbahn, das ich nun in doppelter Ausfertigung besaß, weil ich es schon zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte.
Meine Nachtruhe war um 04:00 Uhr beendet, ich packte letzte Sachen in meinen erst kürzlich neu erworbenen Koffer, machte mich auf den Weg zum Bäcker, wo ich mich mit Reiseproviant eindeckte. Nach einem eher spärlichen Frühstück wartete ich auf das schon am Vorabend für 05:10 Uhr bestellte Taxi für die Fahrt zum Bahnhof, das auch pünktlich erschienen ist, ebenso der ICE 275 bei seiner Ein- und Abfahrt nach Frankfurt. Bald schon kam ein Bahnmitarbeiter aus dem Bord-Restaurant und bot Kaffee an, den Becher für € 3,20. Für den Preis bekomme ich zu Hause in besseren Restau-rants Kaffee, der deutlich besser schmeckt.
Ohne Verspätung erreichte ich den Hauptbahnhof Frankfurt. Hier musste ich mich erst einmal orientieren. Über die Lautsprecheranlage kam die Mitteilung, dass der Regionalzug zum Flughafen ausgefallen sei. Die Reisenden sollten einen nach Stuttgart fahrenden IC nutzen, der aber Verspätung hatte. Auf dem Nachbargleis fuhr ein ICE nach Essen mit einem planmäßigen Halt im Flughafen ein.
Nachdem ich im Flughafen angekommen war, musste ich mich wieder einmal neu orientieren und schließlich die Hilfe eines Flughafenmitarbeiters in Anspruch nehmen. Mit seiner Unterstützung konnte ich den Weg zum Lufthansa-Abfertigungsbereich für den Flug nach Moskau finden. Im Zuge von Sparmaßnahmen gehen die Fluggesellschaften wohl jetzt dazu über, dass die Reisenden ihre Gepäckstücke selbst aufgeben. An einer dieser Maschinen stand zwar ein Mitarbeiter zur Unterstützung und Hilfestellung bei Problemen, aber es blieb dabei, dass auch ich mein Gepäck dort zum Weitertransport zum Flugzeug selbst abfertigen musste. Noch nicht automatisiert ist die Sicherheitsüberprüfung der Reisenden. Nachdem alles Handgepäck zusammen mit Portemonnaies, Mobiltelefon, Jackett etc. durch den Scanner geschickt war, musste sich jeder noch einer Art Leibesvisitation unterziehen. Diese Sicherheitsüberprüfung wurde hier sehr genau genommen, während die Passkontrolle wieder durch einen Automaten erfolgte. Auf meinem Boarding-Pass, den ich mir am Vorabend im Verlauf eines Besuchs des Lufthansa-Internetportals ausgedruckt hatte, war Gate 30 verzeichnet, das aber zwischenzeitlich geändert wurde. Der Flug nach Moskau war nicht auf der Informationsanzeige zu finden, deshalb hatte ich Anlass nachzufragen und erfuhr, dass der Abflug nach Gate 33 verlegt sei. Eine halbe Stunde vor dem planmäßigen Start sollte dort die weitere Abfertigung beginnen. Die Zeit verging, bis schließlich die Durchsage kam, dass ein anderes Flugzeug eingesetzt werde, weil das vorgesehene noch nicht startklar sei. Endlich um 12:20 Uhr, dem ursprünglichen Abflugzeitpunkt, wurden die ersten Passagiere in den Bus zur Fahrt zum weiter entfernt abgestellten Flugzeug hineingelassen. Am Ausgang zum Bus bekam ich einen neuen Boarding-Pass mit einer Sitzplatzänderung von 9C nach 16A. Das war nun ein von mir nicht gewünschter Fensterplatz, aber ich saß allein in der Sitzreihe!
Der Airbus A321-200 setzte sich schon bald in Bewegung und war wenige Minuten später unterwegs nach Moskau, wo es nach einer Durchsage aus dem Cockpit minus 9 Grad kalt war. Etwa eine halbe Stunde nach dem Start wurde das Mit-tagessen serviert, zur Auswahl standen Tortel-lini oder Hähnchenfleisch mit Gemüse. Ich habe mich für letzteres ent-schieden, dazu ließ ich mir mit zeitlichem Abstand zwei Becher Apfelsaft geben. Nach gut zwei Stunden Flug wurden noch einmal Getränke serviert, ich habe wieder einen Becher Apfelsaft genommen. Es dauerte nicht mehr lange, dann begann der Sinkflug zur Landung auf dem Flughafen Moskau-Domodedowo.
Ein Blick aus dem Fenster: Unten sah man verschneite Landschaften.
verschneite Landschaft beim Landeanflug auf Moskau Domodedowo
Die Passkontrolle war sehr genau, der Beamte in seinem Glaskäfig musterte mich sorgfältig und verglich mein Gesicht mit den Fotos im Pass und im Visum. Ich musste noch zwei Formulare unterschreiben, von denen eins für die Ausreise im Pass verblieb, dann wurde mein Weg zur Gepäckausgabe freigegeben. Auf mein Gepäck musste ich nicht lange warten, nur wenige Minuten stand ich am Förderband.
Ein Zollbeamter fragte mich, woher ich komme und ob ich mehr als 10000 US-Dollar bei mir hätte. Meine Kasse war deutlich schlechter ausgestattet!
Am Ausgang wartete eine Frau mit dem Schild mit der Aufschrift ‚Berge und Meer‘, die mich herzlich begrüßte, nachdem ich zu erkennen gegeben hatte, wohl zu der von ihr erwarteten Reisegruppe zu gehören. Sie erklärte mir, dass sie noch weitere drei Reisende erwarte. Nachdem die drei weiteren Personen erschienen waren, stellte Ludmilla sich selbst und einen jungen Mann als Vertreter des Reisebüros vor, das für die Organisation des Aufenthaltes in Moskau zuständig war. Wir mussten draußen eine ordentliche Strecke zu Fuß gehen, um zu einem kleinen Bus zu gelangen, mit dem wir zum Hotel gefahren wurden. Während der Fahrt redete Ludmilla wie ein Wasserfall und überschüttete uns mit unzähligen In-formationen über die Stadt, die Lage des Hotels, den weiteren Ablauf.
Es verging wohl etwas mehr als eine Stunde Fahrt, bis wir im Hotel Wega ankamen. Die Anmeldung ging zügig, den Reisepass, der zur Anmeldung abgegeben werden musste, habe ich gleich wieder zurückbekommen.
Moskau Hotel Wega
Für mich hatte man in der elften Etage das Zimmer 1107 reserviert, ein schönes Zimmer mit guter Ausstattung.
Ludmilla hatte uns gesagt, dass man im Hotel Geld wechseln könne. Dazu fuhr ich wieder nach unten und fand in einer Ecke der Hotelhalle einen kleinen Raum, in dem die Kasse untergebracht war. Für 50 Euro bekam ich 3415 Rubel. Ein Abendessen war an diesem Tag nicht vorgesehen, so dass ich meinen aufkommenden Hunger mit einer kleinen Mahlzeit im Hotelrestaurant besänftigte.
Nach dem frühen Aufstehen zu Hause ging zu später Stunde ein langer Tag zu Ende.

Samstag, 03.03.2018
Der Tag in Moskau und die Abfahrt des Zuges
Nach einem ausgiebigen frühen Frühstück ordnete ich zunächst mein Gepäck für die am späten Abend beginnende Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn. Ich war nun schon zum vierten Mal in der russischen Hauptstadt und kannte mich ein wenig aus. Deshalb nutzte ich die verbleibende Zeit bis zur Abfahrt zur Stadtbesichtigung, um von der in der Nähe des Hotels gelegenen Metro-Station Partisankaya ins Stadtzentrum zu fahren. Ziel war die Arbatstraße, wo ich mir in einem der schon geöffneten Läden eine Russen-Pelzmütze kaufte, die mir mit ihren Ohrenklappen später am Baikalsee gute Dienste leisten sollte.
Geburtskirche von Izmaylovo, als Kirche wieder in Betrieb
Wie schon nach der Ankunft am Abend zuvor füllte unser Gepäck den hinteren Bereich des Kleinbusses völlig aus. Bei leichtem Schneetreiben steuerte unser Fahrer verschiedene Sehenswürdigkeiten an. Es waren Kirchen, die seit dem Ende der kommunistischen Herrschaft wieder als Gotteshäuser betrieben werden sowie wichtige Gebäude des russischen Staates und der Stadt Moskau, an denen wir vorbeifuhren oder auch kurz anhielten. Einen besonderen Rang unter ihnen nimmt da die erst bis zur Jahrtausendwende wieder neu errichtete Christ-Erlöser-Kathedrale mit ihren weithin sichtbaren goldenen Kuppeln ein, die unter der Herrschaft Stalins zerstört worden war. Besondere Aufmerksamkeit erweckten eine neue, über die Moskwa geschwungene Fußgänger-Brücke und die daran angrenzende Parkanlage. Vom sogenannten Spatzenhügel mit der Nähe zur bedeutenden Lomonossow-Universität bietet sich dem Betrachter ein guter Überblick über die Stadt und ihre Wolkenkratzer im Stadtzentrum. Auch das Gebäude des Russischen Staatszirkus war Ziel der Besichtigungsfahrt. Hier konnten wir an der Straße das Denkmal des Clowns Yuri Nikolin sehen, der dort an einem Auto stehend zum Fotografieren Anreiz gibt. Ludmilla wies zudem noch im Vorbeifahren auf Häuser und Grundstücke hin, wo hochrangige Politiker ihren Wohnsitz haben oder welche, die als Gästehäuser des Staates genutzt werden.
Am Nachmittag verzichtete ich darauf, während meines nun vierten Moskau-Aufenthaltes ein weiteres Mal das Gelände des Kremls zu besuchen.
Mich zog es wieder einmal zum Café Puschkin, das der legendäre französische Sänger Gilbert Bécaud in seinem Chanson ‚Nathalie‘ als Ziel seines Spazierganges mit seiner Reiseleiterin dieses Namens hervorgehoben hatte. Der Weg vom Roten Platz über die Twerskaja-Straße zum Café am Twerskoy-Boulevard ist knapp 1,5 Kilometer lang und kann zu einem großen Teil mit der Metro zurückgelegt werden. Über den ersten Eingang erreicht man das Restaurant, der zweite, dessen Bild hier zu sehen ist, führt in die Konditorei. Dort überreichte ich einer Angestellten ein Exemplar des Senioren Journals aus dem Jahr 2017, in dem ich über meinen Besuch in diesem vornehmen Lokal in einem Artikel und einem Gedicht berichtet hatte.
Eingang zum Café Puschkin
Es muss wohl die Chefin gewesen sein, die die Angestellte veranlasste, mir deshalb zwei Macarons zu bringen. Diese nahm dann auch meine Bestellung auf: eine Tasse Espresso und ein kunstvoll gestaltetes Gebäckstück – павлова малина-клубника – Pavlova Malina-Klubnika, mit Himbeeren- und Erdbeerencreme.
Da dieses Gebäckstück im Café Puschkin nur kurzfristig meinen Hunger stillte, ging ich zurück zum Roten Platz und tauchte in das sich in der Nähe der Kremlmauer befindliche dreistöckige unterirdische Einkaufszentrum ab, wo ich mir in einem der vielen Restaurants etwas zu essen besorgte. Inzwischen war es dunkel geworden, ein Anlass für mich, den Roten Platz im Abendlicht zu besuchen. Baukolonnen waren noch damit beschäftigt, die künstliche Eisbahn abzubauen, die über die Winterszeit dem Freizeitvergnügen der Moskowiter und der Besucher der Hauptstadt diente. Nach einem Abstecher durch das Kaufhaus GUM mit seinen vielen Geschäften machte ich einen Spaziergang durch verschiedene bunt beleuchtete Nebenstraßen, z.B. die ulitza Nikolskaya. Steht man vor dem roten Backsteinbau des Historischen Museums am Roten Platz, geht es rechter Hand in diese kleine Straße, in der sich auch ein Postamt befindet. Ich hatte noch viel Zeit, denn es war vereinbart worden, dass ich mich zur Fahrt zum Jaroslawler Bahnhof bis 21:45 Uhr am Karl-Marx-Monument gegenüber dem Bolschoi-Theater einfinden sollte.
Draußen wurde es lausig kalt. In der Metro-Station am Bolschoi-Theater kaufte ich mir zwei Tickets und fuhr ein paar Stationen weit, sah mich in der Gegend ein wenig um und fuhr bald wieder zurück.
Ludmilla, unsere Stadtführerin, erschien mit den drei anderen Reisenden frühzeitig am Karl-Marx-Denkmal, wohin sie den Kleinbus bestellte. Ziel war jetzt das Hilton-Moscow-Leningradskaya-Hotel, das sich im Inneren noch in seinem Urzustand präsentiert.
Diesen zu bewundern, sorgte beim Personal für Unmut, da wir ja keine Hotelgäste waren. Ludmilla konnte sie aber dazu bewegen, uns wenigstens in die Eingangshalle eintreten zu lassen.
Als wir wenig später den Bahnhof erreichten, fanden wir bald mit Unterstützung durch das Bahnpersonal den Abfahrtsbereich unseres Zuges. Hier hatten wir auch noch Zeit, denn noch war keine Information zu sehen, von wel-chem Gleis die Reise beginnen sollte. Erst spät, kaum eine Stunde vor der Abfahrt, wurde angezeigt, dass dieser Zug am Gleis 1 bereitstehe. Dort, am Wagen 5, erwarteten uns zwei Zugbegleiterinnen, die vor dem Einstieg die Angaben auf dem Ticket mit dem Reisepass verglichen.
Anzeigetafel für abfahrende und ankommende Züge (bearbeitet)

Wir vier Reisenden, ein nach eigenen Aussagen reiseerfahrenes Paar aus dem Raum Lüneburg, kaum älter als die allein reisende Frau aus Hamburg  und ich, waren nun auf der Suche nach unseren Abteilen. Die Hamburgerin und ich suchten die Kabine mit den Nummern 37 und 38, die wir zunächst nicht dort fanden, wo sie am Ende des Ganges hinter 35 und 36 zu vermuten war. Ganz vorn, gleich hinter dem Dienstabteil der Zugbegleiterinnen, lag unser Abteil, zwei Betten übereinander. Sie stellte sich als ‚Ilse‘ vor, wir arrangierten uns schnell in der Enge der Kabine. Ich nahm das Bett oben, Ilse das unten. Entgegen der sich auf die Reiseausschreibung stützenden Erwartung, ein Vier-Bett-Abteil beziehen zu müssen, haben wir eines mit zwei Betten zugeteilt bekommen. Der Zug war offensichtlich nicht ausgebucht. Ilse erzählte mir, dass sie auch schon viel gereist sei und erst gerade vor etwa einem Jahr in Tibet unterwegs gewesen sei. Ihr Sohn sei bei einem Unternehmen der Luft- und Raumfahrt beschäftigt. Sonst aber lebe sie allein mit ihrem Hund in einer Siedlung am Stadtrand Hamburgs in angenehmer Nachbarschaft. Der Zug fuhr pünktlich um 23:45 Uhr Moskauer Zeit ab, die Zeitzone, die für die russische Staatsbahn landesweit gilt und uns nun bis zur Grenze zur Mongolei begleiten sollte. Es war schon reichlich nach Mitternacht, als wir uns nacheinander in der nahegelegenen Bordtoilette für die Nachtruhe fertigmachten. Die ersten Stopps des Zuges in den Bahnhöfen von Vladimir und Nischni Nowgorod bekamen wir kaum mit, nachdem wir uns auf unseren Liegen im Abteil zum Schlafen ausgebreitet hatten.

Sonntag, 04.03.2018
Der erste Tag im Zug
Am nächsten Morgen war ich früh auf den Beinen und suchte das sich im übernächsten Wagen befindliche Bordrestaurant auf. In der ausgelegten Speisekarte in russischer und englischer Sprache bot die Bahngesellschaft eine Vielzahl an Speisen und Getränken an. Ich bestellte mir das Angebot ‚Variante 2‘ - Eier mit Speck und Zwiebeln, dazu Brot und eine Tasse Kaffee. Während meiner Abwesenheit aus dem Abteil hatte Ilse, die bis dahin noch schlief, sich ebenfalls ausgehfertig gemacht und sich ihr Frühstück zubereitet. Gelegentlich sahen wir auch das mitreisende Paar, das im selben Wagen ein Abteil hatte und das sich immer wieder am Samovar in der Nähe des Abteils der Zugbegleiterinnen heißes Wasser für Tee oder Kaffee holte.
Der Bahnhof der Stadt Kirow war bald der erste, auf dessen Bahnsteig wir uns für etwa 15 Minuten die Beine vertreten konnten.
Bahnhof der Stadt Kirow
In den frühen Nachmittagsstunden erreichte der Zug den Bahnhof der Stadt Balesino. Um 15:42 Uhr Moskauer Zeit (MOZ) konnte man an einem Gebäude abwechselnd die Zeit und die Temperatur, es waren minus 4 Grad, ablesen.
Der Sonntag verlief sehr ruhig. Während der Vorbeifahrt an kleinen Orten sahen wir immer wieder Häuser, aus deren Schornsteinen Rauch aufstieg. Die Landschaft war schneebedeckt, es musste draußen ordentlich kalt sein. Nach fast vier Stunden Fahrt kam der Zug um 19:45 Uhr in Perm an, westlich des Urals. Kaum 20 Minuten später ging es weiter, ohne dass ich die Gelegenheit nutzte, um wieder mal auszusteigen.
Die Weiterfahrt und der frühe Abend verliefen ohne Vorkommnisse. Ilse und ich tauschten unsere Reiseerfahrungen aus und spekulierten darüber, was uns denn nach der Ankunft in Irkutsk erwarten könnte.
Es war irgendwann in der Nacht, wir schliefen wohl, als der Zug den Ural überquerte und wir damit im asiatischen Teil Russlands ankamen.

Montag, 05.03.2018
Der zweite Tag im Zug
Kurz vor 8 Uhr Ortszeit fuhr der Zug in den Bahnhof Tjumen ein. Wie viele andere Passagiere stieg auch ich aus und konnte mir bis zur Abfahrt nach etwa 20 Minuten auf dem Bahnsteig die Beine vertreten. Die sich abwechselnde Zeit- und Temperaturanzeige am Bahnhofsgebäude zeigte 05:54 MOZ und minus 16 Grad an.
Wir hatten hier schon eine Differenz von zwei Stunden zwischen Ortszeit und der für den gesamten russischen Bahn-verkehr geltenden Moskauer Zeit. Unser Tagesablauf war aber auf die Ortszeit ausgerichtet, deshalb verabschiedeten wir uns bei unseren Betrachtungen des Tages von der Moskauer Zeit.
Zum Frühstück ging ich wieder in den übernächsten Wagen zum Bordrestaurant und bestellte mir ein Sandwich mit Butter und Lachsstreifen, dazu Kaffee.
Frühstücksgedeck im Zug
Das Frühstück war gut, zwei Stück Art Weißbrot mit Butter und Lachsstreifen, zu Gesamtkosten von 560 Rubel, nach dem letzten Umrechnungskurs etwa 8 Euro. Auf dem Weg nach Omsk hielt der Zug noch einmal in einem kleinen Bahnhof für ca. 15 Minuten.
Das Thermometer am Gebäude zeigte minus 8 Grad an.
Eine Zugbegleiterin bot mir diverse Artikel zum Kauf an, unter anderem ein Teeglas mit einem kupferfarbenen Glashalter mit eingeprägten Bahnmotiven zum Preis von 3760 Rubel. Es war nicht möglich, mit einer Kreditkarte zu bezahlen, und so viel Rubel hatte ich auch nicht dabei. Allerdings wurde mein Angebot akzeptiert, mit Euros zu bezahlen. Wechsel-kurs ein Euro = 70 Rubel. 55 € in Scheinen = 3850 Rubel, für die 90 Rubel mehr erhielt ich zwei Beutel Schwarztee. Die zwei Zugbegleiterinnen sprachen kein Deutsch, nur wenig Englisch, und meine Russischkenntnisse reichten auch nur für einfache Fragen. Im Restaurant wurden die Teebeutel für je 45 Rubel verkauft, ein deutlich höherer Preis als am Kiosk auf dem Bahnsteig.
Teeglas mit Halter und Bahnmotiven
In dem neu erworbenen Teeglas goss ich mir sogleich einen Tee auf – er schmeckte sehr gut.
Als wir im Bahnhof Omsk um 13:20 MOZ ankamen, hatten wir schon einen Zeitunterschied von drei Stunden zu Moskau, es war hier bereits 16:20 Uhr. Mehr als ein wenig Bewegung auf dem Bahnsteig gab es auch hier nicht. Eine Zugbegleiterin zeigte mir nach meiner in russischer Sprache gestellten Frage, wie kalt es hier draußen sei, in ihrem Dienstabteil die Temperaturanzeige von minus 5,6 Grad. Nach 40 Minuten, doppelt so lange, wie eigentlich vorgesehen, fuhr der Zug weiter. Die Landschaft war dicht mit Schnee bedeckt, bis wir etwa um 21:30 Uhr im Bahnhof Barabinsk ankamen. Draußen warteten viele Verkäuferinnen mit geräucherten Fischen und diversen anderen Speisen sowie Pelzmützen und ähnlichem auf die Reisenden. Am Bahnhofsgebäude leuchtete die Temperaturanzeige: minus 11 Grad!
Nach einem halbstündigen Aufenthalt fuhr der Zug weiter, es wurde Zeit, sich zur Nachtruhe vorzubereiten, die schließlich kurz vor Mitternacht begann.

Dienstag, 06.03.2018
Der dritte Tag im Zug
Kurz vor 8 Uhr war ich wieder wach und bereitete mich auf den Tag vor. Wenn ich auch sonst sehr oft unruhigen Schlaf hatte, von dem planmäßigen Halt des Zuges in Nowosibirsk habe ich nichts mitbekommen. Ilse ist während meiner Abwesenheit zur Bordtoilette ebenfalls wachgeworden und kümmerte sich anschließend um ihre Angelegenheiten.
Ein Aushang an der Tür zum Bordrestaurant zeigte an, dass dieses um 9 Uhr zum Frühstück öffnet. Es war nach 9 Uhr, als ich über wenigstens 15 Minuten erfolglos mit Klopfen und Rütteln an der Tür das Personal dazu zu bewegen wollte, mich hineinzulassen.
Aushang an der Tür zum Bordrestaurant
Aber als ich dann um kurz nach 10 Uhr wieder an der Tür stand, war das Restaurant geöffnet, ein Reisender saß vor seinem leergegessenen Teller und musste demnach schon einige Zeit dort verbracht haben. Auch an diesem Morgen habe ich wieder ein Sandwich mit Lachs sowie eine Tasse schwarzen Tee dazu bestellt. Etwa um 11 Uhr erreichte der Zug den Bahnhof von Krasnorjarsk. Ein mächtiges Brückenbauwerk aus Stahlgerüsten überspannte hier den zugefrorenen Fluss Jenissej.
Brücke über den Jenissej
An einem Kiosk auf dem Bahnsteig kaufte ich ein: ein Päckchen Kekse, gefüllt mit einer Creme mit Zitronengeschmack, ein Fertigmenü (asiatische Nudeln mit pikanter Sauce), ein Päckchen Teebeutel schwarz (20 Stück), 500 g Würfelzucker. Damit war die Verpflegung für den Rest der Fahrt bis Irkutsk gesichert. Planmäßig nach 22 Minuten Aufenthalt ging es weiter.
Im Bahnhof von Ilanskaya weckte eine alte dort abgestellte Dampflokomotive das Interesse der Reisenden.
Es dauerte eine Weile, bis ich eine günstige Position zum Fotografieren erreichen konnte; zahlreiche Reisende hatten dieselbe Absicht. Einer Händlerin auf dem Bahnsteig kaufte ich noch zwei Stück Teigwaren für je 30 Rubel ab, bevor es weiterging.
alte Dampflok im Bahnhof von Ilanskaya
Mit Genehmigung der Zugbegleiterinnen konnte ich in deren Dienstabteil an der digitalen Anzeige ablesen, dass es draußen minus 6,5 Grad kalt war.
Im Laufe des Tages holte ich mir für das Fertigmenü heißes Wasser aus dem wenige Schritte entfernten Heißwassergerät. Eine erstklassige Mahlzeit war es nicht, die ich nun vor mir stehen hatte, aber sie stillte den Hunger. Die weitere Fahrt verlief ohne besondere Ereignisse; Ilse und ich, wir betrachteten durch das Abteilfenster die Landschaft und unterhielten uns über die Reise.
Am nächsten Morgen war es etwa 5 Uhr, als ich die Nachtruhe beendete und mich in aller Stille auf die Ankunft in Irkutsk einrichtete.

Mittwoch, 07.03.2018
Ankunft und erster Tag in Irkutsk
Nach drei Tagen, vier Nächten und 5153 Bahnkilometern fuhr der Zug in den Bahnhof Irkutsk ein. An einem Gebäude dort konnte ich die wechselnde Zeit- und Temperaturanzeige sehen: um 7:30 Uhr waren es minus 21 Grad!
Wir vier Reisenden wurden von der Stadtführerin Jelena vom Bahnhof abgeholt. Sie entschuldigte sich sogleich für die Unannehmlichkeiten im Bahnhof, der im 19. Jahrhundert gebaut und seitdem kaum modernisiert worden war. Man muss vom Bahnsteig mit seinem Gepäck über Treppen in den unterirdischen Gang ab- und dann wieder in die Bahnhofshalle aufsteigen. Rolltreppen, Fahrstühle – Fehlanzeige!
Die Fahrt zum Hotel Viktoria ging durch die Stadt mit ersten Erklärungen und Hinweisen zu den Gegebenheiten. Nach der Ankunft im Hotel musste wieder der Reisepass zur Anmeldung abgegeben werden. Im Austausch dafür gab es den Zimmerschlüssel in Gestalt einer Chipkarte. Jelena zeigte uns den Weg zum Speiseraum ins Untergeschoss des Hotels, wo die Heizung eine fast unerträglich große Hitze verbreitete. Hier gab es ein ordentliches Frühstück, das aber nicht so umfangreich ausfiel wie im großen Hotel in Moskau. Anschließend fuhr ich mit dem für bestenfalls drei Personen geeig-neten Fahrstuhl in die dritte Etage, wo sich mein sehr ansprechend aussehendes Zimmer befand.
Hotel Viktoria in Irkutsk
Endlich konnte ich nach vier Tagen Katzenwäsche wieder einmal duschen und die Wäsche wechseln.
Jelena hatte sich zuvor zur Fahrt zum Flughafen abgemeldet, um weitere Reiseteilnehmer abzuholen, die mit dem Flugzeug aus Moskau kommen wollten. Ich habe die freie Zeit zu einem Rundgang in der Nähe des Hotels genutzt. Gleich an der Straße gab es eine Zeit- und Temperaturanzeige: 10 Uhr und minus 20 Grad.
Ein paar Schritte entfernt fand ich eine Bank, in der ich Geld wechseln wollte. Nein, das gehe nicht in dieser, sondern in der Sber-Bank auf derselben Straße, wurde mir erklärt. Eine Angestellte dieser Bank, die im Eingangsbereich wohl die Aufsicht hatte, zog aus einem Automaten eine Nummer, mit der ich auch gleich in einen mit einer undurchsichtigen Glastür versehenen kleinen Raum zum Geldwechsel eintreten konnte. Ich hatte es schon während meines Besuches in Moskau im Vorjahr erlebt, dass Geldwechsel in Russland immer hinter Türen in kleinen Räumen erfolgt. Für 100,00 € erhielt ich 6888 Rubel.
Ein gemeinsames Mittagessen war an diesem Tag nicht vorgesehen, aus diesem Grund ging ich durch verschiedene Straßen bis zu einem großen Shopping-Center. Nach einem Rundgang im Hause, in dem die einzelnen Geschäfte wohl gerade erst geöffnet hatten, gönnte ich mir in einer Cafeteria für 70 Rubel, also etwa einen Euro, eine Tasse Espresso. In der großen Markhalle erlebte ich dann etwas, was bei uns die Ämter für Gesundheit und öffentliche Ordnung sofort zum Einschreiten veranlasst hätten: An vielen Verkaufstheken, auf die jeder Vorbeigehende hätte zugreifen können, lagen Fleischstücke ohne Abdeckung im Angebot. Ich sah aber niemanden, der da einfach zugegriffen hätte.
offene Fleischtheke in der Markthalle in Irkutsk
Auf dem Weg durch die Stadt fand ich ein Restaurant, in dem man sich an einer Selbstbedienungstheke ein Menü zusammenstellen konnte. Das Stück Fleisch war ja gut, aber die Beilage, dem Aussehen nach Reis, schmeckte nicht besonders. Es war schon früher Nachmittag, als ich zum Hotel zurückkehrte und mir im Frühstücksraum ein Stück Kuchen und eine Tasse Espresso bestellte. Der Kuchen war süß, viel zu süß. Die 230 Rubel für Kaffee und Kuchen habe ich gleich bezahlt. Fehlender Schlaf der zurückliegenden Tage steckte mir noch in den Knochen, deshalb machte ich mich im Hotelzimmer für gut eine Stunde lang und ruhte mich aus. Im weiteren Tagesverlauf gab es keine Besonderheiten.
Ein gemeinsames Abendessen stand nicht auf der Tagesordnung. Mit meinen Vorräten an Keksen und Getränken kam ich für diesen Tag aber gut zurecht. Größere Mahlzeiten am Abend sind für mich aus verschiedenen Gründen oftmals belastend, deshalb habe ich sie auch nicht vermisst.

Donnerstag, 08.03.2018
Von Irkutsk nach Listwjanka
Schon um 7 Uhr saß ich im Hotel beim Frühstück, bei dem an diesem Morgen auch die zwei hinzugekommenen Mitreisenden anwesend waren. Dem gesprochenen Dialekt zufolge mussten sie aus der Mainzer Gegend kommen. Erst später machte die Information die Runde, dass der eine praktizierender Zahnarzt und der andere wohl ein Grundstücks- und Immobilienmakler sei. Gleich danach kümmerte sich jeder darum, seine Gepäckstücke zur Abreise bereitzustellen. Bei einem kurzen Gang an die Straße konnte ich sehen, wie kalt es an diesem Morgen war: um 08:56 Uhr minus 20 Grad. Nun hieß es: Warten auf die Abfahrt nach Listwjanka am Baikalsee. Bald schon standen Jelena und der Fahrer mit dem Kleinbus vor dem Hotel. Die Koffer wurden verladen, jeder suchte sich im Auto seinen Platz, und dann ging es kurz nach 10 Uhr los zur Fahrt nach Listwjanka. Jelena gab währenddessen umfassende Erklärungen zur geografischen, wirtschaftlichen, politischen und meteorologischen Situation von Irkutsk und der Gegend am Baikalsee. Insbesondere erwähnte sie die Geschichte dieser Straße, die eigens für den geplanten Besuch des damaligen US-Präsidenten Dwight Eisenhower beim sowjetischen KP-Chef Nikita Chruschtschow gebaut wurde, die sich am Baikalsee treffen wollten. Eisenhower soll als junger Offizier im Ersten Weltkrieg dort in der Gegend ein Verhältnis mit einer russischen Frau gepflegt haben und habe deshalb den Wunsch geäußert, das Treffen am Baikalsee stattfinden zu lassen.
Hotel Krestovaya Pad in Listwjanka am Baikalsee
Dieser Besuch wurde wegen des im Mai 1960 erfolgten Abschusses des vom US-Piloten Gary Powers gesteuerten Spionageflugzeuges U2 im Gebiet des Urals abgesagt. Nach gut einer Stunde Fahrt erreichten wir unser Ziel am Bai-kalsee. Das Hotel sah bereits von außen gut aus, innen machte es ebenfalls einen angenehmen Eindruck. Wie üblich musste der Pass zur Anmeldung abgegeben werden, im Gegenzug bekam ich den Schlüssel 3 für ein sehr geräumiges Zimmer, das rundum mit Holz vertäfelt war. Einzig der Internetzugang war schwierig. Denn man musste sich mit einer in Russland, den USA oder China registrierten Telefonnummer anmelden. Mit Jelenas Unterstützung war es jedoch möglich, sich über die eigene Mobilfunknummer zu registrieren. Ein kleiner Rundgang vom Hotel zum Baikalsee verschaffte mir erste Eindrücke, die am Nachmittag noch vertieft wurden.
anderes Hotel im Uferbereich des Baikalsees
Vereinbarungsgemäß fuhren wir kurz vor 13 Uhr zu einem Restaurant zum Mittagessen: einen Salatteller, eine Portion Borscht-Suppe, eine Portion Fisch, hinterher noch eine Tasse Tee. Nach der Mittagspause stand eine Fahrt mit Hundeschlitten auf einem weitläufigen Parcours auf dem Programm. Jelena übersetzte uns die in russischer Sprache vom Betreiber dieser Anlage vorgetragenen Erklärungen zu deren Geschichte und Erfolge seiner Hundezucht in internationalen Vergleichen. Diese Fahrt mit einem dieser Schlitten war ein großartiges Erlebnis! Mit einer Hand musste ich mich an einer Stange festhalten, mit der anderen richtete ich die Videokamera auf den Weg, auf dem in ordentlichem Abstand andere Hundeschlitten vorausfuhren. Während dieser etwa 15 Minuten dauernden Fahrt erlebte ich manchmal gefährliche Situationen, weil der Weg durch das Gelände oftmals sehr uneben war und der Schlitten nach links oder rechts zu kippen drohte.
Schlittenhunde, die auf ihren Einsatz warten
Im Anschluss an dieses außergewöhnliche Ereignis erfuhren wir im nahegelegenen Baikal-Museum dank ausführlicher Erläuterungen und bildlicher Darstellungen viel Wissenswertes über diesen größten Süßwasserspeicher der Erde, der eine maximale Tiefe von mehr als 1600 Meter hat. Diesem Besuch schloss sich ein Rundgang über einen Fischmarkt an, bevor es zurück zum Hotel ging.
Fischmarkthalle in Listwjanka
Wir verabredeten uns für 18:30 Uhr vor der Rezeption und gingen von dort aus zu einem gemeinsamen Abendessen im gegenüberliegenden Restaurant desselben Hotelkomplexes. Für mich gab es eine Hühnersuppe, ein Kotelett mit Kartoffeln und als Dessert ein Stück Apfelkuchen, dazu ein Glas Fruchtsaft sowie eine Tasse Tee. Das Abendessen und die Zeit danach gab allen Reiseteilnehmern Gelegenheit, sich in anregenden Gesprächen näher kennenzulernen. Der Zahnarzt war insgesamt ein ruhiger Vertreter, während sein Reisebegleiter auch zu belanglosen Dingen seinen Kommentar abgab. Manchmal war das schon recht lästig und auch peinlich. Beide waren ihren Erzählungen zufolge schon vielfach gemeinsam auf verschiedenen Erdteilen unterwegs. Im Blick auf Ilse stellte sich dagegen heraus, dass sie ihr Interesse an der Zucht und Ausbildung von Hunden mit dem Immobilienmakler teilte.

Freitag, 09.03.2018
In Listwjanka am Baikalsee
Heute am 9. März stand ein weiteres besonderes Ereignis auf dem Programm: Nach dem späten Frühstück um 9 Uhr war für 10:30 Uhr die Abfahrt zu unserem Ausflug auf dem zugefrorenen Baikalsee vorgesehen. Nachdem wir unseren mittelgroßen Bus gegen ein Fahrzeug kleineren Typs getauscht hatten, fuhren wir los. Weit kamen wir allerdings nicht, da wir bald von Mitarbeitern des ‚Ministeriums für außerordentliche Situationen‘ (Ministerium für Sicherheit auf dem See) angehalten wurden. Sie ließen unseren VW-Bus allein nicht durch. So mussten wir zunächst zurück zum Hotel, um unsere Reisegruppe auf ein weiteres Fahrzeug, einen Toyota-Geländewagen zu verteilen. Nun konnte die Fahrt in einem zweiten Anlauf beginnen, und in kürzester Zeit waren wir auf dem Baikalsee unterwegs.
Der Fahrer des Toyota lenkte sein Fahrzeug von der erkennbaren Fahrbahn ab hinein in den verschneiten Bereich. Später erklärte uns Jelena, er habe eine Bruchstelle im Eis umfahren wollen, an die wir aber dennoch geraten sollten. Nach kurzer Zeit standen beide Fahrzeuge still, der VW-Bus steckte im Schnee fest. Es war die zu geringe Bodenfreiheit des Fahrzeugs, was diesem zum Verhängnis wurde. Beide Fahrer bemühten sich, die Caravelle wieder flott zu bekommen. Es half nicht, mit Schaufeln die Schneemassen vor und hinter den Rädern zu entfernen. Alle Reisenden bemühten sich mit vereinten Kräften, das Vor- und Zurückfahren durch Anschieben zu unterstützen. Schließlich wurde der VW-Bus mit der Seilwinde des Toyota aus dem tiefen Schnee gezogen.
Im tiefen Schnee konnte der Bus nicht weiterfahren.
Weiter ging es, bis wir an die Stelle kamen, wo das Eis gebrochen war und die Fahrzeuge nicht weiterkamen. Zu Fuß konnten wir diesen wieder zugefrorenen Riss überwinden, während die Fahrzeuge einen Umweg nehmen mussten. Auf unserem Weg kamen wir an einer Stelle vorbei, an der die Einwohner des angrenzenden Dorfes ein großes Loch in das Eis gesägt hatten, um auf Fischfang zu gehen. Das Netz musste etwa 100 Meter in der Tiefe versunken sein, denn mühsam wurde mit vereinten Kräften ein langes Seil herausgezogen, mit dem das Netz an die Oberfläche geholt wurde. Es waren einige Fische darin. An vom Schnee freigewehten Stellen konnte man ungefähr erahnen, wie dick das Eis war, gleichzeitig waren hier auch Risse sichtbar. Jelena erklärte uns, dass das Wasser im See ständig in Bewegung sei und dadurch das dicke Eis an verschiedenen Stellen zum Bersten bringe. Als wir das Dorf erreichten, trafen wir uns im Haus des Toyota-Fahrers zum Mittagessen. Die Hausfrau servierte uns zusammen mit einer Freundin oder Nachbarin eine üppige Mahlzeit mit Suppe, Fleisch, Gemüse, Reis und einem Dessert. Dazu gab es wahlweise Tee oder Wasser.
Zum Abschluss der Vormittags-Exkursion marschierten wir auf einem von Fahrzeugen ausgefahrenen Weg in den angrenzenden Wald. Hier entfachte unser Gastgeber mitten auf dem Weg ein Lagerfeuer, bevor er weiteres Holz sammelte. In einem Kessel, den er an einem Dreibein aufgehängt hatte, wurde Wasser erwärmt und damit ein Tee zubereitet. Wer sich denn trinkfest fühlte, konnte einen selbstgebrannten Schnaps probieren. Zum Tee wurden verschiedene Arten von Keksen gereicht. Mit angeregten Gesprächen verging im Nu eine Stunde, und es wurde Zeit, wieder zum See zurückzukehren. Nach längerem Warten kam ein Luftkissenboot heran, das uns in die Nähe des Hotels zurückbrachte.
Lagerfeuer auf dem Waldweg mit Schnaps und Keksen
Dort angekommen, gab es zahlreiche Eis-Skulpturen zu bestaunen, die unbekannte Künstler errichtet hatten und die für viele ein geeignetes Motiv waren, sich davor fotografieren zu lassen.
Treppe aus Eis auf dem zugefrorenen Baikalsee, umgeben von weiteren Kunstwerken aus Eis
Anschließend ging jeder seines Weges. Erst um 18:30 Uhr fanden wir uns wieder an der Rezeption des Hotels ein, um gemeinsam in einem nahegelegenen Restaurant das Abendessen einzunehmen. Auf dem Weg dorthin waren die vielen Eisskulpturen auf dem Baikalsee eingerahmt von bunten Lichtern zu sehen, die später nach dem Eintreten der Dunkelheit ein stimmungsvolles Bild erzeugten. Im Restaurant bekam jeder einen Salatteller serviert, zum Schnitzel gab es Reis und Gemüse wie Erbsen, grüne Bohnen, Tomaten- und Paprikastückchen. Als Dessert brachten uns die Serviererinnen zwei dünne Pfannkuchen mit Waldfruchtmarmelade. Auf meinen Wunsch hin, am Abend etwas leicht Verdauliches zu essen, hatte Jelena anstelle des Schnitzels für mich Fisch bestellt. Während des Fußmarsches zurück zum Hotel war die Kälte zu spüren, die nach dem Untergang der Sonne sicher wieder zweistellige Minusgrade erreichte.

Samstag, 10.03.2018
Zurück nach Irkutsk
Wie gewohnt war meine Nachtruhe frühzeitig zu Ende. Ich nahm das Angebot des Hotels in Anspruch und bereitete mir im Zimmer eine Tasse Tee mit dem vorhandenen Gerät zu. Schnell war auch das Gepäck für die Weiterreise zusammengepackt. Weil es hier erst ab 9 Uhr Frühstück gab, hatte ich noch viel Zeit für einen Rundgang in der Nähe des Hotels. Die frostige Luft im Freien tat mir gut. Die in Moskau in der Arbatstraße erworbene Pelzmütze mit den Ohrenklappen leistete mir in diesen Tagen am Baikalsee gute Dienste. Nur die Nase fror noch. Zwei nicht gerade kleine Hunde auf einem der angrenzenden Grundstücke bedrohten mich mit lautem Gekläffe, einer sprang gar über den Zaun und kam auf mich zu. Gott sei Dank, es gelang mir, ihn mit Drohgebärden abzuwehren, bevor ich mich langsam zurückzog, wobei ich die Hunde weiterhin im Blick behielt. Das Frühstück gab es wieder wie am Vortag im Gebäude gegenüber dem Hotel. An diesem Morgen aber wurde der Frühstücksraum keine Minute eher als um 9 Uhr geöffnet. Auch nach Öffnung des Raumes war das Personal noch immer damit beschäftigt, das Büffet mit diversen Speisenangeboten zu bestücken. Mit dem inzwischen verladenen Gepäck ging es dann um 10:00 Uhr los in Richtung Irkutsk, doch zuvor bog der Kleinbus zum Museumsort Talcy von der Straße ab. Manche der Gebäude wurden vor der Flutung des Geländes nach dem Bau einer Staumauer des Flusses Angara abgebaut und an diesem Ort neu errichtet. Neben den sehenswerten Holzbauten standen auch einige Jurten der Nomaden, in die man hineinsehen konnte. Hier besichtigten wir die Anlage mit sibirischen, russischen und bujaturischen Gebäuden, die allesamt aus Holz bestehen.
Gebäude aus Holz im Museumsdorf Talcy
Zum Mittagessen fanden wir uns unterwegs zu Gast bei den Eltern des Busfahrers ein. Hier gab es wieder den schon obligatorischen Salatteller und nach einer Suppe gebratenes Fleisch mit verschiedenem Gemüse.
Da eine Stadtrundfahrt in Irkutsk bisher nicht stattgefunden hatte, holten wir dies gut gesättigt nun nach. Mit dem Bus und teilweise zu Fuß besichtigten wir das Stadtzentrum, die Uferpromenade des Baikal-Abflusses Angara sowie diverse Straßen, Gebäude und Kirchen.
Straßenbild in Irkutsk
Zu den Highlights der Reise gehörten zudem die Besichtigung des Volkonskij-Hauses, das als Dekabristen-Museum bekannt ist und dort die Teilnahme an einem Kammerkonzert. Vier Solisten boten mit Gesang und Instrumentenbe-gleitung unterschiedlicher Art Werke russischer und anderer Komponisten dar. Während des Rundganges wurden uns zahlreiche ausgestellte Gemälde und Gebrauchsgegenstände aus der Zeit des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts präsentiert. Dabei erfuhren wir in einer ausführlichen Erläuterung die Geschichte der Dekabristen. Bei diesen handelt es sich um Offiziere, die im Dezember 1825 gegen den Zaren rebellierten und deshalb in die Verbannung nach Sibirien geschickt wurden. Die Bezeichnung ‚Dekabristen‘ wurde aus dem Monatsnamen Dezember abgeleitet. Anschließend entsprach es dem einvernehmlichen Wunsch aller Reiseteilnehmer, persönliche Einkäufe zu erledigen, bevor es am nächsten Morgen mit dem sich nun Transmongolische Eisenbahn nennenden Zug in die Mongolei gehen sollte. An einem der zahlreichen Verkaufsstände in der großen Markthalle habe ich mich mit drei Packungen asiatischen Nudeln mit einer pikanten Sauce versorgt, die ich unterwegs jedoch gar nicht verzehrte, sondern mangels Gelegenheiten mit nach Hause nahm. Zwei große Packungen Kekse und drei Tetra-Paks mit Apfelsaft sicherten die Verpflegung bis Ulan Bator in die Mongolei.
Am späten Nachmittag bezogen wir erneut das Hotel Viktoria, wo wir schon nach der Ankunft aus Moskau untergebracht waren. Wieder mussten zum Einchecken die Reisepässe abgegeben werden – ein Vorgang, der uns mittlerweile vertraut war. Für meinen zweiten Aufenthalt in diesem Hotel bekam ich ein Eckzimmer in der sechsten Etage zugeteilt, es war nicht schlecht, aber weniger gemütlich. Der Immobilienmakler war oftmals unpünktlich, die kleine Gruppe musste wieder einmal ein paar Minuten warten, bevor wir uns zu einem nahegelegenen Restaurant zum Abendessen auf den Weg machen konnten. Dieser Weg war teilweise gefährlich glatt, weil Schnee und Eis durch die Sonneneinstrahlung vom Tage geschmolzen und das abfließende Wasser in der Kälte zu Eis gefroren war.
Das Abendessen begann wie üblich mit einem Salatteller, der eine Portion der Spezialität der Region ‚Piroggen‘ folgte. Am Abend Fleisch zu essen ist für mich immer eine Belastung, deshalb verzichtete ich auf das folgende Hähnchenschnitzel. Als Dessert wurde ein Stück Kuchen mit Preiselbeeren serviert. Bei diesem Essen gönnte mir erstmals auf dieser Reise für 150 Rubel ein Glas Rotwein. Ein Disc-Jockey hinter der Theke sorgte für eine lautstarke musikalische Untermalung der oftmals ebenso lautstarken Diskussionen von Seiten einiger Gäste an unserem Nachbartisch, was sich aber in der Kumulierung aller Geräusche im Gastraum sehr störend auf unsere Möglichkeiten einer angenehmen Unterhaltung auswirkte.
Geigenspieler im Restaurant beim Abendessen
Schließlich bot einer der Gäste an, mit seiner Geige zu einer anderen Art von Unterhaltung beizutragen. Dies wurde allgemein begrüßt und selbst die am Nebentisch sitzenden anderen Gäste schwiegen für ein paar Minuten. Dem Solisten wurde für seine Darbietung schließlich großer Beifall zuteil.
Die einsetzende Müdigkeit trieb mich bald zurück zum Hotel, während andere Reiseteilnehmer ihren späteren Berichten zu Folge noch länger dort verweilt haben mussten, wobei sie die Rotwein-Bestände des Restaurants deutlich dezimierten.

Sonntag, 11.03.2018
Von Irkutsk in die Mongolei
Um kurz nach 5 Uhr war ich wieder wach, das gab mir Gelegenheit, mein Gepäck zur Abreise vorzubereiten. Auch in diesem Hotel standen den Gästen ein Wasserkocher und ein kleines Sortiment an Tee- und Kaffeebeuteln, sowie Zucker und Süßstoff zur Verfügung. Mit einem Glas schwarzen Tee und einigen meiner mitgebrachten Kekse hatte ich vor der nun bald anstehenden Abreise aus Irkutsk ein kleines Frühstück, dem erst später eine ordentliche Mahlzeit folgen sollte.
Pünktlich zur vereinbarten Zeit war der Bus zur Abfahrt zum Bahnhof bereit, um 07:00 Uhr hieß es, vom Hotel Abschied zu nehmen. Reiseleiterin Jelena hatte nach der Ankunft am Bahnhof für jeden ein Lunchpaket dabei und auch die Fahrscheine für die Weiterfahrt mit dem Zug.
Wieder war es ein beschwerlicher Weg, über die Treppen zum Bahnsteig zu kommen. Unser Zug stand auf Gleis 3, im Wagen 4 und Abteil 4 fanden Ilse und ich unsere Plätze. Auch die vier anderen Mitreisenden und Jelena, die uns bis Ulan Bator begleitete, waren im selben Wagen untergebracht.
Ilse und ich waren schon ein wenig in Übung, das knappe Platzangebot sinnvoll zu nutzen, in einem Vier-Bett-Abteil konnten wir uns aber deutlich besser ausbreiten. Die Koffer wurden unter der Sitz- und Schlafbank verstaut, das Bettzeug sortiert und bis zum Schlafengehen auf den oberen Betten abgelegt.
Nach der Abfahrt des Zuges verteilte die Zugbegleiterin steril verpackte Kissen- und Bettbezüge und sammelte im nächsten Schritt die Reisepässe zur Erfassung der Daten zur Grenzabfertigung ein, die sie nach kurzer Zeit schon wieder zurückbrachte.
Jetzt war es Zeit für das Frühstück im Zug aus dem Lunchpaket - Brot, Wurst, Käse, Grünzeug, Obst, Bonbons. Den Becher Joghurt habe ich an Ilse weitergegeben, weil ich keinen Joghurt mag.
Landschaftsbild am Baikalsee
Die Fahrt ging wieder durch eine verschneite Landschaft und schon bald entlang des zugefrorenen Baikalsees.
Ich hatte es versäumt, mir aus dem Hotel die dort bereitgestellten Flaschen Mineralwasser mitzunehmen. Deshalb machte ich mich auf die Suche nach dem Bordrestaurant, das sich sehr weit von meinem Wagen irgendwo am Ende des Zuges befand. Für 100 Rubel kaufte ich mir eine große Flasche Mineralwasser. Später erfuhr ich, dass der Speisewagen beim Grenzübertritt in die Mongolei abgekoppelt und durch einen mongolischen ersetzt werde und sich deshalb am Ende des Zuges befand.
Auch nach mehr als drei Stunden Reisezeit erstreckte sich immer noch die kilometerweite schneebedeckte Fläche des Baikalsees entlang der Bahnlinie, gelegentlich unterbrochen durch eine hügelige Landschaft und umsäumt von Bergen mit weißen Gipfeln. Und immer wieder erblickte man kleine, jetzt zugefrorene Zuflüsse zum See, der sich den Erklärungen zufolge aus Hunderten kleiner und größerer Flüsse und Bäche speist. Einzig der Fluss Angara, der später in den Jenissej mündet, führt dann das zufließende Wasser zum Polarmeer ab.
Man kann nur vermuten, welcher Farbkontrast sich dem Besucher bietet, der hier zu einer anderen Jahreszeit unterwegs ist. Fotos in Reiseführern zeigen das blaue Wasser des Sees in einer reizvollen Landschaft vor den Bergen auf der anderen Seite.
Bahnhof Ulan Ude auf dem Weg zur Grenze zur Mongolei
Nach rund sieben Stunden Reisezeit kam der Zug im Bahnhof Ulan-Ude an. Viele Reisende sind ausgestiegen und haben auf dem Bahnsteig auf die Weiterfahrt gewartet. Hier bot sich auch wieder Gelegenheit, seinen Müll loszuwerden. Herumstreunende Hunde durchsuchten die abgestellten Müllbeutel nach fressbarem Inhalt und wurden oftmals fündig. Genau nach dem planmäßigen Aufenthalt von 45 Minuten fuhr der Zug aus Ulan-Ude ab, über weite Strecken durch industriell genutzte Gegenden. Im weiteren Verlauf erlebten wir eine leicht hügelige Landschaft, gelegentlich waren landwirtschaftliche Betriebe zu sehen, die dem Eindruck nach vorrangig Kühe als Vieh hielten. Kurz nach 18:30 Uhr begann die Dämmerung, für uns war das nun der Anlass, unsere Betten für die Nacht vorzubereiten. Ich hatte die Wahl, oben oder unten zu schlafen, aus Respekt vor Ilse habe mich dafür entschieden, das Bett oben zu beziehen.
Wir näherten uns der Grenze zur Mongolei, das war für die Zugbegleiterinnen Anlass, verschiedene Formulare für die Grenzabfertigung zu verteilen.
Kurz vor 20 Uhr hielt der Zug im russischen Grenzbahnhof Nauski. Nach längerem Warten kam eine Beamtin des russischen Zolls und fragte nach dem Gepäck. Sie sah nur meinen silberfarbenen Koffer und nahm wohl an, dass dieser unser gemeinsamer Koffer, für Ilse und für mich, sei.
Blick in mein Zugabteil
Ohne weitere Fragen ging sie weiter, ihr folgte in kurzem Abstand ein Hundeführer, der seinen Hund ins Abteil schnuppern ließ, aber auch gleich weiterging. Nach weiterem Warten kam ein Passkontrolleur, der nach genauer Kontrolle des Visums den Pass zur Ausreise abstempelte. Zwischendurch forderte uns eine Zugbegleiterin auf, die Jalousie im Abteil herunterzuziehen. Gleiches machte sie mit den Jalousien an den Fenstern am Gang. Dem Passkontrolleur folgte ein weiterer Uniformträger, der sämtliche Deckel und Klappen im Abteil öffnete, um diese mit einer Taschenlampe auszuleuchten. Durch die geöffneten Deckel und Klappen drangen bald Abgase der Diesellok ins Abteil, was sich im weiteren Verlauf der Nacht noch störend auswirken sollte. Nach fast zwei Stunden Aufenthalt im russischen Grenzbahnhof konnte der Zug endlich weiterfahren, bis er nach etwa einer halben Stunde den mongolischen Grenzbahnhof Suchbataar erreichte. Wir hatten die Jalousie im Abteil wieder hochgezogen und konnten sehen, dass da draußen Soldaten oder sonstige uniformierte Personen vor dem einfahrenden Zug salutierten. Noch bevor auf mongolischer Seite die Grenzabfertigung begann, wurden wir durch die Zugbegleiterinnen aufgefordert, die Jalousie des Abteils wieder herunterzulassen. Zunächst kam ein Zollbeamter durch den Wagen und holte die Zollerklärungen ab, ihm folgte kurz danach eine Beamtin und sammelte die Reisepässe ein. Es verging etwa eine weitere halbe Stunde, bis sie, assistiert von einer Zugbegleiterin, die Reisepässe zurückbrachte. Wir hatten im Abteil schon Feierabend gemacht und uns auf unsere Betten gelegt, als der Zug um 0:14 Uhr planmäßig abfuhr. Der Dieselgestank wurde nun störend, außerdem machte sich bei mir wieder ein Hungergefühl breit. In der Dunkelheit aus der oberen Etage abzusteigen, erschien mir nach einem ersten Versuch als zu gefährlich. Der Zug erreichte bald einen gut beleuchteten Bahnhof, wo er für wenige Minuten halten musste. Das gab mir Gelegenheit, einigermaßen sicher hinunterzuklettern. Mit einigen Keksen und einem Tetra-Pack Apfelsaft wurde das aufgekommene Hungergefühl bekämpft, und es ging mir bald wieder besser. Ich beschloss, nicht wieder nach oben zu gehen. Den Rest der Nacht verbrachte ich auf der unteren Sitzbank, den Kopf mal zur Tür auf meinem Rucksack und mal zum Fenster mit Wolldecken als Unterlage. Wirklich geschlafen habe ich wohl nicht.

Montag, 12.03.2018
Ankunft in Ulan Bator
Um etwa 05:00 Uhr beendete ich die kaum erlebte Nachtruhe, um mich zur Toilette zu begeben und mich zum Ausstieg umzuziehen. Mit meiner Mitreisenden im Abteil trank ich eine Tasse des eigenen schwarzen Tees, bevor jeder seine Sachen zusammenpackte. Ziemlich pünktlich um 06:50 Uhr kam der Zug im Bahnhof von Ulan Bator an.
Jelena begleitete uns noch im Bus zum Hotel, bei ihr war bereits die ab sofort zuständige Reiseleiterin Frau Nawtschaa. Es gab eine herzliche Verabschiedung. Der Abschied fiel fast ein bisschen schwer, weil Jelena stets freundlich und hilfsbereit war.
Der Bus bahnte sich seinen Weg durch die Stadt, die wohl gerade dabei, wach zu werden. Das Einchecken im Hotel verlief reibungslos, nicht einmal den Pass wollte man sehen. Etwas mühselig gestaltete sich dagegen der Zutritt zum Aufzug. Da musste erst eine mehrstufige Treppe überwunden werden; mit dem Gepäck an der Hand war das für manch einen nicht einfach. Der Aufzug brachte uns alle in die 10. Etage, ich bekam das Zimmer 1007, zu dem ich aber zunächst keinen Zutritt bekam, weil, wie es sich später herausstellte, der Chip in der Karte zum Öffnen der Tür beschädigt war.
Nach kurzem Einrichten im Hotelzimmer fuhr ich wieder nach unten, um an der Rezeption Geld zu tauschen. Für meine verbliebenen 2950 Rubel bekam ich 88850 Tugrig, die mongolische Währung.
Für 20000 Tugrig konnte ich im Restaurant in der zweiten Etage ein sehr gutes Frühstück vom Buffet genießen. Wir versammelten uns danach in der Hotelhalle, um mit einem Kleinbus zur Stadtbesichtigung abzufahren. Da ging es durch ein Labyrinth von kleinen und engen Straßen und Gassen, die definitiv einer Sanierung bedürfen. Als Europäer mit einer halbwegs zivilisierten Fahrweise wird man in Ulan Bator wohl Probleme bekommen, denn dort scheint das Recht des Mutigsten zu gelten. Das Rotlicht an den Ampeln wird zwar allgemein respektiert, aber es wird gedrängelt, oftmals mit nur wenigen Zentimetern Abstand zu seitlich und voranfahrenden Fahrzeugen. Und unüberhörbar ist das Hupkonzert, wenn es mal nicht vorangeht!
Erste Anlaufstelle unseres Ausflugs war eine buddhistische Kloster- und Tempelanlage. In dem von uns besichtigten Gebäude saß in einem großen Raum eine Vielzahl von Mönchen, die gerade dabei waren, ihre Gebete zu sprechen.
Gebäude mit Gebetstrommeln in der Klosteranlage Ulan Bator
Auf dem weitläufigen Gelände standen verteilt kleine Gebäude, an denen Gebetstrommeln befestigt waren. Diese wurden von einzelnen Personen in Drehung versetzt. Die Stadtrundfahrt führte uns schließlich zum zentralen Platz der Hauptstadt, an dem unter anderem das Parlamentsgebäude steht.
Parlamentsgebäude in Ulan Bator
Auch findet sich hier der besonders gekennzeichnete Nullpunkt für alle Entfernungen in der Mongolei.
Nullpunkt für alle Entfernungen, Ulan Bator, Mongolei
Wir nutzen die Gelegenheit, zum Ausgleich für das viele Fahren ein paar Schritte zu Fuß zu gehen. Ein Postamt in der Nähe bot schöne Briefmarken zum Sammeln und Versenden von Ansichtskarten zum Kauf an. Die Besichtigung von zwei Museen musste ausfallen, weil diese am Montag geschlossen blieben. So verständigten wir Reisende uns nach zwei vergeblichen Versuchen, diese Museen zu betreten, darauf, zu einem nahegelegenen Kaufhaus zu fahren. Hier hatte jeder eine Stunde Zeit, auf Erkundungstour zu gehen. In einem Lebensmittelmarkt besorgte ich mir diverse Getränke und gönnte mir in einer Cafeteria eine Tasse Espresso. Es ist erwähnenswert, dass auf dem Kassenzettel der Zugangscode für das kostenlose WLAN der Cafeteria angegeben war. Mit meinem iPhone hatte ich dort eine sehr gute Verbindung. Um die Mittagszeit kehrten wir in das Hotel zurück. Das Mittagessen wurde uns in dem Restaurant gereicht, wo ich auch schon das Frühstück eingenommen hatte. Kellner in dunklen Anzügen servierten uns einen Teller Salat, eine grüne Suppe und als Hauptgericht ziemlich hartgebratenes Fleisch, wahrscheinlich vom Rind, dazu Kartoffelscheiben und etwas Gemüse. Als Dessert wurde ein Eisbecher mit Früchten gereicht. Dass die Mittagspause schon um 14:45 Uhr enden sollte, ging an mir an diesem Tag vorbei - ich war auf 15:00 Uhr fixiert. Und so kam es, dass um 14:50 Uhr mein Hoteltelefon klingelte und sich die Reiseleiterin nach meinem Verbleib erkundigte. Nun war ich es einmal, der zu spät kam. Nachdem ich zu der Gruppe gestoßen war, fuhren wir mit dem Bus zu einem an diesem Mon-tag doch geöffneten buddhistischen Museum, in dem das Fotografieren verboten war. Frau Nawtschaa erläuterte sehr ausführlich die verschiedenen ausgestellten Gemälde und Gegenstände. Diesem Besuch schloss sich eine Besichtigung eines Betriebes an, der Cashmere Wolle verarbeitet. Einzelne Reisende nutzten die Gelegenheit, um dort preisgünstig einzukaufen.
Die Rückfahrt zum Hotel wurde wieder zu einem besonderen Erlebnis, weil die mongolischen Autofahrer ganz offensichtlich in dem Bewusstsein unterwegs sind, dass nur der Stärkere und Schnellere das Recht auf seiner Seite habe. Manch einer kam mit Hupen und Drängeln zum gewünschten Erfolg.
Wir hatten vereinbart, uns um 18:30 Uhr wieder in der Hotelhalle zu treffen, um zum Abendessen mit einer Abendveranstaltung zu fahren. Alle waren pünktlich zur Stelle, als uns der Bus zur Fahrt zum Restaurant ‚Mongolian Bar-becue‘ abholte. Die Restaurantleitung hatte für uns einen Tisch nicht weit entfernt vom reichhaltigen Büffet reserviert, so waren es für jeden von uns nur wenige Schritte, um sich sein Abendessen zusammenzustellen. Wir bedienten uns nach eigenem Geschmack an der Vielfalt der angebotenen Speisen oder Speisen-Bestandteilen. Dazu gab es eine Flasche Mineralwasser 0,5 l.
Darbietung mongolischer Volksmusik im Restaurant in Ulan Bator
Im Rahmen dieses Abendessens trat eine vierköpfige Gruppe auf, die uns mit mongolischer Volksmusik unterhielt. Gegen 21 Uhr wurden das Essen und die Veranstaltung beendet, der Bus stand schon zur Rückfahrt zum Hotel bereit. Für mich war dann bald Feierabend.

Dienstag, 13.03.2018
Fahrt zum Nationalpark Terelj
Nach dem Frühstück, das ich an diesem Morgen bis nach 08:30 Uhr ausgedehnt hatte, starteten wir zur Fahrt zum Terelj-Nationalpark, wo eine Übernachtung in einer Nomaden-Jurte auf dem Programm stand.
Zuvor aber besichtigten wir das mongolische Nationalmuseum, das tags zuvor geschlossen war und das sich in neun Räumen über drei Etagen ausdehnt.
Die Reiseleiterin erläuterte erneut die Exponate, die Interessantes von der Ur- und Frühgeschichte der Mongolei bis in die heutige Zeit des demokratisch verfassten Staates darstellen.
Wieder war es der scheinbar ungeregelte Straßenverkehr der Hauptstadt, der dem Fahrer des Kleinbusses sein ganzes Können abverlangte, bevor wir uns außerhalb der Stadt und auf dem Weg zum Nationalpark befanden. Unterwegs wurden wir auf eine Station aufmerksam gemacht, an der mehrere Kamele auf ihren Einsatz warteten und diverse Greifvögel auf ihren Stangen saßen. An einer aus unzähligen Steinen gebildeten Grabstätte hielten wir zum Fotografieren ebenso an wie später im freien Gelände, als eine Herde von Yaks unseren Weg kreuzte. Als wir das Camp erreichten, verteilte ein Mitarbeiter der Lagerleitung die Schlüssel zu den Eingangstüren und kümmerte sich anschließend darum, dass unsere Gepäckstücke zu den Jurten gebracht wurden. Frau Nawtschaa erklärte uns den weiteren Ablauf und gab uns eine Übersicht über die Gemeinschaftseinrichtungen wie Restaurant und Toiletten. Beim Betreten meiner Jurte strömte mir aus dem in der Mitte aufgestellten Ofen eine fast unerträgliche Wärme entgegen. Das Innere machte einen vornehmen Eindruck. Zwei Betten, ein Tisch mit Hockern und weiteres Mobiliar – es war ein elegantes Interieur. Vereinbart wurde, dass wir uns im Restaurant um 13 Uhr zum Mittagessen treffen. Nach dem Essen, das wieder in der gewohnten Zusammenstellung gereicht wurde, war eine Mittagspause bis 15 Uhr vorgesehen.
Blick in das innere meiner Jurte
Die Nachmittags-Exkursion war eine Fahrt ins Gelände. Zuerst wurde eine Jurte der Nomaden angesteuert, in die wir eintreten durften. Es bot sich uns ein gemütliches Ambiente, die Nomadenfrau servierte jedem ein Glas Milchtee. Dabei handelt es sich um ein mongolisches Mixgetränk aus Tee und Milch und wird von den Nomaden zu allen Mahlzeiten getrunken. Meinen Geschmack traf es nicht, so dass ich nur wenige Schlucke davon nahm. Frau Nawtschaa erläuterte uns dabei die Lebensweise dieses Wandervolkes. Nach einem gut halbstündigen Aufenthalt ging es weiter, um verschiedene und interessante Felsformationen zu sehen. Auf der Rückfahrt zum Jurten-Camp stieg das aus der Lüneburger Gegend stammende Paar nach kurzer gemeinsamer Fahrt aus, um in Begleitung unserer Reiseleiterin den Weg zurück zu Fuß zu gehen. Bis zum Abendessen um 19 Uhr war genug Zeit für eigene Aktivitäten. Ich konzentrierte mich darauf, das Feuer im Ofen meiner Jurte wieder in Gang zu bringen, das während meiner Abwesenheit erloschen war. Alle Versuche scheiterten, es mit Glutresten wieder anzufachen. Da ich weder Streichhölzer noch ein Feuerzeug in meinem Gepäck hatte, musste ich auf fremde Hilfe hoffen. Ein Mitarbeiter der Campleitung musste es wohl geahnt haben, denn schon bald hat er mit Holz und Kohle wieder für Wärme gesorgt.
Ofen zum Heizen meiner Jurte
Zum Abendessen in der Restaurantjurte gab es Krautsalat, Pelmeni, Tee und aus Anlass des Ge-burtstages der Reiseleiterin noch ein Glas Wodka und ein Stück Torte. Pelmeni sind wie die schon Tage zuvor gegessenen Piroggen, Teigtaschen, die mit Fleisch oder Gemüse gefüllt sind.
Um 20:30 Uhr beendete ich den Abend im Restaurant und zog mich in meine Jurte zurück.
Zum Toilettenbesuch musste ich über das Feld zu einer größeren Jurte gehen, in der ich mich gleich für die Nachtruhe fertigmachte. Beim Gang zu dieser modern eingerichteten Jurte mit Toilette und Bad im Untergeschoss fielen erste Schneeflocken, ein kalter Wind wehte mir entgegen.

Mittwoch, 14.03.2018
Vom Nationalpark Terelj nach Ulan Bator
Während der Nacht wurde ich mehrfach wach, weil ein Mitarbeiter der Lagerleitung in meine Jurte kam, um sich um das Feuer im Ofen zu kümmern.
Auch kurz vor 6 Uhr, als ich auf dem Weg zur Toilette war, erschien er erneut, um noch einmal Holz und Kohle nachzulegen. Über Nacht war Schnee gefallen, die Steppe präsentierte sich mit einer dünnen weißen Decke.
An der Restaurantjurte hatte man wohl mein Kommen bemerkt, denn als ich kurz vor 7 Uhr die kleine Treppe zur Tür hinaufsteigen wollte, wurde diese von dem schon erwähnten Mitarbeiter des uns hier betreuenden Reiseunternehmens Tsolmon geöffnet und ich hineingebeten.
Das Frühstück um 08:00 Uhr war ausgezeichnet, das Küchenpersonal hatte sich größte Mühe gegeben, uns ein Frühstück zu servieren, das dem eines Hotels gleichkam. Wir verabschiedeten uns von den Mitarbeitern, die sich dann noch darum kümmerten, unser Gepäck zum Fahrzeug zu bringen, bevor unser Bus pünktlich in Richtung Ulan Bator abfuhr. Unterwegs, kurz vor 10:00 Uhr, kamen wir am riesigen Dschingis-Khan-Monument an, das erst im Jahre 2009 erbaut wurde und dessen Besichtigung zum Reiseprogramm gehörte. Mit 40 Meter Höhe ist es laut Beschreibung das größte Reiterdenkmal der Welt.
Dschingis-Khan-Monument
Ein Aufzug im Inneren des Monuments brachte uns hinauf bis zur Mähne des Pferdes, über eine Treppe erreichten wir die Aussichtsplattform, von der man einen sehr guten Überblick über die Gegend hat. Hier oben wehte uns ein eiskalter Wind um die Nasen. Der Souvenir-Shop im Eingangsbereich lud noch manchen ein, hier ein paar Kleinigkeiten einzukaufen.
Während der Fahrt nach Ulan Bator präsentierte sich die Landschaft in unterschiedlicher Weise: Im Nationalpark war Schnee gefallen, angrenzende Berge und die weitläufigen Weideflächen waren mit einer dünnen Schneedecke überzogen, wenige Kilometer weiter war nichts mehr von einer winterlichen Landschaft zu sehen, und schon in der Nähe des besuchten Monuments war wieder alles weiß, durchsetzt mit erdbraunen Flächen. Bei fast wolkenlosem Himmel strahlte die Sonne strahlte schon ausreichend Wärme ab, um Schneeflächen zum Schmelzen zu bringen.
Wir fuhren auf unwegsamen Straßen, deren Zustand sich mit dem in westeuropäischen Ländern üblichen Standard kaum vergleichen lässt. Schlaglöcher, die die Durchfahrt gefährlich werden ließen, oder Schwellen, die eingebaut wurden, um die Geschwindigkeit der Fahrzeuge zu mindern, bremsten den Bus oft aus.
Nach gut einer Stunde Fahrzeit vom Dschingis-Khan-Monument erreichte der Bus das Hotel in der mongolischen Hauptstadt, wo wir nach unserer Ankunft mit dem Zug schon einmal untergebracht waren. Vereinbart wurde, sich um 12:45 Uhr an der Rezeption zur Abfahrt zum Mittagessen zu treffen. Die Abfahrt verzögerte sich mal wieder, es wurde 13 Uhr. Wir erreichten das Restaurant in der Nähe jenes, in dem wir am ersten Abend gegessen hatten.
Nach dem Mittagessen ging es noch zu einem buddhistischen Museum, das am Montag geschlossen war. Auch hier erläuterte Frau Nawtschaa die Besonderheiten der ausgestellten Exponate. Es herrschte an diesem Nachmittag eine schneidende Kälte, jeder war froh, wieder im Bus und anschließend wieder im Hotel zu sein.
Der Tag endete mit dem gemeinsamen Abendessen im Restaurant des Hotels.

Donnerstag, 15.03.2018
Von Ulan Bator nach Peking
Ich war wieder einmal um 3 Uhr wach. Auf meinem mitgenommenen Laptop waren zahlreiche Mails eingegangen, die ich an diesem Morgen bearbeitet habe. Es gab genug zu schreiben, da kam keine Langeweile auf. Schließlich habe ich um 5 Uhr die Nachtruhe endgültig beendet und mich auf die Abreise vorbereitet - Toilette, Gepäck ordnen, eine Tasse Tee trinken; zum Essen griff ich auf meinen Vorrat an Keksen zurück.
Um 06:30 Uhr trafen sich alle Reiseteilnehmer in der Hotelhalle zur Abfahrt zum Bahnhof. Pünktlich um 06:45 Uhr verließ unser Fahrzeug das Hotel, die Fahrt zum Bahnhof dauerte nur wenige Minuten, es gab keine Staus. Für die Reise nach Peking stand ein Zug der chinesischen Bahn bereit. Ilse, die mongolische Reiseleiterin und ich bekamen einen Platz im Wagen 3 zugewiesen. Hier waren es ausschließlich männliche Bahnbedienstete, die am Eingang unsere Reisedokumente kontrollierten und im Weiteren für alle Angelegenheiten im Zug zuständig waren. Die Herren traten immer mit wichtigem Gesichtsausdruck auf. Eine Unterhaltung mit ihnen schien allein schon wegen der Sprache unmöglich zu sein.
Rechtzeitig vor der pünktlichen Abfahrt um 07:30 Uhr hatten wir unser Gepäck verstaut. Ilse und ich richteten unsere Betten unten ein, die Mongolin stieg in eines der beiden oberen Betten. Das vierte diente uns als Ablage für Gepäck und Utensilien, die während der Fahrt benötigt wurden. Ein blauer, wolkenloser Himmel präsentierte sich lange Zeit während der Fahrt. Ich empfand es an diesem Morgen nicht so kalt wie die Tage zuvor, es waren wahrscheinlich nur wenige Grade unter Null.
Wagen der chinesischen Bahn
Der Zug fuhr entlang kleiner Ansammlungen landwirtschaftlicher Betriebe; einzelne Grundstücke hatten die Bewohner mit hohen Mauern oder Palisaden umgeben. Meistens waren es Häuser in der üblichen Bauweise. Daneben erblickten wir aber auch vereinzelt Jurten, aus deren zentralem Schornstein Rauch aufstieg und damit anzeigte, dass sie bewohnt waren.
Im unbesiedelten Gebiet fiel oftmals die weiß-braune Färbung der Landschaft und der Hügelketten auf, die sich nur mit spärlichem Bewuchs präsentieren. Nach zwei Stunden Fahrt war von den Schneeflächen, die anfangs noch in der Landschaft zu sehen waren, kaum noch etwas vorhanden, die Steppe zeigte sich mit einem leichten Grünschleier. Und immer wieder sah man Pferde- und Rinderherden im Gelände, manchmal waren auch Kamele zu sehen. Das flache Land breitete sich aus, leicht grün, mit nur niedrigem Pflanzenwuchs, und das hügelige Gebiet rückte dagegen in weite Ferne. In den entlang der Strecke errichteten Zäunen hatte sich viel Müll gefangen. Zahlreiche Tierkadaver am Zaun ließen darauf schließen, dass dieser zu einem Hindernis für wildlebende Tiere geworden ist. Die Greifvögel, die ihre Nester auf Strommasten errichtet hatten, fanden hier ausreichend Nahrung. Mit 15 Minuten Verspätung erreichte der Zug den ersten Zielort Tschoyr, nach etwa 15 Minuten Aufenthalt ging es weiter. Wenig später hatten wir die Ausläufer der Wüste Gobi erreicht mit überwiegend flachem, hellbraunem Land mit kaum erkennbarem Pflanzenwuchs.
Ortschaft an der Strecke nach China
Auf dem Weg zur Grenze nach China hielt der Zug noch einmal für etwa 30 Minuten im Bahnhof von Sainschand. Bald danach kam jemand vom Zugpersonal ins Abteil und verteilte Formulare, die mit chinesischen Schriftzeichen bedruckt waren - Ausreise Mongolei, Einreise China, Zollerklärung China, erklärte uns Frau Nawtschaa.
Immer deutlicher wurde es dann, dass wir die Wüste Gobi durchfuhren: Sand, Geröll, niederer Pflanzenwuchs. Und immer wieder sah man Herden oder Einzeltiere von Rindern, Pferden, Schafen, Kamelen und insbesondere hellhäutigen Antilopen.
Im Schein der untergehenden Sonne wechselte die Färbung der Landschaft nun in ein mattes Grün. Wie schon in den Gegenden mit Sand und Geröll gab es hier viele Nutztiere, die von ihren Besitzern auf weitläufig umzäunten Flächen zum Weiden alleingelassen wurden.
Etwa um 19 Uhr erreichte der Zug die mongolische Grenzstation Samin Uud, nach einigen Minuten kam eine Grenzpolizistin durch den Wagen und sammelte die Reisepässe nach einer Gesichtskontrolle ein. Es verging mehr als eine halbe Stunde, bis wieder eine Frau in Uniform er-schien und mit dem weißen Formular die Zollerklärung einsammelte. Kurze Zeit später kam die Grenzpolizistin mit den abgestempelten Reisepässen zurück. Während in manchen Staaten die Reisepässe einfach drauflos abgestempelt werden, waren die Mongolen offensichtlich bemüht, platzsparend und mit ordentlichem Aussehen ihre Stempel anzubringen.
Ein- und Ausreisestempel der Mongolei
Nach eineinhalb Stunden des Aufenthalts im mongolischen Grenzort fuhr der Zug weiter in Richtung Chinas Grenzsta-tion Erlian.
Es war inzwischen 20:45 Uhr, chinesische Grenzpolizisten marschierten durch den Wagen, der kurze Zeit stand und sich dann weiterbewegte. Während der Fahrt waren die Uniformträger auf dem Gang fortlaufend unterwegs.
Es war kurz nach 21 Uhr, als ein Grenzbeamter kam und die Zollerklärungen abholte. Wenig später sammelte eine Frau in Uniform die Reisepässe mit den Einreiseformularen ein. Während dieser Zeit stand der Zug im Grenzbahnhof, und wir warteten auf die Weiterfahrt. Etwa um 22:20 Uhr setzte sich der Zug rückwärts in Bewegung, wohl zum Wechseln der Fahrgestelle wegen der anderen Spurweite.
Kurz nach 22:30 Uhr brachte ein Uniformierter die Reisepässe mit den Einreisestempeln zurück. Nun setzte sich der Zug fortwährend in Bewegung, vorwärts, rückwärts, manchmal gingen dabei heftige Stöße durch den Wagen. Es dauerte bis etwa 2 Uhr, bis die Fahrgestelle auf die andere Spurweite umgebaut waren und der Zug endlich den Grenzbahnhof verlassen konnte.
Ilse, die mongolische Reiseleiterin und ich, wir hatten uns inzwischen zur Nachtruhe vorbereitet und warteten nun auf unseren Schlaflagern auf den nächsten Morgen. Es muss an dieser Stelle noch erwähnt werden, dass schon in Russland und in der Mongolei, so auch hier in China, während des Stillstandes der Züge die Bordtoiletten verschlossen werden. Bei diesem Grenzübertritt waren es damit etwa sieben Stunden, in denen niemand eine Toilette benutzen konnte.

Freitag, 16.03.2018
Auf dem Weg nach Peking
Letzte Etappe der Reise mit der Transsibirischen -, Transmongolischen Eisenbahn
Etwa um 03:00 Uhr hatte ich mal das Bedürfnis, eine Toilette aufzusuchen, beide in diesem Wagen aber waren verschlossen und wurden als besetzt angezeigt. Da ich nicht annahm, dass zu dieser Zeit weitere zwei Personen den Drang spürten, die Toilette aufzusuchen, veranlasste ich den Schaffner im Nachbarabteil, das nach der Abfahrt wohl vergessene Aufschließen nachzuholen. Er klopfte an eine der Türen, die erstaunlicherweise von innen geöffnet wurde. Der Bahnbedienstete sah den Chinesen kurz an und zeigte mir ein offensichtlich verärgertes Gesicht, weil ich ihn bei seinem Spielen mit seinem Smartphone gestört hatte.
Um 06:00 Uhr beendete ich meine Nachtruhe und machte mich reisefertig. Das Frühstück um 7:00 Uhr fiel sehr sparsam aus: Ein Becher schwarzer Tee, dazu zwei Kekse aus meiner Tüte, die ich mir im Kaufhaus in Irkutsk gekauft hatte.
Der Zug war seit einem planmäßigen Halt zunächst durch industriell geprägtes Gebiet gefahren und hatte bald wieder wüstenähnliche Gegenden erreicht. Noch in der Nähe des Ortes des letzten planmäßigen Halts war ein imposanter Häuserbau zu sehen. Dem äußeren Eindruck des Wohnungsbaus nach wurden zu den vorhandenen Wohntürmen weitere gebaut, ein Kontrast zu der niedrigeren Bebauung, die in der Umgebung zu erkennen war. Bei einem Blick aus dem Fenster konnten wir sehen, dass unser Zug hügelige Landschaften durchquerte. Beim Bau der Bahntrasse mussten wohl tiefe Einschnitte freigesprengt werden. Mit Drahtgeflechten und Beton hatten die Baufirmen die entstandenen Abhänge links und rechts der Strecke gegen den Absturz losen Gesteins gesichert. Wo die Durchbrüche zu tief geworden wären, fuhr der Zug durch kürzere und längere Tunnel.
Kurz vor 9 Uhr hielten wir auf einem unbekannten Bahnhof. Der Ort könnte Datong heißen, laut Fahrplan war in diesem Ort ohne Zeitangabe ein Halt vorgesehen. Nach etwa fünf Minuten Stillstand ging es weiter.
Landschaft auf dem Weg nach Peking
Die Landschaft und die klimatischen Verhältnisse hatten sich wieder geändert: Waren es noch vor einer oder zwei Stunden Gegenden, in denen Wasserläufe weitgehend eisfrei waren und das Gelände flach und eben, durchfuhr der Zug nun wieder gebirgiges Gebiet mit Wasserflächen, die oftmals stark vereist waren.
Laut Fahrplan hatten wir noch etwa eine Stunde Fahrzeit bis Peking, der Zug durchfuhr weiterhin ein stark zerklüftetes Gebiet mit zahlreichen Tunneln. Ein blauer Himmel ließ vermuten, dass es ein sonnenreicher Tag werden könnte.
Bei der Ankunft in Peking um 12:20 Uhr zeigte sich ein blauer Himmel über der Stadt, keine Spur von Smog!

Freitag, 16.03.2018
Ankunft in Peking
Der Zug erreichte den Bahnhof von Peking, die Fahrt mit der Transsibirischen-, mit der Transmongolischen Eisenbahn war nun an ihr Ende gelangt. Eine große Menschenmenge mühte sich zum Ausgang des Bahnhofs, es ging nur langsam voran, weil dort die Fahrscheine kontrolliert wurden.
Wir verabschiedeten uns von Frau Nawtschaa, unserer mongolischen Reiseleiterin, die uns zuvor den örtlichen Stadtführer mit seinem chinesischen Namen vorstellte. Er erklärte aber gleich, dass er den deutschen Namen Dietmar angenommen habe. Mit guten Deutschkenntnissen erklärte Dietmar uns, dass wir aus Gründen der Zeitersparnis zunächst zum Mittagessen führen, danach zur Stadtbesichtigung der Fußgängerzone und der Hutongs mit den Rikschas und erst zuletzt zum Hotel. In einem vornehm aussehenden Restaurant bekamen wir ein Mittagessen nach typisch chinesischer Art präsentiert: auf einem Drehteller auf dem Tisch wurden Schalen mit verschiedenen Speisen angeboten, z.B. gebratene Garnelen, diverses Gemüse, Gemüsereis, Geflügelfleisch, dazu Getränke.
In unserem Blickfeld schnitt ein Küchenmitarbeiter Fleischstücke von einer gebratenen Ente, die er uns anschließend servierte.
Küchenmitarbeiter beim Teilen der Peking-Ente
Nach dem Essen fuhren wir eine kurze Strecke, um eine sehenswerte Fußgängerzone und die angrenzenden Bereiche der Garküchen zu besichtigen.
Fußgängerzone in Peking
Nach dem Essen fuhren wir eine kurze Strecke, um eine sehenswerte Fußgängerzone und die angrenzenden Bereiche der Garküchen zu besichtigen.
In einer Bank, die mir von Dietmar empfohlen wurde, wollte ich Geld wechseln und glaubte, dies sei schnell erledigt. Der Bankangestellte aber machte für die 40 Euro einen Riesenaufwand - Formulare ausfüllen, insgesamt fünfmal unterschreiben, Reisepass und Visum fotokopieren. Offensichtlich wollte er es ganz genau machen. Weil es so lange dauerte, kam nach einiger Zeit Dietmar hinzu und musste assistieren. Für einen Euro bekam ich hier etwa 7,50 Yuan, die chinesische Währung. Was wir dann in einer Seitenstraße bei den Garküchen zu sehen bekamen, war nichts für mich. Welch Ungeziefer hier gebraten und verzehrt wurde, ließ mir den Appetit gründlich vergehen. 
diverses Ungeziefer wird hier gebraten und zum Essen verkauft
Anders sah es in einem Geschäft aus, das eine sehr große Auswahl an Bonbons und ähnlichen Dingen bot. Dort kaufte ich mir ein kleines Sortiment in ordentlicher Verpackung. Die weitere Fahrt durch die Stadt führte uns zu den Hutongs. Auf Fahrrad-Rikschas kamen wir mitten in dieses Wohngebiet.
Fahrrad-Rikschas bei den Hutongs in Peking
Hier konnten wir das Wohnhaus eines früheren Militärangehörigen besichtigen und hörten dazu umfangreiche Erläuterungen zur Geschichte dieser Bebauung, deren enge Gassen für den Autoverkehr kaum geeignet sind.
Es war schon später Nachmittag, als es endlich zum Hotel ging. Zum Einchecken musste auch hier der Pass abgegeben werden. Ich erhielt eine Chip-Karte zum Öffnen der Tür meines Zimmers in der fünften Etage. Auf dem Weg zum Fahrstuhl trat mir ein Uniformträger entgegen und überprüfte mein Gepäck mit einem Sensor.
Das Hotelzimmer machte einen sehr ordentlichen Eindruck, sowohl von der Ausstattung als auch von der Größe. Ohne ein Passwort eingeben zu müssen, konnte ich das Internet nutzen. Aber das Hochladen von Fotos dauerte erbärmlich lange, ein leistungsfähiger Internet-Zugang sieht anders aus. Und Facebook ging gar nicht, der Zugang war gesperrt. Da ein Abendessen nicht vorgesehen war, sah ich mich in der Nähe des Hotels nach einer Essensmöglichkeit um. In einem Straßenrestaurant, das von außen einen einladenden Eindruck machte und durch dessen Fenster Fotos der diversen Speisen zu sehen waren, aß ich kleine gebratene Fleischstückchen mit köstlicher Sauce, eine zu große Portion Reis und etwas Blattsalat für 23 Yuan.
Auf dem Weg zurück zum Hotel fand ich einen kleinen Laden, in dem ich mir ein Tetra-Pak Grapefruit-Saft kaufte.
Die Anstrengungen der Bahnfahrt und des heutigen Tages steckten mir tief in den Knochen, deshalb habe ich bald Feierabend gemacht und ging früh zu Bett. Wieder war es sehr früh am Morgen, als ich meine Nachtruhe beendete.

Sonnabend, 17.03.2018
Nach dem frühen Aufwachen habe ich mir erst einmal einen Tee zubereitet.
Wie in den anderen Hotels waren auch hier Wasserkocher und alles Weitere dafür vorhanden.
Es war zwar mühselig, weil der Internetzugang nicht leistungsfähig war, aber dennoch habe ich zunächst die eingegangenen Mails bearbeitet, bevor ich mir mein Frühstück ab 07:30 Uhr an einem reichhaltigen Büffet zusammen-stellen konnte.
Eingang zur Verbotenen Stadt
Es war vereinbart worden, zur Besichtigung der Verbotenen Stadt um 08:30 Uhr abzufahren. Wie schon kurz nach der Ankunft im Pekinger Bahnhof war auch an diesem Morgen die Polizeipräsenz unübersehbar. Sie zeugt von dem tiefen Misstrauen der Staatsgewalt gegenüber den Bürgern. Dietmar, der Reiseleiter, hatte gestern schon darauf hingewiesen, dass überall in der Stadt Hilfspolizisten unterwegs seien, die bei aufkommenden Unruhen oder Demonstrationen dieses sofort melden müssen, um sie im Ansatz unterbinden zu können.
Hilfspolizist mit roter Armbinde
Beim Zugang zur Verbotenen Stadt und auch noch innerhalb dieser finden Kontrollen statt, an allen Ecken stehen grün Uniformierte und beobachten das Geschehen. An jeder Straßenkreuzung und auch an vielen anderen Stellen sind Überwachungskameras zu sehen, die sicherlich nicht nur zur Überwachung des Straßenverkehrs dienen. Wegen der aktuellen Sitzungsperiode des Großen Volkskongresses war an diesem Tag der Platz des Himmlischen Friedens für Besucher gesperrt, da die Teilnehmer des Volkskongresses ihre Autos dort abgestellt hatten.
So mussten die unzähligen Besucher der Verbotenen Stadt weite Wege in Kauf nehmen. Der Zutritt erfolgte durch das bekannte Tor mit dem Bild des Großen Vorsitzenden Mao darüber. Auch das Wetter war an diesem Tag nicht sehr einladend: Es war recht kühl und es begann zu schneien, erst wenig, dann im Verlauf des Vormittags immer heftiger.
Nach Dietmars ausführlichen Erklärungen zu den meist nur von außen zu besichtigenden Gebäuden in diesem weitläufigen Gelände kamen wir nach einem längeren Fußmarsch zum Bus und fuhren gleich zu einem Restaurant zum Mittagessen. Wie schon gestern gab es auf einer Drehscheibe verschiedene Angebote, die jeder nach seinem Geschmack nutzte.
Der nächste Besuch war dem Himmelstempel gewidmet. Auch hier störten die ungünstigen Witterungsverhältnisse erheblich. In einem der kleinen Shops habe ich mir als Souvenir eine kleine Tasse mit dem Bild des Himmelstempels gekauft. Gleich danach stand eine Teezeremonie auf dem Programm. Hier wurden mehrere Teesorten kredenzt und deren Wirkungen er-läutert. Im Anschluss investierte ich noch in eine Packung Früchtetee und eine Tasse, die unter Wärmeeinwirkung ihr Äußeres verändert.
In einem Zentrum für chinesische Medizin attestierte mir ein Arzt nach einer recht oberflächlich erscheinenden Untersuchung, dass ich geringe Probleme mit den Nieren hätte. Hier wurde auch noch eine Fußwaschung und anschlie-ßende Massage der Füße angeboten. Darauf habe ich aber verzichtet.
Zum Abschluss des heutigen Tages stand noch ein Besuch einer Akrobaten-Show von 17:30 bis 18:30 Uhr an. Am Eingang standen mehrere Hilfspolizisten mit roter Armbinde, die energisch den Zutritt regelten. Was wir hier zu sehen bekamen, war sehr beeindruckend. Allerdings meine ich, während meiner ersten Chinareise 2013 diese Show schon einmal erlebt zu haben.
Nach der Rückkehr zum Hotel hieß es nur noch, den Tag ausklingen zu lassen.

Sonntag, 18.03.2018
In diesem Hotel war der Frühstücksraum schon ab 06:30 Uhr geöffnet, doch ich hatte noch keinen richtigen Appetit und habe deshalb auch nur wenig gegessen. Zusammen mit anderen Reiseteilnehmern wartete ich auf die Abfahrt zur Besichtigung der Großen Mauer.
Eingangsbereich zur Chinesischen Mauer
Um 08:30 Uhr startete unser Kleinbus zur Fahrt nach Mutianyu, einem besonders schön ausgebauten Teilstück der Chinesischen Mauer.
Nach einer Fahrzeit von etwas mehr als einer Stunde erreichten wir das Gelände, wo schon viele andere Besucher um Einlass baten. Ein Shuttlebus brachte uns von einem großen Parkplatz hinter dem Einlass zum dem eigentlichen Eingang, der ein paar Kilometer entfernt lag. Von hier aus konnte man zu Fuß zur Mauer hochgehen oder aber für 120 Yuan eine Seilbahn nutzen. Ich entschied mich für die Seilbahn. Das Lüneburger Paar berichtete später, es sei doch sehr anstrengend gewesen, zu Fuß den oberen Bereich der Mauer zu erreichen.
Auf einem Teilstück der Chinesischen Mauer mit Schneeresten vom Tag zuvor
Es waren sicher Hunderte Besuchern, die auf der Mauerkrone bei frühlingshaftem Wetter unterwegs waren. Auf geschützten Stellen des oftmals steilen Weges über manchmal unförmige Treppenstufen und schiefe Ebenen lagen noch Reste von Schnee und Eis, die zur besonderen Vorsicht beim Gehen Anlass gaben. Der für die Besucher freigegebene Weg war weithin zu erkennen.
weitere Fotos des Weges auf der Mauer
Ich habe darauf verzichtet, dort oben eine längere Strecke zu gehen und machte mich bald auf den Rückweg. In einer Kabine der Seilbahn fuhr ich mit einer Chinesin und ihrer Tochter nach unten zum Eingangsbereich. Wir kamen ins Gespräch, zunächst auf Englisch, bald aber wechselten wir die Sprache, weil sie mir in nahezu fehlerfreiem Deutsch erzählte, dass sie in Hannover wohne und nun zu einem Verwandtenbesuch hier sei. Die Tochter sei in Deutschland geboren und sprach einwandfrei Deutsch. Unten angekommen, traf ich auf Ilse, die ebenfalls schon wieder zurück war, und so beschlossen wir, in einem nahegelegenen Restaurant auf die anderen bei einer Tasse Kaffee und Tee zu warten. Meine Tasse Espresso kostete 40 Yuan, das waren ungefähr 5,33 Euro!
Pünktlich fanden sich alle wieder am vereinbarten Treffpunkt ein, so dass wir den Shuttlebus zum Haupteingang nutzen und das Gelände verlassen konnten. Es war nur eine kurze Fahrt bis wir ein nahegelegenes Restaurant erreichten, in dem wir schließlich noch zum Mittagessen zusammensaßen.
Ein letzter Programmpunkt des Tages war die Fahrt zur Besichtigung des Sommerpalastes. Hierfür musste ich noch meinen Kostenbeitrag an den Reiseleiter bezahlen, weil ich diese Tour zuvor nicht gebucht hatte. Die Besichtigung des Sommerpalastes erfolgte wieder mit Dietmars weitreichenden Erläuterungen, der sein umfassendes Wissen präsentierte.
An einigen Stellen konnten wir meist ältere Herren dabei beobachten, wie sie mit zuvor in Wasser getauchten großen Pinseln chinesische Schriftzeichen auf den Gehweg malten. Dietmar übersetzte die geschriebenen Wörter in die deutsche Sprache, die aber für unseren Besuch nicht relevant waren.
einer der Herren malt chinesische Schriftzeichen auf den Weg
Nach der Rückkehr zum Hotel kümmerte sich jeder selbst um seine Abendverpflegung, die nicht Programmbestandteil war. Nach einem sehr sparsamen Abendessen war sehr bald die Zeit gekommen, mich zur Ruhe zu begeben.

Montag, 19.03.2018
Bahnreise Peking – Shanghai
An diesem Tag stand nun die letzte Etappe der Reise auf dem Programm, die Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Shanghai.
Mein Gepäck hatte ich schon am Abend zuvor weitgehend zur Abreise geordnet und gepackt. Nach einem kurzen und knappen Frühstück standen wir alle pünktlich um 7 Uhr zur Abfahrt zum Bahnhof bereit.
Wartesaal zum Zug nach Shanghai
Unser Reiseleiter Dietmar verteilte die Bahntickets. Schon kurz nach 07:30 Uhr erreichten wir den Bahnhof. Hier mussten wir uns wieder einer Zugangskontrolle wie im Flughafen unterziehen, das Gepäck wurde durch einen Scanner geschickt, jede Person musste durch einen „Pfeifbogen“ gehen. Nun hatten wir noch Zeit, am Gate 13 auf die Abfahrt zu warten. Hier hatte sich schon eine große Zahl von Reisenden eingefunden, die Sitzplätze waren so gut wie alle besetzt. Etwa um 8 Uhr meinte Dietmar, wir sollten uns schon mal in die noch kurze Warteschlange vor der Sperre einzuordnen, da bald die Abfertigung beginnen müsste. Um 9 Uhr sollte die Abfahrt des Zuges erfolgen. Bald darauf wurden auch die zwei Sperren geöffnet, und Bahnmitarbeiter kontrollierten die Fahrausweise. Im Zug gab es nur wenig Platz für größere Gepäckstücke. Ich konnte meinen Koffer in einem Regal zwischen zwei Wagen abstellen und fand recht schnell meinen Sitzplatz am Fenster. Allerdings wurde mir erst bei der Abfahrt bewusst, dass ich wieder einmal wie schon von Moskau bis Peking mit dem Rücken in Fahrtrichtung saß.
Pünktlich um 09:00 Uhr fuhr der Zug ab, und bereits nach zehn Minuten hatte der Zug seine Geschwindigkeit von 342 km/h erreicht. Über dem Durchgang zum nächsten Wagen sah ich fortwährend die Einblendung relevanter Daten und Hinweise mittels eines Leuchtschriftbandes in chinesischer und englischer Sprache.
Wechselnde Anzeige im Zug, hier 342 km/h
Bis Shanghai hatte der Zug zwei Stopps von kurzer Dauer und erreichte zwischenzeitlich eine neue Geschwindigkeit von 352 km/h, die im Zug jedoch kaum zu spüren war. Nur schien es, als rase die Landschaft am Zug vorbei.
In unregelmäßigen Abständen gingen Frauen durch die Wagen, um die Toiletten zu reinigen. Ebenso unregelmäßig folgten ihnen Uniformierte und kontrollierten die Listen, in denen der Reinigungsvorgang quittiert wurde.
Während der gesamten Fahrt war der Himmel bedeckt, kurz vor Shanghai sah es nach Regen aus.
Um 13:27 Uhr, nach etwa viereinhalb Stunden Reisezeit und etwa 1300 Kilometern Fahrstrecke kamen wir im Bahnhof von Shanghai an. Wieder mussten alle Reisenden am Ausgang durch eine Ticketkontrolle, die aber doch recht zügig erfolgte. Dietmar hatte uns bis Shanghai begleitet und übergab die weitere Betreuung an Frau Lu Yin, die sich Stefanie nannte.
Ein Mittagessen war nicht vorgesehen. Zu einer ersten Stadtbesichtigung ging die Fahrt vom Bahnhof zur Altstadt nur schleppend voran, der Großstadtverkehr ließ kein zügiges Vorankommen zu.
Erst am späten Nachmittag sollten wir unser Hotel erreichen, da es zum einen vorerst nicht auf unserem Wege lag und zum anderen das Einchecken erst zu einem späteren Zeitpunkt zuließ. Also hielt unser Kleinbus in einer Seitenstraße, von der wir über einen schmalen Weg durch die Häuserreihe das Zentrum der Altstadt erreichten.
Altstadtbereich Shanghai
Kunstvoll gestaltete Häuser und deren Giebel und Dächer waren für jeden ein Blickfang, ehe es über die sogenannte Zick-Zack-Brücke zur Gartenanlage ging. Böse Geister, so wurde uns erklärt, könnten nicht um Ecken herumgehen. Solche Hindernisse für böse Geister hatten wir schon in Peking gesehen, wo Wände den freien Blick durch Gebäudeeingänge versperrten und hohe Schwellen einen ebenerdigen Zugang unmöglich machten.
In der Gartenanlage erläuterte Stefanie in ausführlicher Weise die Gebäude und ihre Inschriften und wies uns auf die riesigen Kois hin – jene Art von Goldfischen, die zur Karpfen-Familie gehören und die in den Wasserläufen in großer Zahl zu sehen waren. Nach dieser Besichtigung hatten wir etwa eine halbe Stunde Zeit, uns selbstständig im Altstadtbereich aufzuhalten. Ich war zum zweiten Mal in Shanghai und hatte die Sehenswürdigkeiten der Altstadt noch gut in der Erinnerung. Deshalb nutzte ich mit zwei anderen Teilnehmern diese Zeit, bei Starbucks eine Kaffeepause einzulegen. In einem kleinen Shop kaufte ich für die kleine Tochter meines Neffen schließlich noch einen Stofftier-Pandabären.
Blick vom Bund über den Fluss Huangpu zu Wolkenkratzern
Unser Weg führte uns von der Altstadt zum Bund, der Strandpromenade. Dort hatten wir einen guten Überblick über die nahen Wolkenkratzer im Stadtteil Pudong und den regen Schiffsverkehr auf dem Huangpu-Fluss. Erneut zeigte sich das Wetter von seiner unschönen Seite, so waren die Wolkenkratzer meistens von Wolken umhüllt.
Zunächst zeigte Stefanie uns die markantesten Gebäude, danach hatte jeder Gelegenheit zum selbstständigen Rundgang vor Ort. Inzwischen war es später Nachmittag geworden, die Wolken hingen immer noch tief, aber es regnete nicht. Als es Zeit wurde für das Abendessen, suchten wir eines der Restaurants am Bund auf. Im Gegensatz zu dem Speisenangeboten in Peking fiel dieses in Shanghai eher sparsam aus. Während der anschließenden Fahrt zum Hotel stellten wir fest, dass ebenfalls anders als in Peking die Autofahrer in Shanghai kaum noch hupten. Denn das sei, so Stefanie, hier verboten.
Wie üblich musste im Hotel der Reisepass abgegeben werden, das Einchecken ging aber ohne großen Aufwand über die Bühne. Mein Zimmer hier war deutlich kleiner und weniger komfortabel ausgestattet als das zuvor.

Montag, 19.03.2018
In Shanghai
Gleich nach unserer Ankunft in Shanghai unterbreitete uns Stefanie das Angebot einer nächtlichen Stadtbesichtigung. Nur zwei von uns entschieden sich dagegen, weil sie lieber ihren eigenen Interessen nachgingen. Für alle anderen erhöhte sich der Teilnahmebetrag von 200 auf 250 Yuan – das entspricht 33€. Da sich mein Vorrat an chinesischer Währung dem Ende neigte, war ich froh, dass ich auch in Euro bezahlen konnte. Stefanie gab mir die Differenz zu 50€ in Yuan wieder, dabei betrug der Wechselkurs 1:7,5.
bunt beleuchtete Türme im Stadtteil Pudong präsentierten sich unseren Blicken
Um 18:30 Uhr ging es los. Der Fahrer unseres Kleinbusses steuerte verschiedene Orte im Stadtgebiet an, von denen aus die Beleuchtung der Stadt und ihrer Wolkenkratzer sowie anderer markanter Gebäude gut zu sehen war. Zu Fuß gingen wir durch die schon am Nachmittag besuchte Altstadt mit ihren kunstvoll verzierten Häusern und ihren Dächern, die hier ebenso wie die Gebäude an einer Fußgängerzone in bunte Lichter getaucht waren. An einer großen Straßenkreuzung mit einer ringförmigen Fußgängerbrücke darüber konnten wir ebenfalls bunt beleuchtete Bauwerke bestaunen. Wer eine Jacke mitgenommen hatte, war froh, diese jetzt anziehen zu können – es hatte sich deutlich abgekühlt.
In der abendlichen Fußgängerzone ein Gebäude mit Temperaturanzeige - plus 8 Grad C
Auf dem Weg zurück zum Hotel gab es noch einen kleinen Zwischenfall: Ein Linienbus fuhr sehr dicht an unserem Fahrzeug vorbei und berührte dabei den rechten Außenspiegel. Eine kaum sichtbare Schramme war die Folge.
Unser Fahrer veranlasste deshalb den Busfahrer, auf die Polizei zu warten. Das führte zu einem etwa halbstündigen Zeitverlust für uns. Erst kurz nach 21 Uhr kehrten wir von unserer abendlichen Tour zum Hotel zurück.

Dienstag, 20.03.2018
In diesem Hotel gab es schon ab 6:30 Uhr Frühstück. Es war ein gutes und umfangreiches Angebot, auch wenn der Espresso nur kostenpflichtig abge-geben wurde. Ich bediente mich an den gebackenen Bohnen, nahm eine ordentliche Portion Kartoffelsalat, einige gut gewürzte Schinkenstücke, etwas Reis mit Ei und Gemüse, dazu ein wenig sehr scharfe Chilisauce, Kaffee und Grapefruitsaft. Bei dem guten Essen fiel es mir leicht, mich bis 7:30 Uhr im Frühstücksraum aufzuhalten.
Das Wetter war an diesem Morgen weniger freundlich, es schien zu regnen.
Zudem gab es eine Änderung des Tagesprogramms: Die örtliche Reiseagentur hatte die geplante Exkursion dieses Tages zu dem im Reiseprogramm beschriebenen Wasserdorf Tongli durch ein anderes ersetzt, das sich geringerer Entfernung von Shanghai befindet und deshalb schneller zu erreichen ist. Es wurde erklärt, dass es bei einer Besichtigung des weiter entfernt liegenden Ortes nicht näher beschriebene Probleme geben könnte.
Wichtiges Brückenbauwerk in diesem Ort
Als Ausgleich für die Änderung hatte man für uns eine Bootsfahrt durch das Kanalsystem in das Programm aufgenommen.
Unser Kleinbus stand pünktlich um 9 Uhr zur Abfahrt bereit, nach gut einer Stunde Fahrtzeit erreichten wir unser neues Ziel. Stefanie erklärte wieder in ausführlicher Weise alles Wissenswerte. Bei leichtem Regen machten wir uns zu Fuß auf den Weg entlang des Hauptkanals zu einer Brücke, die in diesem Ort ein wichtiges Bauwerk darstellt, denn an keiner anderen Stelle sei es möglich, den Kanal zu überqueren. Hier startete dann auch unsere Bootsfahrt durch die Wasserstraßen. Mit langen Stangen wurde das Boot von einer Frau vorangetrieben. Der immer stärker werdende Regen trübte das Erlebnis, durch die Kanäle gefahren zu werden, leider deutlich.
Boote für die Fahrt auf den Kanälen
Bis zur Rückfahrt hielten wir uns deshalb anschließend in einem Starbucks-Café bei einem Becher Kaffee auf, um uns aufzuwärmen. Es regnete immer noch, als um 12.15 Uhr unsere Rückfahrt nach Shanghai begann.
Der Straßenverkehr im Großraum Shanghai ist meinen Beobachtungen zufolge disziplinierter als in Peking. Zwar wurde hier nur sehr wenig gehupt, aber dafür genauso viel rechts und links überholt entsprechend der Bedürfnisse der Fahrzeugführer. An Masten angebrachte Schilder verwiesen darauf, dass die Geschwindigkeitsbegrenzungen mittels Radargeräten kontrolliert werden. Unsere Reiseleiterin erläuterte uns, dass elektrisch betriebene Autos Kennzeichen mit grünem Hintergrund haben, während diese an den sonstigen Fahrzeugen blau gefärbt sind. Der Staat sei bemüht, durch Steuerbegünstigungen die Elektromobilität zu fördern.
In Shanghai angekommen, steuerte unser Fahrer einen Seidenspinnerei-Betrieb an. Dort wurde uns gezeigt, welche Einzelschritte nötig sind, um ein großes Wäschestück aus Seide herzustellen. Im angegliederten Shop gab es die Möglichkeit, einige Teile aus Seide zu kaufen.
Dieser verdeckten Verkaufsveranstaltung schloss sich ein Programmpunkt an, der auf größeres Interesse stieß: die Fahrt zum Wolkenkratzer „Shanghai World Financial Center“ im Stadtteil Pudong und zu dessen Besichtigung.
Außenansicht am Shanghai World Financial Center
Auch hier wurde die Sicherheit großgeschrieben. Alle mitgeführten Gepäckstücke wurden mittels eines Scanners untersucht, und jeder einzelne Besucher musste sich einer Kontrolle wie auf einem Flughafen unterziehen. Die Auffahrt auf den Tower im großräumigen Fahrstuhl dauerte kaum eine Minute, über ein paar Rolltreppen wurde schließlich der Aussichtspunkt in rund 470 Meter Höhe erreicht, von dem wir aber keine gute Aussicht hatten, weil das Gebäude von Wolken, vom Nebel eingehüllt war. Immerhin gab es auf der Etage eine Ausstellung von Fotos, mit denen die Errichtung dieses Towers dokumentiert wurde. Ein Souvenirshop lud manchen ein, sich mit allerlei Dingen wie z.B. Ansichtskarten, Schlüsselanhängern etc. zu versorgen.
Aussichtsplatform des in Wolken gehüllten Towers
Nach der Besichtigung ging es zurück zum Hotel. Später trafen wir uns wieder zur Fahrt zu einem gemeinsamen Abendessen. Leider musste ich feststellen, dass es sich hierbei um das bisher schlechteste Essen in China handelte. Es war nicht nur recht spärlich, sondern fand zudem auch in einer ungemütlichen Atmosphäre statt. Nach der Rückfahrt zum Hotel besuchte ich einen nahegelegenen FamilyMart und kaufte mir dort zwei Packungen Kekse - Sticks mit Zitronencreme-Füllung - und eine Flasche Zitronenlimonade. Nach meiner einige Jahre zurückliegenden Magenerkrankung bekomme ich öfters des Nachts ein schmerzhaftes Hungergefühl. Deshalb sind mir solche Kekse sehr willkommen.

Mittwoch, 21.03.2018
Der letzte Tag der Reise hatte begonnen. Bis zum Frühstück um 6:30 Uhr hatte ich genug Zeit, mein Gepäck zur Abreise vorzubereiten. Denn in wenigen Stunden stand der Rückflug nach Deutschland bevor. Wir hatten am Vorabend vereinbart, dass der Bus uns sechs Reisenden um 10 Uhr vom Hotel abholen und zum Flughafen Shanghai-Pudong bringen sollte. Also trafen wir uns nach dem Frühstück in der Hotelhalle und warteten auf den Kleinbus. Dabei ließen wir die Erlebnisse der letzten zwei Wochen noch einmal Revue passieren.
Die Fahrt zum Flughafen dauerte knapp eine Stunde, es herrschte schon wieder dichter Verkehr auf den Straßen von Shanghai. Vor dem Eintritt ins Flughafengebäude mussten wir uns wieder einer Kontrolle unterziehen. Sämtliche mitge-führten Gepäckstücke wurden durch einen Scanner geschickt, und jeder Reisende musste durch einen „Pfeifbogen“ gehen.
beanstandeter Zusatzakku, aus dem Koffer ins Handgepäck
Nach der Gepäckabgabe am Lufthansa-Schalter wurde ich aufgefordert, meinen Koffer zu öffnen und den Zusatz-Akku herauszunehmen und ins Handgepäck zu legen. Die Passkontrolle war problemlos, ging aber nur schleppend voran.
An der Sicherheitskontrolle wollte der Officer meinen Regenschirm sehen, der im Rucksack ganz unten lag und den ich während dieser Reise nie verwendet hatte. Nun konnte der Rückflug beginnen.

Mittwoch, 21.03.2018
Reise Shanghai - Frankfurt – Wolfsburg
Nach den üblichen Kontrollen blieb uns noch viel Zeit, auf die letzte Abfertigung zu warten. Endlich um 13:40 Uhr durfte ich zu meinem Platz 67D im Airbus 380-800 gehen. Über das Lufthansa-Internetportal hatte ich mir am Vortag den Platz am Gang ausgewählt, um meine Beine auch mal weiter austrecken zu können, denn der Rückflug sollte rund 12 Stunden dauern. Der Platz neben mir blieb frei, somit musste ich nicht damit rechnen, dass mich ein Sitznachbar zum Aufstehen nötigt. Nach einer dreiviertel Stunde war das Flugzeug in der Luft, wenig später wurde auf dem Bildschirm die Reiseflughöhe von 11058 Metern angezeigt.
An meinem Platz war es lausig kalt, denn von oben aus den Lüftungskanälen wehte kalte Luft. Mit der Decke, die auf dem Sitz lag, war es einigermaßen auszuhalten. Eine Flugbegleiterin erklärte mir, das könne nicht geändert werden, weil das alles zentral gesteuert werde, ich könne aber den oberen Teil des Flugzeugs besuchen. Bald schon wurden Getränke und eine kleine Packung Brezel verteilt. Nach etwa einer Stunde Flug gab es ein Mittagessen. Ich habe mich für das Hähnchenfleisch entschieden, das auf chinesische Art zubereitet war und sehr gut geschmeckte. Dazu habe ich mir eine Dose Bier geben lassen. Im weiteren Verlauf wurde die Flughöhe auf dem Bildschirm aktualisiert: 11665 m.
Nach knapp vier Stunden Flug gab es wieder Getränke, für mich wie schon beim ersten Mal war es ein Becher Apfelsaft. Jetzt flogen wir in einer Höhe von 11717 m.
Nachdem ich für einen Toilettengang meinen Platz verlassen hatte, kam ich auf das Angebot zurück, dass ich wegen meiner Klage bezüglich der kalten Luft erhalten hatte, und sah mich in der Economy-Klasse im Oberdeck um. In der Dunkelheit konnte ich nicht erkennen, ob es da einen freien Platz für mich gab, deshalb kehrte ich schon bald wieder auf die Hauptebene zurück.
Bis zur Landung in Frankfurt wurden mir noch ein Stück Kuchen und später ein warmes Abendessen serviert. Als Getränk bat ich erneut um einen Becher Apfelsaft.
Nach etwas mehr als elf Stunden landete das Flugzeug in Frankfurt. Es ging ziemlich zügig voran, als wir den Airbus verließen. Die Passkontrolle erfolgte an einem Automaten, auf das Gepäck musste ich kaum 15 Minuten warten. Überraschenderweise gab es auch keine Zollkontrolle. Zollpflichtige Gegenstände führte ich aber sowieso nicht ein. Zusammen mit den anderen Reiseteilnehmern erreichte ich den Hauptbahnhof Frankfurt. Hier hieß es nun Abschied nehmen, bevor ich mich aufmachte und das Gleis für meine Weiterfahrt aufsuchte. Nach meiner mir vor dem Reiseantritt beschafften Information musste der ICE nach Berlin von Gleis 7 abfahren. Dort fand ich den schon bereitstehenden Zug und in einem Wagen einen freien Platz mit Tisch in der Nähe des Eingangs. Pünktlich fuhr der ICE um 20:18 Uhr ab und erreichte Wolfsburg wenige Minuten vor der im Plan angegebenen Zeit.
Ein Taxifahrer freute sich über die Möglichkeit, mich nach Hause zu bringen und dabei zu einer Einnahme zu kommen.
Nun war eine sehr interessante, aber auch manchmal anstrengende Reise zu Ende gegangen.

Bernhard Dinges
Im Zug von Moskau bis Shanghai,
das war eine Erlebnisreise.
Den Baikailsee, die Mongolei
sah ich auf diese Weise.

Wir fuhren los vor Mitternacht,
es war fast Sonntagmorgen.
Vier Nächte hab ich zugebracht,
ganz ohne Last und Sorgen.

In Irkutsk nah am Baikalsee
begann die Exkursion.
Trotz Straßen voller Eis und Schnee:
Den Frühling ahnt‘ man schon.

Listwjanka zieht Touristen an,
zum See, zu allen Jahreszeiten.
Der nimmt sie alle in den Bann
in Russlands fernen Weiten.

Und später in der Mongolei,
dem Land des Dschingis Khan,
ging auch so mancher Tag vorbei.
Sein Monument wir sah‘n.

Der Zug fuhr weiter durch das Land,
nach Peking, nah der Mauer.
Die Fahrt durch Gobis Wüstensand
war nur von kurzer Dauer.

Peking, später noch Shanghai,
zwei riesengroße Städte.
Der Aufenthalt ging schnell vorbei,
mehr Zeit man dort gern hätte.

Die Reise endet in Shanghai,
am Bund, am Huangpu-Fluss.
Alles geht einmal vorbei,
weil es so kommen muss.

Bernhard Dinges
Bordrestaurant in der Transsibirischen Eisenbahn
Gedicht zur Erinnerung an meinen Besuch im Café Puschkin

Vor Jahren schon ist es erklungen:
Gilbert Bécauds Lied 'Nathalie'.
Vom Roten Platz hat er gesungen,
sein Lied vergesse ich wohl nie.

In Moskau hat die Tour begonnen,
zum dritten Mal war ich nun dort.
Der halbe Tag war schon verronnen,
da ging ich von der Gruppe fort.

Zum Café Puschkin wollt' ich gehen,
wie legendär einst Nathalie.
Unzähl'ge Menschen konnt' ich sehen,
doch Nathalie, die traf ich nie.

Von außen schlicht, fast schon bescheiden,
so stellt sich das Gebäude dar.
Doch innen sich die Blicke weiden
an einem edlen Inventar.

Es herrscht darin ein emsig Streben
zum hohen Maß Behaglichkeit.
Die Gäste sollen es erleben
in Ruhe und Zufriedenheit.

Im Café Puschkin saß ich nun,
trank keine Schokolade.
Beim Kaffee mich dort auszuruh‘n,
das fand ich gar nicht schade.

Gilbert Bécauds Lied 'Nathalie'
war Grund für mich zu gehen
vom Roten Platz, auch ohne sie.
Das Café wollt' ich sehen.

Mai 2017
Bernhard Dinges
Heißwassergerät im Wagen der Transsibirischen Eisenbahn
Erinnerung an die Reise nach St. Petersburg

Eiskalte Winde weh'n von Norden,
gelegentlich fällt auch noch Schnee.
Was ist aus diesem Mai geworden?
Vom Frühling ich nur wenig seh'.

St. Petersburg, die Stadt der Zaren,
ist Reiseziel aus Nah und Fern.
Und viele, die schon hier mal waren,
die kommen immer wieder gern.

Kirchen, Klöster und Paläste
mit goldverziertem Inventar
- staunend sieht man nur das Beste.
Zu groß ist die Besucherschar.

Am 9. Mai, am Tag des Sieges,
gedenkt man hier der Schreckenszeit
und feiert froh das End' des Krieges
auf Straßen, Plätzen, weit und breit.

Der Feiertag ist längst vergangen,
nur kurz herrschte hier Dunkelheit.
Der neue Tag hat angefangen
im Hoffen auf die wärmere Zeit.

St. Petersburg, ich muss jetzt gehen,
zu kurz war meine Zeit mit dir,
beim nächsten Mal, wenn wir uns sehen
ist’s meine Reise Nummer Vier.

Mai 2017
Bernhard Dinges
Metrostation in Moskau
von DID102745 1. Februar 2019
Fahrt nach Halle (Saale) zum 40. Jahrestag der Glatteisfahrt am 8. Dezember 1978
Der 8. Dezember 1978 ist der Tag geblieben, der sich fest in meinem Gedächtnis festgesetzt hat.
Mit einer Delegation aus Mitgliedern des Rates der Stadt Wolfsburg und den Fachangestellten in der Verwaltung fuhr ich nach Halle an der Saale, um dort das Planetarium zu besichtigen. Außerdem wollten wir uns über die Technik des Vorführgerätes informieren. Hintergrund zu dieser Informationsreise war die Annahme eines Geschenkes der Volkswagen AG an die Stadt Wolfsburg aus Anlass des 40. Stadtgründungstages am 1.Juli 1978. Volkswagen hatte in der Zeit 10000 Fahrzeuge vom Typ Golf in die DDR geliefert und im Gegenzug dafür unter anderem das Vorführgerät für ein Planetarium bekommen. Die Stadt sollte sich aber selbst darum kümmern, ein angemessenes Gebäude zu errichten. Schließlich wurden der Oberbürgermeister und der Oberstadtdirektor als Chef der Verwaltung vom Rat beauftragt, mit VW über eine Kostenübernahme für das Gebäude zu verhandeln. Diese Verhandlungen brachten den Erfolg, dass VW sich an den Baukosten beteiligte. Wir waren nun unterwegs, etwa 40 Personen, die als eine Art Staatsgäste der DDR ohne besondere Formalitäten und insbesondere ohne die Verpflichtung zum Geldumtausch nach Halle reisen durften. Die Besichtigung erfolgte zur großen Zufriedenheit aller, wir wurden auch beköstigt und machten uns am Nachmittag gegen 16 Uhr auf den Weg zurück nach Wolfsburg.
von DID102745 30. Januar 2019
Reise nach Paris zur Gedenkveranstaltung zum 100. Jahrestag der Unterzeichnung des Waffenstillstandes am 11. November 1918 in Compiègne
von DID102745 20. Januar 2019
Reise nach Taiwan, Hongkong und Macau vom 7. bis 18. Oktober 2018
von DID102745 18. Januar 2019
Berichte über meine Reisen im Jahr 2018 mit der Transsibirischen Eisenbahn, nach Taiwan, Hongkong und Macau, zum 100. Jahrestag der Unterzeichnung des Waffenstillstandes am 11. November nach Paris und zur Erinnerung an eine denkwürdige Fahrt zur Besichtigung des Planetariums in Halle am 8. Dezember