Taiwan, Hongkong, Macau

  • von DID102745
  • 20 Jan., 2019

Reise in eine buddhistisch geprägte Welt

7. bis 18. Oktober 2018
Buddhismus, die Lehren des Konfuzius,
in Taiwan und auf dem chinesischen Festland:
Die Suche nach einer geistigen Orientierung in
kapitalistisch, kommunistisch und staatsmonopol-
kapitalistisch ausgerichteten Gesellschaften
Reiseangebot von trendtours
Reiseroute gemäß der Ausschreibung
1. Auflage Januar 2019
© Text, Fotos und Gestaltung: Bernhard Dinges, mail@spectateur.eu
© Foto Kloster Fo Guang Shan, Wand der großen Buddha-Statuen: https://pixabay.com
Druck: voraussichtlich April 2019
Reise nach Taiwan, Hongkong, Macau
Vorbereitung und Anreise nach Frankfurt
Flug nach Taipeh
Ankunft in Taiwan, Besichtigungen, ins Hotel
Start der Inselrundfahrt
Zweiter Tag der Inselrundfahrt, im Kloster
Teilnahme an buddhistischer Morgenfeier
Pazifikküste + Schlucht im Taroko-Nationalpark
Durch den Nationalpark zurück nach Taipeh
Abschied von Taiwan, Flug nach Hongkong
Stadtbesichtigung, Victoria Peak, Aberdeen
Big Buddha, ein Fischerdorf und Nathan Road
Von Hongkong nach Macau
Letzter Tag in Macau, zurück nach Deutschland
Die Reisevorbereitungen
Taiwan, Hongkong und Macau, dieses Reiseangebot flatterte mir noch vor dem Jahreswechsel 2017/2018 in den Briefkasten. Die Beschreibung der einzelnen Sehenswürdigkeiten veranlasste mich spontan, mich für diese Reise anzumelden.
Die drei Ziele in Ostasien zählten bisher zu den weißen Flecken auf der Landkarte. Taiwan, das noch immer von der Volksrepublik China beansprucht wird, steht unter dem Schutz der USA. Gerade jetzt in den Tagen nach dem Jahreswechsel 2018/2019 sind aus Peking wieder Drohungen zu hören, Taiwan notfalls auch mit Gewalt in das Staatsgebiet Chinas einzugliedern. Hongkong und Macau als ehemalige Kolonien Großbritanniens, bzw. Portugals konnten sich als Sonderwirtschaftszonen ein gewisses Maß an Unabhängigkeit von Peking bewahren.
Ziele dieser Reise - Taiwan, Hongkong und Macau
Noch aber hatte ich eine andere Tour im Blick, die ich im März 2018 antrat: Die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking und von dort weiter mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Shanghai.
Das Frühjahr verging, der außergewöhnlich lange und heiße Sommer ebenso, bis es endlich in den ersten Oktobertagen losging. Der Reiseveranstalter trendtours hatte eine Zugfahrt in der 1. Klasse für 59 Euro für die Hin- und Rückfahrt Wolfsburg-Frankfurt angeboten, die ich natürlich nicht ablehnte. Weil nun der Abflug nach Taipeh in den späten Vormittagsstunden des ersten Oktobersonntags gebucht war, hatte ich keine große Auswahl nach günstigen ICE-Verbindungen zum Frankfurter Flughafen. Der Mitarbeiter am Service-Schalter im Hauptbahnhof Wolfsburg konnte mir kein besseres Angebot machen, als am späten Samstagabend, 6. Oktober, mit einem ICE nach Köln und dann am frühen Sonntagmorgen nach etwa einer Stunde Aufenthalt mit einem anderen ICE bis zum Fernbahnhof im Flughafen zu fah-ren. Die Fahrt nach Köln im fast leeren 1.Klasse-Abteil mit den bequemeren Sitzen und der größeren Beinfreiheit war sehr angenehm. Der Zug erreichte den Hauptbahnhof der Domstadt nahezu pünktlich nach 2 Uhr am Sonntagmorgen. In der zunächst unübersichtlichen Ladenzeile entdeckte ich einen geöffneten Laden, wo ich mir etwas zu essen und zu trinken kaufen konnte. Eine Tasse Espresso bei einem Bäcker sorgte für einen leichten Anstieg des Blutdrucks, der bei mir traditionell im unteren Bereich festzustellen ist. Der Zug nach Frankfurt war wieder nur mit wenigen Fahrgästen besetzt, ich hatte deshalb eine gute Auswahl bei den Sitzplätzen. Nach der Ankunft im Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens musste ich noch einen weiten Weg zum Terminal von China Airlines zurücklegen, zu Fuß und mit dem Sky-Train, der die Terminals verbindet. Freundliche Mitarbeiter des Flughafens waren mir bei der Orientierung zu Hilfe gekommen. An vielen Abfertigungsschaltern in der Halle herrschte zu dieser frühen Morgenstunde schon ein reges Treiben. Ich hatte den Bereich von China Airlines fest im Blick, um als einer der ersten mein Gepäck loswerden zu können. Ich musste aber noch lange warten, ehe dort die Abfertigung begann.

Sonntag, 07. Oktober 2018
Um 05:30 Uhr, als bei China Airlines erste Aktivitäten festzustellen waren, fragte ich eine Angestellte, ob es nun losgehe. Ich solle mich noch etwas gedulden, erst drei Stunden vor dem Abflug sei das Einchecken möglich. Nun saß ich da in der Wartehalle und wäre gerne ohne Gepäck in ein Restaurant gegangen, um ein Frühstück einzunehmen. Schließlich um 07:15 Uhr, vier Stunden vor dem Abflug, winkte mich diese Angestellte heran, dass ich nun meinen Koffer abgeben könne. Enttäuschend war es für mich, dass ich einen Platz im Viererblock, aber nicht am Gang zugewiesen bekommen hatte. Die Angestellte der Fluggesellschaft meinte aber, sie wolle versuchen, mir einen günstigeren Platz zu verschaffen.
Ein italienisches Restaurant machte einen einladenden Eindruck. Eine Tasse Espresso, ein Croissant mit einem kleinen Stück Butter und einem kleinen Glas Erdbeerkonfitüre, das war da mein Frühstück.
An der Sperre mit der Passkontrolle war noch kein Andrang zu sehen, deshalb nutzte ich diese günstige Situation und ging gleich weiter zur Sicherheitskontrolle. Einzig eine Tube Handcreme in meinem Rucksack weckte das Interesse der Mitarbeiter am Sicherheitscheck.
Um 10:45 Uhr, etwa eine dreiviertel Stunde vor dem vorgesehenen Start, begannen die Leute der Fluggesellschaft, die ersten Reisenden ins Flugzeug zu bitten. Fluggäste der 1. Klasse hatten wie üblich Vortritt, es folgten die anderen nach einem strengen Reglement: Auf dem Boardingpass war in großer, unübersehbarer Schrift vermerkt, in welcher Zone des Flugzeugs, von vorne nach hinten gehend, sich der einzelne Fluggast niederlassen durfte; darauf wurde genauestens geachtet. Für mich kam die Überraschung bei der letzten Zutrittskontrolle, dass die Mitarbeiterin von China Airlines sich um einen anderen Platz für mich bemüht hatte. Ich bekam einen neuen Boardingpass für einen Platz am Gang ausgehändigt. Es war etwa 11:20 Uhr, die planmäßige Abflugzeit, als sich das Flugzeug vom Typ Boeing A777-300ER in Bewegung setzte und zur Startbahn rollte. Und von da an dauerte es noch eine halbe Stunde, bis wir nach Taiwan unterwegs waren.
Kaum war die Anzeige erloschen, den Sicherheitsgurt anzulegen, waren die Flugbegleiterinnen unterwegs und verteilten kleine Beutel mit nützlichen Utensilien wie Zahnputzmittel, ein Paar leichte Pantoffeln als zeitweiligen Ersatz für die Schuhe, Ohrhörer und eine Augenklappe zur Schonung der Augen vor dem manchmal hellen Licht im Fluggastraum. Etwa eine Stunde nach dem Start wurde das Mittagessen serviert – Hähnchenfleisch in einer pikanten Sauce mit Gemüse, dazu eine Scheibe Lachs, ein Brötchen, ein Stück Butter und etwas Obst. Zusätzlich zur kleinen Flasche Wasser habe ich um eine Dose Heineken-Bier gebeten.
Auf dem Bildschirm vor jedem Sitzplatz war eine Vielzahl von Angeboten zur Unterhaltung abrufbar, die mich aber nicht interessierten. Vergeblich suchte ich nach einer Darstellung der Flugroute und der Anzeige relevanter Daten wie Flughöhe, Reisegeschwindigkeit, etc., so wie ich es aus anderen Flugzeugen kenne.
Im weiteren Verlauf des Nachmittags nach der Mitteleuropäischen Sommerzeit wurden einige Male kleine Päckchen mit pikanten Snacks und Keksen sowie Getränke gereicht.
In Fernost war es zwischenzeitlich Mitternacht geworden, als nach 18 Uhr MESZ ein Abendessen serviert wurde. Es gab Nudeln mit einer Fleischsauce, dazu wieder ein Brötchen und die Butter. Bei dieser Mahlzeit ließ ich mir eine Tasse Tee geben. Es lagen noch ein paar Stunden Flug vor uns, ohne dass ich wie vielleicht die meisten anderen auch wusste, wo wir uns gerade befanden. In der Dunkelheit der Kabine versuchte ich nach dem Essen und Abräumen des Speisentabletts zu schlafen, mehr als ein kurzzeitiges Einnicken ist es wohl nicht geworden.
Etwa zwei Stunden vor dem erwarteten Zeitpunkt der Ankunft in Taiwan wurde noch ein Sandwich verteilt, dazu nahm ich einen Becher Apfelsaft.
Nach rund zwölf Stunden Flugzeit landete die Boeing am Montagmorgen kurz nach sechs Uhr Ortszeit auf dem Flughafen Taoyuan der Hauptstadt Taipeh.

Montag, 08. Oktober 2018
Die Passkontrolle war für mich neuartig: Eine Polizistin wies die angekommenen Reisenden sehr energisch verschiedenen Kabinen zu, wo die Personenkontrolle stattfand. Der Immigration-Officer forderte mich auf, meinen Blick auf eine Art Fernglas zu richten und meine Zeigefinger auf ein Gerät zu legen, mit dem auch deren unveränderliche Merkmale erfasst wurden. Mit einem eher unscheinbar wirkenden Stempel auf einer schon mit vielen Stempeln versehenen Seite im Pass und einem eingelegten ausgefüllten Formular wurde ich schließlich zur Gepäckausgabe entlassen.
Mein Koffer kam nach einer kurzen Zeit auf dem Laufband an, ich konnte, ohne vom Zoll aufgehalten worden zu sein, auf den Ausgang zur Eingangshalle des Flughafens zusteuern. Dort entdeckte ich schnell einen Herrn mit einem Schild mit dem Schriftzug „trendtours“, der mich herzlich begrüßte und mein Erscheinen in seiner Liste vermerkte. Als die Runde vollzählig war, stellte sich der taiwanische Reiseleiter vor, er heiße Steven Wang. Jeder Teilnehmer bekam eine Landkarte Taiwans, auf der mit mehreren anderen Plänen auch ein Stadtplan von Taipeh zu finden war. Herr Wang verteilte außerdem kleine Zettel mit der in chinesischen Schriftzeichen formulierten Bitte, ihn unter der angegebenen Mobilfunk-Nummer anzurufen, falls mal jemand den Kontakt zur Gruppe verloren haben sollte. Das war ein Angebot, das ich bisher noch von keinem anderen Stadtführer bekommen hatte und das ich später auch einmal nutzen musste.
Landkarte Taiwan mit dem kleinen Zettel des Reiseleiters
Wir waren 35 Personen, die nun dem Reiseleiter zum Busparkplatz folgten. Zuvor aber gab es noch die Möglichkeit, sich in einer Wechselstube mit Landeswährung zu versorgen. Ich habe dort erst einmal 50 Euro in rund 1700 Taiwan-Dollar gewechselt.
Außer mir waren noch zwei weitere Einzelreisende dabei – Katja, eine junge Frau aus Stuttgart und Jürgen, ein Lehrer aus Flensburg. Jürgen erzählte uns später, dass er aus Nordrhein-Westfalen stamme, aber seit der Aufnahme seiner Lehrertätigkeit in Flensburg ansässig sei. Katja beeindruckte mich mit der Bemerkung, sie sei schon einmal in Nord-Korea gewesen. Ich habe nicht weiter gefragt, unter welchen Umständen sie diese Reise gemacht hat. Als junge Frau dieses Land zu besuchen, erschien mir doch sehr außergewöhnlich. Mit den anderen Reisenden hatte ich anfangs nur wenige Gesprächsgelegenheiten. Es wurde aber im Verlauf der nächsten Tage deutlich, dass einige schon zum wiederholten Male in dieser Gegend unterwegs waren. Auch berichteten einzelne, dass sie früher andere Kontinente besucht hätten.
Bus unserer Rundreise durch Taiwan auf einem Parkplatz an einer Raststätte
Während mehrerer Reisen mit trendtours und anderen Veranstaltern habe ich es nie erlebt, dass Mineralwasser kostenlos ausgegeben wurde. Hier im Bus bekam jeder Reisende bei Bedarf kostenlos Wasserflaschen gereicht.
Es war noch früher Vormittag, als wir vom Flughafen abfuhren, zu früh, um sich schon im Hotel einzuchecken. Wie mir ging es wohl den meisten so, dass sie sich jetzt gerne unter eine Dusche gestellt und eine Ruhepause einlegt hätten. Vor 15 Uhr sei das aber nicht möglich, ließ uns Steven Wang wissen.
Die Gesellschaft Taiwans ist in unterschiedlichen Ausprägungen buddhistisch orientiert. Deshalb waren viele Besichtigungen während der Rundreise auf Tempel und sonstige Einrichtungen der Staatskultur ausgerichtet.
Es war warm, den einsehbaren Temperaturanzeigen zufolge 23 Grad, aber es regnete leicht, als wir unsere Fahrt durch die Stadt begannen. Erstes Ziel war der Longshan-Tempel, in dem zahlreiche Gläubige dabei waren, Räucherstäbchen zu entzünden und sich mit Gebetsformeln der Hauptgottheit, Kuan Yin, zuzuwenden. In diesem Tempel ist eine Vielzahl an Statuen von Gottheiten, Holzschnitzereien und anderer Kunstwerke zu bestaunen.
Eingang zum Longshan-Tempel in Taipeh
Einen Blick in die Geschichte des Landes, das seit 1949 auf der etwa 130 Kilometer östlich vom chinesischen Festland gelegenen Insel als eigener Staat existiert, gab es beim Besuch des dem Staatsgründer Chiang Kai-shek gewidmeten Memorial. Zahlreiche Fotos aus der Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Truppen der Partei Kuomintang und denen der Kommunistischen Partei sind ebenso zu sehen wie diverse Ausrüstungsgegenstände und Dokumente. Nach der Niederlage gegen die Kommunisten floh Chiang Kai-shek mit seinen Truppen auf die Insel und machte Taipeh zur Hauptstadt der Republik Taiwan, während auf dem Festland Mao Tse-tung die Volksrepublik China ausrief.
Nachbildung des Arbeitszimmers des Präsidenten Chiang Kai-shek
Der im Foto dargestellte Raum stellt das Arbeitszimmer des Staatschefs dar, die Figur hinter dem Schreibtisch den Präsidenten, der das Land über 40 Jahre autoritär regierte. Auch die aus amerikanischer Produktion stammenden Präsidentenlimousinen lenkten das Interesse der Besucher auf sich.
Eine der zwei ausgestellten Präsidentenlimousinen
In einer noch größeren Halle verneigten sich in ehrfürchtiger Weise immer wieder Bürger des Landes vor der dort sit-zenden Statue des Staatsgründers. Das ganze Gelände um das Hauptgebäude herum wird wie ein Nationalheiligtum gepflegt.
Monument des Präsidenten in der Memorial-Hall
Ein besonderes Erlebnis war die Wachablösung an diesem Ort. Vier Soldaten in blauen Uniformen, die von einem wohl deutlich höheren Militärdienstgrad angeführt wurden, marschierten den langen Weg vom Eingangsportaldes Geländes zur Memorial Hall und vollzogen dort mit einstudiertem militärischen Drill den Wechsel der Wachsoldaten, um danach ebenso zackig wieder zum Tor zurückzumarschieren.
Abmarsch der Wachsoldaten
Nach dem Besuch des Geländes des Chiang Kai-shek-Memorials wurden wir mit dem Bus zu einem Restaurant gefahren, das nach außen einen eher schlichten Eindruck machte, aber im Speiseraum doch ein gewisses Maß an Eleganz ausstrahlte. Das Mittagessen in diesem Restaurant verlief in der mir schon bekannten Weise: Auf einer Drehscheibe wurden diverse Speisen in kleinen Schalen angeboten, an denen sich jeder nach seinem Geschmacksempfinden bedienen konnte. Für mich war es wieder eine Herausforderung, mit den Stäbchen das letzte Reiskorn der Essschale zu entnehmen. Für Ungeübte und solche, die aus Prinzip keine Essstäbchen verwenden wollten, lagen auch Gabeln bereit. Steven Wang erklärte uns, dass die Chinesen sich nicht lange beim Essen aufhielten. Nach nur wenig mehr als einer Stunde brachen wir schon wieder auf und erreichten mit dem Bus das Gebäude des Nationalmuseums der Geschichte, das neben Exponaten aus der Gründerzeit der Republik China auch zahlreiche Informationen über die gesellschaftliche Entwicklung der Jahrhunderte bot. Wie ein roter Faden zog es sich durch die Erläuterungen des Reiseleiters, dass der Buddhismus in seinen unterschiedlichen Ausprägungen in den Jahrhunderten eine wesentliche Rolle spielte. Ich habe den Rundgang nach etwa einer halben Stunde abgebrochen, weil eine persönliche Schwächephase nach der langen Anreise mich zu einer Ruhepause zwang. Außerdem hatte ich erst im März während meiner Reise durch die Mongolei und nach Peking und Shanghai weitreichende Erläuterungen der Lehre Buddhas erhalten. Als ich später andere Reiseteilnehmer traf, hatte ich Anlass, mittels des erhaltenen Zettels mit den chinesischen Schriftzeichen Steven Wang anrufen zu lassen, um ihm das Empfangs- und Kopfhörerset zurückgeben zu können.
Nach dem Einchecken im Howard Plaza Hotel, das einen sehr guten Eindruck machte, und nach einer knapp einstündigen Ruhepause sollte die Auffahrt zum mehr als 500 Meter hohen Tower Taipei 101 Höhepunkt des Tages sein. Es waren zunächst umfangreiche Sicherheitsüberprüfungen fällig, bevor uns der schnellfahrende Aufzug zur Aussichtsplattform in 470 Meter Höhe brachte. Das Gebäude stellt sich außen wie ein Stück Bambusrohr dar und beherbergt zahllose Büros von Unternehmen und in seinen unteren Etagen eine Vielzahl an vornehmen Geschäften und Restaurants.
Tower Taipei 101 - Außenansicht, Modell
Mit einem Hinweis auf die sich in den oberen Geschossen befindliche schwere Kugel, die durch ihre Aufhängung das Schwanken des Towers bei Erdbeben oder extremen Einflüssen durch Stürme ausgleichen soll, führte uns Steven Wang zu interessanten Stellen auf der Aussichtsebene. Der Blick nach unten und in die Ferne war trotz der inzwischen eingetretenen Dunkelheit weitgehend frei, nur ein dünner Dunstschleier umgab diesen Wolkenkratzer. Das bunte Lichtermeer der Stadt faszinierte jeden, der einen der wenigen freien Plätze an den Fensterscheiben erreichen konnte. Der Aufenthalt in diesem Tower fand seinen Abschluss mit dem gemeinsamen Abendessen in einem der Restaurants im Tiefgeschoss des Gebäudes.
Eingangsbereich zum Tower Taipei 101
Wie schon zur Mittagszeit wurden wieder Schalen mit verschiedenen Speisen auf die Drehscheibe gestellt, an denen sich jeder nach seinem Wunsch bedienen konnte. Auch hier wurde schnell gegessen, schon nach einer Stunde begannen die Bediensteten damit, die Tische abzuräumen, um sie nach unserem Weggehen und der Rückfahrt zum Hotel für neue Gäste einzudecken.

Dienstag, 09. Oktober 2018
Das Howard Plaza Hotel hatte ab 6:30 Uhr seinen Frühstücksraum geöffnet, dessen Angebote auf den asiatischen Geschmack ausgerichtet waren. Steven Wang hatte am Abend darauf hingewiesen, dass ab 7 Uhr in einem anderen Raum Speisen der europäischen Art im Angebot stünden. Dank frühzeitigen Aufstehens konnte ich als einer der ersten das asiatische Frühstück genießen. Am Eingang wurde ich auf einer Informationstafel darum gebeten, mich zu einem Platz bringen zu lassen.
Hier wird man schon zum Frühstück zu einem Platz im Restaurant eskortiert
Die Auswahl an Fisch, Fleisch, Gemüse, Salaten war vielfältig, ich hatte schon Mühe, den Überblick nicht zu verlieren. Kaffee, für mich immer Espresso, wurde nach Wunsch serviert, nach meiner Beobachtung immer frisch an den dafür vorgesehenen Kaffeeautomaten aufgebrüht. An diesem Morgen stand die Abfahrt vom Hotel und der Beginn der Rund-reise durch die Insel auf dem Programm. Bis zum vereinbarten Zeitpunkt um 9 Uhr hatte ich noch genug Zeit, mein Gepäck zu ordnen und mich in meinem Hotelzimmer zu einer kurzen Ruhepause in den bequemen Sessel zu setzen.
Überall in der Stadt waren die Menschen unterwegs, um wohl ihren Geschäften nachzugehen.
LKWs mit aufgeladenen fabrikneuen Motorrädern und Motorrollern
Auffällig war es, dass sehr viele motorisierte Zweiräder zu sehen waren, fahrend oder an geeigneten Stellen in ordentlicher Weise abgestellt. Während einer kurzen Pause an einer Raststätte sahen wir diese zwei Lastwagen, die viele offensichtlich fabrikneue Motorroller und Motorräder zu einem Bestimmungsort zu bringen hatten.
Im Verlauf der Fahrt über autobahnähnlich ausgebaute Straßen, an denen kostenlos und ohne Anmeldung WLAN vorhanden und damit ein Internetzugang möglich war, dozierte unser Reiseleiter in sehr ausführlicher Weise über das Verhältnis der Republik China zur Volksrepublik und zu den anderen ost- und südostasiatischen Staaten. Es war ein wenig ermüdend ihm zuzuhören, weil er seine Sätze regelmäßig wiederholte. Der leichte Regen, der seit der Abfahrt vom Hotel in Taipeh über das Land gezogen war, hatte die Erwartung der Reisenden getrübt, einen warmen und trockenen Reisetag zu erleben. Nach knapp zwei Stunden Fahrzeit besserte sich das Wetter. Bei einer kurzen Rast spürten wir die Wärme, die nach Auskunft des Busfahrers inzwischen 25 Grad erreicht hatte. Die hohe Luftfeuchtigkeit aber sorgte für eine Schwüle, die schon fast unangenehm war. Wir erreichten nach Durchfahrt mehrerer Tunnel ein bergiges Gelände, wo es für kurze Zeit wieder zu regnen begann. Zur Mittagszeit hielten wir an einer Raststätte, wo sich jeder aus dem vielfältigen Angebot mit einem Imbiss versorgen konnte. Später war es der Wunsch einiger Reiseteilnehmer, an einer Teeplantage zu halten und sich dort über den Anbau der Teepflanzen zu informieren.
Hinweistafel und Teepflanze im Teeanbaugebiet am Sonne- und Mondsee
Der Sonne- und Mondsee war eines der Ziele, die wir an diesem Tag erreichen wollten. Dieser größte Binnensee Taiwans ist nach den Darstellungen unseres Reiseleiters nach der Form seiner Ufer so benannt worden, auch die Färbung des Wassers soll an den Ufern deutlich unterschiedlich sein. Nach der Überfahrt zur anderen Seeseite sollten wir nach einem etwa zwei Kilometer langen Fußmarsch eine andere Sehenswürdigkeit erreichen. Leider fing es während der Bootsfahrt an zu regnen, und auch an der Anlegestelle hielt der Regen an, so dass wir den Vorschlag annahmen, bis zu einem ande-ren Anleger zu fahren. Am neuen Ziel war es einigermaßen trocken, der Regen hatte aufgehört.
Geschäftszeile im Ort am Sonne- und Mondsee
Wir fanden uns in einem kleinen Ort wieder, wo eine Vielzahl von Geschäften, überwiegend Souvenirläden, Gelegenheiten zu kleinen Einkäufen bot. Ich habe für mich dort eine neue Mütze erworben, dunkelblau mit einem dezenten Namenszug ‚Taiwan – Sun-Moon-Lake‘
Hier stand nun der Bus bereit, der uns zu der neuen Sehenswürdigkeit brachte. Während der Fahrt hatten wir oftmals einen guten Überblick über den See, der allerdings mit trüber Luft überzogen war. Unser Ziel war der Xuanzang-Tempel, den wir auf seinen drei Etagen besichtigen konnten. Steven Wang vermittelte uns in bewährter Weise die Geschichte dieses Bauwerks, das einen kunstvoll gestalteten Schrein, eine Art Altar, enthält.
Aufstieg zum Xuanzang-Tempel
Hier wird in einer feierlichen Weise des Mönches Xuanzang gedacht, der sein ganzes Leben der Förderung der buddhistischen Lehre gewidmet hatte. Die Reliquien dieses Mönches wurden in den 50er Jahren aus Japan zurück-geholt und später in diesem Tempel aufbewahrt.
Der Schrein des Mönches Xuanzang
Gleich in der Nähe ging es auf einem wohl etwa einen Kilometer langen Weg und über unzählige Stufen hinauf zur Tse-En-Pagode. Den Erklärungen des Reiseleiters zufolge wurde dieser Turm  im Jahre 1971 unter der Herrschaft des Präsidenten Chiang Kai-shek zu Ehren seiner Mutter auf der 954 Meter hohen Erhebung mit einer Bauhöhe von 46 Metern errichtet. Damit ist die Spitze der Pagode 1000 Meter über dem Meeresspiegel. Über eine enge Treppe stieg ich hinauf bis in die oberste, die neunte Etage und hatte von dort einen guten Überblick über die Landschaft und den Sonne- und Mondsee.
Die große Glocke, die im obersten Geschoss aufgehängt ist, wurde von niemandem angeschlagen.
Tse-En-Pagode mit oben aufgehängter Glocke
Der Abstieg vom Berg war weniger beschwerlich, leichten Fußes konnten wir den Parkplatz am Xuanzang-Tempel erreichen und fuhren von dort weiter zu einem anderen Heiligtum des Buddhismus.
Wen-Wu-Tempel, Schrein des Kriegsgottes
Der Wen-Wu-Tempel ist einem Kriegsgott und dem alt-chinesischen Lehrer und Philosophen Konfuzius gewidmet. Zwei riesige rote Löwen belauern am Eingang zu der Tempelanlage die Besucher.
Eingang zur Wen-Wu-Tempel-Anlage
Den dreiteilig strukturierten Gebäudekomplex des Tempels erreicht man durch ein mit drei Bögen versehenes Tor und über eine breite Treppe. Dieser Tempel stellt eine sehr schöne Anlage dar, sowohl von der äußeren Form mit seinen vielen Ornamenten und Verzierungen, wie auch von innen mit seinen reichlich geschmückten Altären zu Ehren des Kriegsgottes und Konfuzius.
Ein anderer dem Philosophen Konfuzius gewidmeter Tempel sollte uns später noch einmal begegnen, der sich aber in seiner Schlichtheit deutlich von dem hier besichtigten abgrenzte. Nach kurzer Fahrt kamen wir am Ziel des Tages, dem Hotel Fleur de Chine, an, ein Ort, an dem heiße Quellen sprudeln und wo man die Seele baumeln lassen kann. Eine erstklassige Anlage, die nach den Anstrengungen des Tages ein willkommener Ort des Relaxens war! Selbst im Badbereich des Hotelzimmers war es möglich, heißes Quellwasser in einen Pool einzulassen. Das Zimmer strahlte mit allen seinen Einrichtungen eine Extravaganz aus, wie man sie nicht alltäglich findet. Zum Abendessen trafen wir uns in diesem Hotel an mehreren reservierten Tischen, wo uns in der üblichen Weise auf einer Drehscheibe auf dem Tisch Schalen mit verschiedenen Speisen angeboten wurden, an denen sich jeder nach seinem Geschmack bedienen konnte.

Mittwoch, 10. Oktober 2018
Nach einer für mich wieder unruhig verlaufenen Nacht war ich schon früh wach und konnte mein Gepäck für die Weiterreise ordnen. Ab 7 Uhr war der vornehm eingerichtete Frühstücksraum geöffnet, in dem ich auch hier zu einem vom Personal ausgewählten Tisch geführt wurde. Das reichhaltige Büffet bot Speisen aus dem asiatischen Raum ebenso an wie solche, wie man sie aus europäischen Hotels kennt. Katja hatte an diesem Morgen auch diesen Frühstücksraum gewählt und einen Platz am Nachbartisch zugewiesen bekommen. Es wurde von den Restaurantangestellten nicht beanstandet, als sie sich zu mir an den Tisch setzte. Bei manchen anderen Gelegenheiten und gemeinsamen Mahlzeiten saßen wir zu angenehmen Unterhaltungen zusammen. Johann, ein Bankdirektor im Ruhestand, der mit seiner Frau die Reise unternahm, war auch ein freundlicher Gesprächspartner. Es wurde schnell deutlich, dass wir politisch auf einer Linie lagen. Jürgen, der Flensburger Lehrer, war politisch anders orientiert, Gespräche mit ihm hatten immer ein hohes intellektuelles Niveau. Gegenüber den anderen Mitreisenden blieb es meist bei der täglichen Begrüßung und den guten Wünschen für den Tag oder mit der Erwiderung von Bemerkungen zu früheren Reisen.
Rechtzeitig zur Abfahrt um 8:30 Uhr war das gesamte Gepäck im Bus verstaut, die Besichtigungstour des Tages konnte beginnen.
Steven Wang erinnerte gleich daran, dass heute der Nationalfeiertag begangen werde. Im Jahre 1911 wurde die Republik China gegründet. Aus diesem Grund sei dieser Tag für die meisten arbeitsfrei, Schulen und zahlreiche Ge-schäfte blieben geschlossen.
In der Ortschaft Jiji beobachteten wir zunächst die Ernte der Ume-Früchte, die von den abgeschnittenen Zweigen abgestrichen und zur weiteren Verarbeitung getrocknet werden.
Ume-Früchte vor der Verarbeitung
An anderer Stelle im Ort wurde unser Blick auf kunstvoll gestaltete Bauwerke gerichtet, von denen der Wuchang-Tempel durch das schwere Erdbeben 1999 zerstört wurde.
Beim Erdbeben 1999 zerstörter Wuchang-Tempel
Eine Markthalle lud uns ein, unter den zahlreichen Angeboten Interessantes auszuwählen. Mit Unterstützung des Reiseleiters erwarb ich an einem Verkaufsstand eine Dose einer Heilsalbe, die Schmerzen in den Gelenken lindern soll.
Markstand, der Salben, Kräuter und verschiedenes andere zum Kauf anbietet.
Nach der Abfahrt von diesem Ort konnte ich wieder einmal erfreut feststellen, dass auch an Nebenstrecken der kostenlose und anmeldefreie Internetzugang funktionierte.
Dieser Tag hatte schon freundlich begonnen, die grauen Wolken der Tage zuvor hatten sich verzogen, es war schon fast unerträglich warm, als wir nach zwei Stunden Fahrt eine Raststätte erreichten, wo sich jeder nach seinem Geschmack mit einem späten Frühstück oder gar einem frühen Mittagessen versorgen konnte.
Steven Wang wies während der Fahrt auf das seitlich einsehbare Gelände hin, das zur Regenzeit von Hochwasser überflutet werde. Die Hochspannungsmasten entlang der Straßen waren allesamt auf hohen Betonsockeln errichtet, und im deutlichen Abstand zu den erkennbaren schmalen Flussläufen konnte man Deichanlagen sehen, die das dahinterliegende Gelände vor Überflutungen schützen sollten. An einigen Stellen standen die Reisfelder jetzt nur spärlich unter Wasser.
Eine der Hauptverkehrsstraßen in Tainan mit Restaurants etc.
Nach weiterer Fahrt hielten wir in der Stadt Tainan an einer Straße entlang eines Kanals und bekamen in einem der anliegenden Restaurants unser Mittagessen serviert; wieder in der üblichen Form der zahlreichen verschiedenen Portionen auf einem Drehteller. Neben dem schon obligatorischen Hähnchenfleisch waren hier auch Shrimps im Angebot, dazu Reis mit Gemüse und verschiedene andere Fleisch- und Fischgerichte. Erstmals gab es auch eine Suppe, die nach meinem Empfinden für mich essbar war.
Skulptur auf dem Gelände des Forts Provintia zur Erinnerung an die Kapitulation der Niederländer
Die Besichtigungen des Nachmittags begannen im Fort Provintia, das an die frühe Geschichte Taiwans erinnert. Unser Reiseleiter erläuterte uns in seiner unübertrefflichen Weise, dass dieses Fort als Stützpunkt der Niederländer im 17. Jahrhundert diente, ihre Herrschaft auf der Insel abzusichern. Nach einer Invasion durch den chinesischen Eroberer Zheng Chenggong mussten es die Niederländer aufgeben und sich von der Insel zurückziehen. Die Gebäude wurden bald für verschiedene Zwecke genutzt – Verwaltungssitz des vom Eroberer beherrschten Königreiches, später nur noch als Munitionsdepot. Taifune und Erdbeben richteten im Laufe der Jahre große Schäden an, der Komplex verfiel mit der Zeit, die Reste der Gebäude dienten als Quelle für das Baumaterial für andere Zwecke. Erst im späteren 19. Jahrhundert wurde dieses Fort mit Schreinen, einer Schule und einem Tempel wieder neu errichtet. Heute hat es nur überwiegend musealen Charakter, in ihm wird die Geschichte der Stadt Tainan mit dem Schwerpunkt auf die Kolonisierung durch die Niederländer dargestellt.
Das Fort Provintia ist von der taiwanischen Regierung zu einer historischen Sehenswürdigkeit ersten Ranges erklärt worden.
Tempel des Konfuzius
Nach der Besichtigung des Forts Provintia stand der Besuch des Tempels des Konfuzius auf dem Programm. Hier dominierte gegenüber allen anderen bisher besichtigten Tempeln die Schlichtheit der Ausstattung.
Schrein des Konfuzius
Dem alt-chinesischen Philosophen und Lehrer wird in diesem Tempel ein Denkmal gesetzt. Seine Lehre richtete sich auf die Achtung anderer und die Verehrung der Ahnen. Als das höchste menschliche Ziel sah er das harmonische Zusammenleben an, Harmonie und Mitte, Gleichmut und Gleichgewicht. Über Jahrhunderte prägte seine Lehre die chinesische Philosophie, die Staats- und Soziallehre, Politik und Moral.
Löwen (und Elefanten) bewachen den Eingang zu dieser großen Anlage
Nach der Besichtigung des Konfuzius-Tempels erreichten wir eine andere Sehenswürdigkeit: Das Fo Guang Shan-Buddha-Museum ist eine sehr große Anlage. Vor dem Empfangsgebäude bewachen Löwen und Elefanten den Eingang, hinter dem sich verschiedene Geschäfte, ein Restaurant und ein Starbucks-Café befinden. Durch einen eher versteckten Seitenausgang erreicht man den langen Hauptweg, der von acht Pagoden gesäumt ist und zu einer großen Buddha-Statue führt
Große Buddha-Statue im Fo Guang Shan-Buddha-Museum
Die acht Pagoden sollen der Lehre nach acht Schritte zur Erleuchtung symbolisieren. Am Ende des Weges muss man noch viele Stufen hinaufsteigen, um in die Nähe dieser Statue kommen zu können. Ich verzichtete darauf, weil es doch eine zu große Kraftanstrengung für mich bedeutet hätte und die Zeit zur Besichtigung sich ihrem Ende näherte. Hier wurde allgemein beklagt, dass für diese große Anlage zu wenig Zeit eingeplant war, die an anderen weniger interessant erscheinenden Orten nutzlos vertan wurde.
Der Tag war aber noch nicht vorüber, unsere Busfahrt führte uns nach Kaohsiung zu dem buddhistischen Kloster Fo Guang Shan, in dem wir eine Nacht verbringen sollten. Die Zimmer waren hier etwas weniger komfortabel ausgestattet als in den bisherigen Hotels, aber immer noch von einer guten Qualität. Das Abendessen fand in einem großen Saal zwar im chinesischen Stil statt, aber rein vegetarisch, wie uns der aus Österreich stammende Mönch Hue Shou versicherte. Der hatte sich vor vielen Jahren dem Buddhismus zugewandt und betreut nun Reisegruppen, die hier zur Besichtigung der Klosteranlage und zur Übernachtung weilten.

Donnerstag, 11. Oktober 2018
Die Nachtruhe war sehr früh vorbei, für 5:45 Uhr war vereinbart, dass uns Hue Shou zum großen Versammlungssaal des Klosters bringen sollte, in dem die Mönche, Nonnen und Klosterschüler sich zu einer täglichen Morgenfeier treffen. Von unserer 35 Personen starken Reisegruppe hatte sich niemand ausgeschlossen, obwohl es keine Verpflichtung gab, an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Der Weg führte uns auf eine leichte Anhöhe, unterwegs begegneten uns Gruppen von Mönchen und Nonnen, die wohlgeordnet auf den Saal zusteuerten.
Mönche und Nonnen auf dem Weg zur Buddhistischen Morgenfeier
Das war auch das Gebot für uns, still-schweigend und im Gänsemarsch zum Veranstaltungsort zu gehen. Wir wurden angewiesen, uns dort an einer bestimmten Stelle aufzuhalten. Nach dumpfen und dann wieder hellklingenden Glocken- und Trommelschlägen begannen die Anwesenden stehend sich auf die uns gegenüberliegende Seite in der Halle auszurichten, die mit Tausenden von Buddha-Bildern bedeckt ist, bevor ein mit hellen und dumpfen Glockenschlägen begleiteter Singsang einsetzte, der wenigstens 15 Minuten dauerte. Nach rund zehn Mi-nuten drehten sich alle nach rechts und wandten ihren Blick den großen Buddha-Statuen zu, ohne dabei ihren Singsang zu verändern.
Im Saal des Klosters bei der Morgenfeier
Es war nicht erlaubt, während der Zeremonie zu fotografieren oder zu filmen, doch mit einer Kugelschreiber-Kamera konnte ich unbemerkt diese Aufnahme machen. Nach einer knappen halben Stunde war die Morgenfeier zu Ende, die Anwesenden, die sich zwischenzeitlich auf den vor ihnen liegenden Kissen niedergekniet hatten, verließen in geordneter Weise den Saal, der nun wieder im hellen Licht erstrahlte.
Unser österreichischer Betreuer führte uns im Anschluss zum Frühstück zurück zum Hauptgebäude. Dieses war auch wieder vegetarisch.
Die ersten zwei Stunden am Vormittag des Tages waren ausgefüllt mit einer umfassenden Besichtigung der Klosteranlage. An manchen Stellen sei es nur gläubigen Buddhisten erlaubt, jene Gebäude zu betreten, aber Hue Shou nahm einfach mal im Interesse aller an, dass alle gläubig seien. Sein Auftreten sei im Sinne seines Ordens darauf ausgerichtet, einen humanistischen Buddhismus, eine moderne buddhistische Philosophie zu fördern, wie es für seinen Orden bei dessen Gründung im Jahre 1967 beabsichtigt gewesen sei.
Amitabha-Buddha und der Weg der 1000 Buddha-Statuen
Nach der Führung durch das Klostergelände brachte uns der Mönch entlang des „Weges der 1000 Buddha-Statuen“ auf den Fo-Guang-Shan-Berg mit der auf einem hohen Sockel stehenden insgesamt wohl über 100 Meter hohen Statue des Amitabha-Buddha. Der Amitabha-Buddha ist nach den Erklärungen der Buddha der umfassenden Liebe, der für die Erleuchtung aller Wesen arbeitet. Der Weg der 1000 Buddha-Statuen ist flankiert von den vielen gespendeten Statuen.
riesige Glocke auf dem Fo-Guang-Shan-Berg, wird von den Besuchern dreimal angeschlagen
Wir verließen das Kloster und fuhren zur Westküste der Insel, wo riesige Felsformationen dem Wellengang ausgesetzt waren. An vielen Stellen, an denen die Wassermassen freien Zugang zur Küste hätten und nicht durch freigespülte Felsen in ihrer Bewegung gebremst wurden, hatten die taiwanischen Behörden und Bauämter künstliche Wellenbrecher errichtet. Der Blick auf das Meer, die etwa 130 Kilometer breite Wasserstraße zwischen Taiwan und dem chinesischen Festland, ließ uns ein wenig zur Ruhe kommen. Umgeben von üppigem Pflanzenwuchs und niedrigen Sträuchern hieß es für eine gute halbe Stunde, tief durchzuatmen und die frische Seeluft zu genießen.
Blick auf die Wasserstraße zum Festland mit künstlichen Wellenbrechern
Wie an diesem Küstenstreifen sind überall im Land noch die Spuren des Taifuns sichtbar, der kurze Zeit vor meiner Reise über das Land gefegt war. Es werde noch eine lange Zeit dauern, bis alles wiederhergerichtet und in Ordnung gebracht sei, ließ uns Steven Wang wissen.
Nach der Überfahrt über eine Passhöhe erreichten wir die pazifische Seite der Insel, wo uns ein noch heftigerer Wind entgegenblies.
Auf dem Weg zum heutigen Tagesziel besuchten wir abseits des Straßenverlaufs noch ein Dorf, in dem die Nachkommen der Ureinwohner Taiwans ihr Leben gestalten. Der Einfluss der Niederländer, die in früheren Jahrhunderten die Insel besiedelt hatten, ist hier immer noch erkennbar. Eine Frau aus dem Ort, die wohl die Bürgermeisterin war, führte uns auf der als Hauptstraße erkennbaren Asphaltpiste durch den Ort.
Hauptstraße des Orts mit einem kirchlichen Gebäude und dem Kreuz auf dem Dach
Bemerkenswert war hier, dass in der buddhistischen Gesellschaft Taiwans sich christliche Glaubensgemeinschaften bilden und halten konnten. Das Gebäude mit einem Kreuz über dem Dach lässt vermuten, dass es sich um eine Kirche oder wenigstens um einen Gebetsraum handelt. Von den Bewohnern des Ortes war nicht viel zu sehen, die waren sicher mit ihren Angelegenheiten in den Häusern beschäftigt. Es hatte allen Anschein, dass die Bewohner hier zu einem nicht unbedeutenden Teil vom Tourismus leben. An einem kleinen Laden präsentierte uns eine Frau kunstgewerbliche Er-zeugnisse, die hier wohl eine wichtige Einnahmequelle der Bürger darstellen.
Nach einem etwa einstündigen Aufenthalt in dieser Ortschaft setzten wir unsere Fahrt fort und erreichten in der Nähe der Stadt Taitung das Hotel Royal Chihpen, das als „Königreich der heißen Quellen“ beschrieben wird.
aufsteigender Wasserdampf an den Außenpools des Hotels
Als Wellness-Paradies beschrieben bietet dieses Hotel seinen Gästen eine Vielzahl an Möglichkeiten an, im vulkanisch heißen Wasser Entspannung und Erholung zu finden. Auch der Saunabereich gehört zu diesen Angeboten.
Die großzügig dimensionierten Zimmer haben in ihrem Bad einen Pool, in den auch das aus unterirdischen Quellen strömende heiße Wasser eingelassen werden kann. Bei einem Rundgang durch das Gelände der Hotelanlage fielen die aufsteigenden Wasserdämpfe an den Außenpools auf. Auch für an anderen Betätigungen interessierte Hotelgäste gab es reichlich Angebote auf dem weitläufigen Gelände. In einer großen Voliere waren unzählige bunte Vögel zu betrachten, die sich lautstark den Besuchern präsentierten. Die große und nach oben über mehrere Etagen offene Hotelhalle unterstrich mit ihrer eleganten Einrichtung den luxuriösen Charakter dieses Hotels
Innenansicht des Hotels mit der großen Eingangshalle
Zum Abendessen wurden uns wieder diverse Fleischsorten und Gemüsepfannen angeboten. Für mich weniger erfreulich war es hier, zuvor und auch später, dass zu den Mahlzeiten Bier nur in 0,6 Liter-Flaschen zu bekommen war. Ich konnte mich aber regelmäßig mit dem Tee zufriedenstellen, der immer nachgereicht wurde.

Freitag, 12. Oktober 2018
Zum Frühstück hatte die Hotelküche wieder eine große Auswahl asiatischer und internationaler Speisen bereitgestellt. Büffetangebote sind mir immer willkommen, weil ich mich daran in meiner gewünschten Zusammenstellung und Menge an Speisen bedienen kann.
Das Gepäck wurde zur vereinbarten Zeit bereitgestellt und verladen, die Abfahrt erfolgte wieder einmal sehr pünktlich. Der Bus brachte uns auf seiner Fahrt entlang der Küste mit sehenswerten Abschnitten zu einem touristisch gut erschlossenen Ort, an dem wir über eine außergewöhnlich geformte Brücke mit acht Bögen zu einer vorgelagerten kleinen Insel gehen konnten.
Acht-Bogen-Brücke in der Nähe der Stadt Taitung
Aber schon auf dem wohl einige 100 Meter langen Weg vom Parkplatz zur Brücke wehte uns vom Pazifik ein heftiger Wind entgegen, der mich dazu brachte, meine Mütze abzunehmen, die sonst vielleicht vom Kopf geweht worden wäre. Jeder hatte hier Mühe, bei diesem starken Wind voranzukommen.
Der Brücke vorgelagertes Gelände ist übersät von unzähligen Steinen und Strandgut.
Informationsblatt der Region
In einem der kleinen Geschäfte im Eingangsbereich zu der Parkanlage Sanxiantai konnte ich danach zu einem günstigen Preis einen Becher Espresso bekommen. Später hielten wir zur Mittagspause in einem kleinen Ort. Die Ladenkette Seven-Eleven hat wohl Verträge mit dem Reiseunternehmen, denn zum wiederholten Male war es ein Geschäft dieser Kette, an dem wir zu einer Pause anhielten, die auch diverse Speisen anbietet. Mit einem Sandwich mit Hähnchenfleisch und einer Flasche Heineken-Bier war ich zur Mittagszeit ausreichend versorgt. Bemerkenswert war auch, dass an sehr vielen Straßenkreuzungen oder Einmündungen Überwachungskameras installiert waren, aber niemals ein Polizist in Erscheinung getreten ist.
Nach der Weiterfahrt kamen wir zu einem besonderen Monument: Es war der Nördliche Wendekreis, Tropic of Cancer, Wendekreis des Krebses.
Monument am Nördlichen Wendekreis Tropic of Cancer
Hier steht die Sonne zum Sommeranfang auf der nördlichen Halbkugel senkrecht. Der aktuelle Fixpunkt für die senkrechte Sonneneinstrahlung ist zu dieser Jahreszeit ja schon deutlich südlich des Äquators. An diesem Tag war von Sonnenschein aber auch nichts zu spüren, es regnete leise vor sich hin und jeder war bemüht, schnell wieder zum Bus oder unter eines der Dächer am Parkplatz kommen.
Unsere Fahrt ging weiter entlang der Pazifikküste, bis wir bei der Stadt Hualien zu einem Betrieb kamen, der den Marmor verarbeitet, der in der Nähe aus den Felsen gebrochen wird. In der großen Werkshalle waren Arbeiter damit beschäftigt, große und auch kleinere Marmorblöcke zurechtzuschneiden, aus denen an anderen Stellen im Betrieb Gebrauchs- oder Einrichtungsgegenstände hergestellt werden, die aber auch als Rohmaterial für wahre Kunstwerke dienen.
kleine Ausstellung von Kunstwerken aus Marmor auf dem Werksgelände
An den im Ausstellungs- und Verkaufsraum fast versteckt angebrachten Preisschildern konnte man ablesen, dass für manche dieser kunstvoll geschnitzten Formen mehrere Tausend Euro verlangt wurden. Fotografieren war hier verboten, das Personal achtete darauf.
Tiefe Schluchten, riesige abgestürzte Felsen aus Granit und Marmor, herabstürzende Wassermassen, das kennzeichnet das Bild des Taroko-Nationalparks, den wir am Nachmittag dieses Tages besuchten. Unser Bus hielt an besonders interessant erscheinenden Stellen entlang der Straße, wo man einen guten Blick auf die Felswände und die Tiefen der Schlucht hatte.
Blick in die Schlucht an einer weniger tiefen Stelle
Der in der Strömung erzeugte Abrieb vom Gestein hatte das Wasser überwiegend grau gefärbt. Marmorgestein, das an diesen Stellen wohl nur mit besonderem Aufwand abgeholt werden könnte, wird über die lange Zeit von Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden in der Bewegung durch das Wasser zerkleinert und ist danach als Gesteinsstaub für die Färbung verantwortlich.
Die Tagestour endete im vornehmen Fünf-Sterne-Hotel Silks Place Taroko, wo wir in eleganter Umgebung unser Abendessen hatten, zu dem es erstmals mehrere Angebote an Fisch gab. Aber auch hier ging es wieder schnell, kaum länger als eine Stunde saßen wir zusammen, bevor jeder den Abend nach seinen Vorstellungen gestaltete.

Samstag, 13. Oktober 2018
Nach dem frühen Frühstück ab 7 Uhr hatte ich noch ausreichend Zeit, mein Gepäck für die um 9 Uhr vorgesehene Abfahrt vom Hotel zu ordnen.
Unsere Fahrt führte uns weiter in Richtung Taipeh, entlang an den an manchen Stellen wohl mehr als 100 Meter hohen Felswänden. Hier waren wieder farbliche Kontraste und Muster zu sehen, und tief unten umspülten die rauschenden Wasser des Flusses Liwu tonnenschwere Steinblöcke. Eine Fußgängerbrücke, aufgehängt an Seilen, überspannte an einem Ort das Tal und den unten entlangströmenden Fluss. Hinweisschilder zeigten an, dass es nur acht Personen erlaubt war, sich gleichzeitig auf dieser Brücke aufzuhalten, die keinen vertrauenserweckenden Eindruck machte. Es regnete leicht, als wir wieder den Bus verließen, um unter überhängenden Gesteinsmassen an der tiefen Schlucht entlang zu gehen.Auch an anderer Stelle im Taroko-Nationalpark stiegen wir aus dem Bus aus und gingen zu einem Aussichtspunkt. Ein wie ein Tempel kunstvoll gestaltetes Gebäude am Hang inmitten des urwaldartigen Bewuchses und rundherum die über die Felswand herabstürzenden Wassermassen bildeten ein eindrucksvolles Panorama. In der Nähe der auf dem Bild erkennbaren Brücke befindet sich in einem Raum im Felsen eine Gedenkstätte für die Menschen, die bei den Arbeiten zur Sicherung der Verkehrswege in diesem Gelände um Leben gekommen sind.
Gedenkstätte für die bei den Arbeiten in dieser Schlucht zu Tode gekommenen Arbeiter
Zum Mittagessen hielten wir in einem kleinen Ort an einem Restaurant, wo taiwanische Spezialitäten angeboten wurden. Dort konnte ich erstmals eine leckere Gemüsesuppe genießen, nachdem ich auf den Verzehr der bisherigen Wassersuppenangebote in den Restaurants verzichtet hatte.
Die Fahrt durch den „Tunnel der neun Kehren“ forderte unseren Busfahrer in besonderer Weise heraus. Manchmal waren die Kurven im Tunnel so eng, dass bei entgegenkommendem Verkehr die Fahrzeuge nur abwechselnd die Engstelle passieren konnten.
Rötlicher Marmor schimmerte durch, als wir im nördlichen Teil des Nationalparks die Ci-Mu-Brücke betraten. Wie an anderen Orten schmückten auch hier Löwenköpfe die Zugänge zu dieser Brücke.
aus rötlich gefärbtem Marmor errichtete Ci-Mu-Brücke
Auf der Fahrt nach Norden erreichten wir die Chingshui-Klippen, die sich in einer Höhe von mehreren Hundert Metern über dem Meer erheben. Vom Parkplatz, auf dem eine fast unübersehbar große Zahl an Bussen abgestellt war, mussten wir eine ordentliche Strecke zu Fuß gehen, um zu einem hölzernen Aussichtsturm zu gelangen. Hunderte von Schaulustigen drängten sich an die besten Stellen, dieses Naturschauspiel zu beobachten. Tief unten vor uns schlugen die blau gefärbten Wellen des Pazifischen Ozeans an die Felsen.
an den Chingshui-Klippen
Auf dem Weg zurück nach Taipeh sahen wir entlang der Straße ausgedehnte Reisfelder, die auch hier nur spärlich mit Wasser bedeckt waren. Nach der Durchfahrt durch einen mehr als zwölf Kilometer langen Tunnel erreichten wir am frühen Nachmittag das Hotel Howard Plaza, wo wir schon zur ersten Übernachtung untergebracht waren. Ich nutzte die Gelegenheit, mal selbstständig die nähere Umgebung in der Stadt zu Fuß zu erkunden. Etwas abseits einer stark befahrenen Straße fand ich diverse Wasserspiele, an denen vorbeigehende Bürger manchmal die Möglichkeiten wahrnahmen, den Wasserfluss durch ihr Einwirken zu verändern.
Wasserspiele im Innenstadtbereich von Taipeh
Kaufhäuser jeglicher Art, wie man sie auch aus europäischen Städten kennt, säumten hier die Straßen und luden die Menschen zu Einkäufen ein.
Nach dem Abendessen in der gewohnten Weise präsentierte uns Steven Wang in Zusammenarbeit mit Restaurantbediensteten eine Teezeremonie.
Teezeremonie im Restaurant nach dem Abendessen
Hier wurden uns die verschiedenen Teesorten und deren Wirkungsweise auf das menschliche Wohlbefinden erläutert, bevor jeder den frisch aufgebrühten Tee probieren konnte.

Sonntag, 14. Oktober 2018
Heute nun hieß es, von Taiwan Abschied zu nehmen. Die Restaurantangestellten waren nicht besonders erfreut darüber, dass wir schon um sechs Uhr unser Frühstück haben wollten, denn bereits um 6:45 Uhr sollte uns der Bus zum Flughafen bringen. Das nächste Ziel war die ehemalige britische Kronkolonie Hongkong. Erst aber gab es eine wieder umständlich erscheinende Ausreiseprozedur mit der Kontrolle der Augen und der Fingerabdrücke. Nach der Ankunft des Flugzeuges in Hongkong ging die Einreise einfacher zu – es musste ein Formular ausgefüllt werden, dessen Durchschrift im Pass ver-blieb. Am Gepäckband dauerte es dagegen länger, bis ich meinen Koffer in Empfang nehmen konnte. Der neue Reiseleiter stellte sich als Stanley Yuen vor. Als kleine Orientierungshilfe für das U-Bahn-Netz überreichte er allen einen Metro-Plan, dem auch ein Zettel mit seiner Telefonnummer angeheftet war. Während der Busfahrt zum Hotel Plaza Metropolis erzählte er mit deutlich besseren Deutschkenntnissen als sein taiwanischer Kollege, dass er früher einige Jahre in Deutschland in einem Restaurant gearbeitet habe. Mit seiner ausführlichen Beschreibung der politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Hongkongs fuhren wir im Bus entlang des riesigen Containerhafens auf der einen und den Wohn- und Geschäftstürmen auf der anderen Seite der Autobahn in das Zentrum des Stadtteils Kowloon. Zu den Besonderheiten gehöre es, dass Hongkong nach dem Ende britischen Verwaltung den Linksverkehr nicht abgeschafft habe, obwohl in China auf der rechten Straßenseite gefahren wird.
Ansicht des Hotelkomplexes in Hongkong
Die Verteilung der codierten Karten für den Zugang zu den Zimmern dauerte hier deutlich länger, weil Stanley ein umständlicheres Verteilsystem bevorzugte. Verwirrend und umständlich war die Anmeldung zum Internetzugang: In der Anmeldemaske wurde das Geburtsdatum abgefragt, eingegeben werden musste aber ein zurückliegendes Tagesdatum, nach dessen Eingabe ich hier einen kostenlosen Internetzugang hatte. Nach einem ersten Rundgang auf dem Gelände des Hotels war bald die Zeit gekommen, dass die für diesen Tag noch geplante Stadtrundfahrt beginnen sollte. Wieder war es ein buddhistischer Tempel, in dem wohl Hunderte Räucherstäbchen vor den Götterbildern und Figuren brannten und den Innenraum mit einer besonderen Duftnote ausfüllten. Zu Fuß ging es weiter zu einer Markthalle, wo neben Fisch, Fleisch, Gemüse, Obst und anderen Lebensmitteln auch allerlei Krimskrams angeboten wurde, der von Touristen nachgefragt wird. Wenige Schritte weiter erreichten wir den Jademarkt. Hier sahen wir eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte aus diesem grünen Stein. Ein knapp zehn Zentimeter hoher Elefant und eine ebenso große Buddha-Statue wurden für etwa 90 Euro mein Eigentum. In einem vornehm aussehenden Restaurant bekamen wir unser Abendessen serviert, das wieder in kleinen Schalen mit diversen Speisen auf der Drehscheibe der Tische bereitgestellt wurde. Ein Küchenmitarbeiter zerlegte an einem Nachbartisch eine gebratene Ente und reichte uns die geschnittenen Fleischstücke auf einem großen Teller.
Aufteilung einer gebratenen Ente zum Servieren
Nach dem Restaurantbesuch wurde die Stadtrundfahrt fortgesetzt. Inzwischen war die Sonne untergegangen, es war Nacht. Schließlich hielt unser Bus in der Nähe der Hafenpromenade. Unser Weg zu Fuß führte über eine kurze Strecke durch eine wenig beleuchtete Gegend an Bauzäunen vorbei, hinter denen auch noch in den Abendstunden gearbeitet wurde. Dort aber wurde uns ein buntes Lichtermeer präsentiert. Von der Hafenpromenade konnten wir sehen, dass die Gebäude in der Umgebung waren bunt beleuchtet waren, von einigen Bauwerken wurden Lichtstrahlen in den leicht be-wölkten Himmel geschickt.
buntbeleuchtete Skyline von Hongkong
In regelmäßigen Abständen legten Dschunken mit Fahrgästen zu einer Hafenrundfahrt ab. Es verging etwa eine Stunde, bis auch wir eines dieser historisch anmutenden Schiffe betreten und zu einer Fahrt entlang der Skyline der südchinesischen Metropole starten konnten. Während dieser Zeit war ich an der mit Schutzgittern gesicherten Kaimauer unterwegs, um die auf dem Wasser vorbeifahrenden Schiffe und auch das versammelte Publikum gut beobachten zu können.
eine der Dschunken zur nächtlichen Hafenrundfahrt
Es gehörte zum bezahlten Leistungsumfang der Schiffseigner, jedem ein Getränk zu servieren. Für mich war es ein Glas Rotwein, andere tranken Bier oder ein alkoholfreies Getränk.
Bilder können die von zahlreichen Gebäuden ausgehenden Lichtreflexe nicht wiedergeben, die sich uns während dieser Tour boten. Mit musikalischer Begleitung war es eine sehr beeindruckende Fahrt von etwa 45 Minuten Dauer entlang der buntbeleuchteten Skyline der südchinesischen Metropole. Nach der Rückkehr zum Hotel machte ich noch einen Bummel durch die weitverzweigten unteren Etagen dieses Gebäudekomplexes, die in ihrer Gesamtheit ein riesiges Shoppingcenter mit Restaurants, Boutiquen, Reiseagenturen und verschiedenen anderen Geschäften darstellen.

Montag, 15. Oktober 2018
Heute erwartete uns eine Fahrt hinauf auf den Victoria Peak. Von dieser höchsten Stelle Hongkongs hat man einen ausgezeichneten Überblick über die Hafenanlage und die zahllosen Wohn- und Geschäftstürme der Stadt.
Blick vom Victoria-Peak auf die Wohn- und Geschäftssilos
Während der Fahrt hinauf über zahllose Kehren konnten wir, ein wenig ver-steckt hinter Mauern und Bäumen, manche Villa erblicken, die sich die Reichen dort leisten können. Im Kontrast dazu stehen die an vielen Stellen als Sozialwohnungen gebauten Hochhäuser mit Unterkünften von etwa zehn Quadratmeter Wohnfläche für eine einzelne Person. Wie eine aufgeschnittene Schale präsentiert sich der Peak Tower, das ultramoderne Gebäude auf der Spitze des Berges. Von der Aussichtsterrasse hat man einen noch viel besseren Blick auf die Stadt und die Hafenanlagen. Drinnen war es das HardRock-Café, das außer mir noch manchen anderen aus der Gruppe einlud, einige von diesem Unternehmen angebotene Souvenirs zu erwerben. Die verschiedenen Cafés und Restaurants waren nahezu voll besetzt, man musste sich in Geduld üben, da vielleicht einen Kaffee trinken zu wollen.
Für den Vormittag stand noch eine Fahrt mit einer Dschunke durch das Hafengebiet auf dem Programm. Wir fuhren entlang der zahllosen Wohntürme, vorbei an eleganten Yachten und Schiffen. Manche dieser alten Schiffe ließen von ihrem Ansehen die Vermutung aufkommen, nicht mehr seetüchtig zu sein.
Die anschließende Besichtigungsfahrt mit dem Bus führte uns zum Strand von Repulse Bay, der als schönster der Stadt beschrieben wird.
Strandbild Repulse-Bay
Der Inhaber eines kleinen Lebensmittelladens im angrenzenden großen Gebäude konnte sich wohl über einen gestiegenen Umsatz freuen. Da gab es eine große Auswahl an Fertiggerichten und Getränken für das schnelle Mittagessen. Zum Baden an diesem Strand war es doch zu frisch, sicher war auch niemand von den Mitreisenden mit Badekleidung unterwegs. Es blieb nur der Aufenthalt auf vorhandenen Sitzgelegenheiten, um sich den Seewind um die Nase wehen zu lassen und sich den doch wärmenden Sonnenstrahlen auszusetzen.
Hongkong – Haus mit dem Loch
Während der Fahrt zu diesem Strand sahen wir dieses große Wohngebäude mit dem Loch. Im Aberglauben, man müsse imaginären Drachen und bösen Geistern den Durchflug zum Wasser ermöglichen, hat man auf die Wohnungen und damit auf die Mieteinnahmen verzichtet und in diesem Haus viele Wohnungen wegfallen lassen.
Nach der Mittagspause fuhren wir zum Stadtteil Aberdeen, wo Tradition und die moderne Welt der Gegenwart aufeinandertreffen. Nach einem kurzen Rundgang durch die alten Straßen mit einigen sehenswerten Gebäuden erreichten wir mit einer Fähre wieder den Stadtteil Kowloon, wo sich unser Hotel befand.
Hochhäuser und alte Schiffe im Aberdeen Hafen
Eine spätere erneute Abfahrt vom Hotel führte uns zum Goldfischmarkt. Goldfische haben in der chinesischen Kultur einen hohen Symbolwert und werden auf diesem und anderen Märkten in wassergefüllten Plastikbeuteln zu Tausenden zum Kauf angeboten. Außer diesen als Glücksbringer angesehenen Tieren können die Kunden auch noch andere lebende Fische erwerben, direkt aus größeren und kleineren Aquarien.
Nicht weit entfernt davon sahen wir den Blumenmarkt, wo bunte Blumen und exotische Pflanzen auf die Käufer warteten. Dazwischen findet man allerlei Verkaufsstände für elektronische Geräte, Bekleidung und andere Produkte für den Haushalt und die Lebensführung.
Nach dem Abendessen in einem gepflegten Restaurant im Stadtteil gingen wir noch einmal durch einen nahegelegenen Markt im abendlichen Licht, wo unter bunter Beleuchtung wieder ein breites Sortiment an Gebrauchsgütern, Lebensmitteln und vielleicht auch unnötigen Gerätschaften auf die Käufer wartete.

Dienstag, 16. Oktober 2018
Die Abfahrt vom Hotel zur letzten Besichtigungstour in Hongkong verspätete sich um etwa zehn Minuten. Stanley, unser Stadtführer, berichtete, dass die U-Bahn einen Betriebsausfall hatte und er deshalb nicht pünktlich am Hotel sein konnte. Wie ihm erging es noch Tausenden, die an diesem Morgen auf die Fahrt mit der Metro warten mussten.
Ziel des heutigen Tages war die große Buddha-Statue auf der Insel Lantau, die dort auf einem Hügel 34 Meter in die Höhe ragt. Bevor wir diesen Hügel erreichen konnten, ging es erst einmal von der Talstation Tung Chung mit der Kabinenbahn 5,7 Kilometer weit und über knapp 600 Höhenmeter über Wasser und bergiges Land.
Werbung an einem Bus für den Besuch der Buddha-Statue
In jede Kabine passten sechs Personen. Das Personal achtete streng darauf, dass es keine leeren Plätze gab. Einzelreisende wie ich mussten warten, bis eine weitere allein reisende Person in der langen Warteschlange herange-kommen war. Ein mächtiges Räderwerk zeigte sich sowohl in der Talstation als auch oben auf dem Berg, mit dem das Zugseil bewegt wird. Dort waren auch die Verankerungen der schweren Tragseile sichtbar. Die Sicherheit der Fahrgäste dieser Seilbahn dürfte bei deren Bau einen sehr hohen Stellenwert eingenommen haben. Das wird dem Beobachter deutlich, dessen Blick für die Technik geschärft ist.
Berstation der Kabinenbahn
Auf dem Weg nach oben wurde es deutlich, dass es an diesem Tag nicht möglich sein werde, gute Fotos zu machen. Es war trübes Wetter, an den Scheiben der Kabine sammelten sich die Regentropfen. Der Regen hatte aufgehört, als wir an der Bergstation Ngong Ping ankamen.
Von dort zum zentralen Platz vor dem Eingang zum Aufstieg zur Statue führt der Weg an vielen Souvenirläden und Restaurants vorbei. Zahlreiche mit frommen Wünschen beschriftete Gebetstrommeln, wie man sie an buddhistischen Heiligtümern findet, boten entlang dieses Weges den Besuchern Gelegenheiten, sich davor fotografieren zu lassen in der Hoffnung, dass ihre Wünsche für Gesundheit, Glück, Erfolg und manches andere in Erfüllung gehen mögen.
Big-Buddha als Wandbild und vom Nebel eingehüllt
Nun ging es steil hinauf zur Statue, 268 Stufen sollen es sein, und schnell stellte ich fest, dass ich keine 30 Jahre alt mehr bin. Das erste Drittel konnte ich noch zügig bewältigen, doch bald musste ich immer wieder eine kurze Pause einlegen. Es war schließlich enttäuschend, oben am Sockel der Statue feststellen zu müssen, dass diese vom Nebel dicht umhüllt war. Zum Fotografieren war das Wetter wirklich nicht geeignet.
Auf dem Weg zurück zur Bergstation, wo uns später der Bus abholen sollte, kaufte ich mir in einem der Souvenirläden eine Packung der Räucherstäbchen, wie sie von den buddhistischen Gläubigen in den Tempeln und vor den Schreinen angezündet werden. Im Sommer werde ich sie mal im Garten anzünden. Es war schon Mittag geworden, als wir mit dem Bus abfuhren und kurze Zeit später ein kleines Fischerdorf erreichten.
schmale Straße im Dorf Tan O mit kleinen Geschäften
Mit anderen Reiseteilnehmern nahm ich das Angebot an, für umgerechnet wenige Euro mit einer Dschunke durch die Hafenanlage und danach einige hundert Meter hinaus auf das südchinesische Meer zu fahren. In einer der schmalen Straßen des Dorfes Tan O boten die Fischer ihre Fänge und manches andere zum Kauf an. Ich habe dort die Gelegenheit wahrgenommen, in einem kleinen Restaurant eine ordentliche Portion Shrimps zu essen, dazu gab es eine Kanne grünen Tee.
Fischerdorf Tan O mit Booten für die Hafenrundfahrt
Nach der Rückfahrt zum Hotel nach Kowloon am frühen Nachmittag war für mich erst einmal eine Ruhepause angesagt, bis wir um etwa 18 Uhr zu einem vornehmen Restaurant an der Nathan Road zum Abendessen abfuhren. Die Vornehmheit dieses Restaurants fand dort ihre Grenzen, wo alle nur ein Weinglas zum Trinken vorfanden, auch diejenigen, die wie ich Tee trinken wollten. Nachdem ich laut gemurrt hatte, bekam ich als einziger eine Teetasse gereicht. Das Abendessen aber war gut und reichlich, es wurde wieder im üblichen Stil auf einer Drehscheibe in einzelnen Schälchen zur Selbstbedienung serviert.
Mein rechter Nachbar am Tisch bekam seinen Tee in ein Weinglas eingeschenkt.
Stanley hatte unterwegs erläutert, welche Möglichkeiten jeder an diesem Abend noch hatte. Ich habe mich dafür entschieden, einen abendlichen Bummel im Stadtzentrum zu unternehmen und nicht mit dem Bus zum Hotel zurück zu fahren.
Straßenbilder Hongkong
Irgendwo dort würde ich später eine Metro-Station finden, von der ich zum Hotel zurückfahren könnte. Die Nathan Road war wie auch angrenzende kleinere Straßen in die Lichter bunter Leuchtreklamen getaucht, Tausende Menschen waren unterwegs, in verschiedenen größeren Geschäften wurden Waren für das tägliche Leben und auch für den Luxus angeboten.
In einem dieser Kaufhäuser fand ich ein schönes Seidentuch mit asiatischen Motiven, das ich für die kleine Tochter meines Neffen kaufte. Das kleine Mädchen, das im Januar 2018 geboren ist, wird den Nutzen und den Wert dieses Tuches sicher noch nicht begreifen, aber ich wollte dem Kind etwas mitbringen.
Straßenszene Nathan Road
Es war schließlich etwa 22 Uhr, als ich mich auf die Suche nach der nächsten Metro-Station machte. In einem weitverzweigten unterirdischen Bahngelände musste ich an einem Informationshäuschen die Hilfe eines Angestellten der Verkehrsbetriebe in Anspruch nehmen, der mir auf einem Metro-Plan die richtige Abfahrtsstelle zeigte. Es war nun ein weiter Weg, den ich in diesem riesigen Metro-Bahnhof unterirdisch bis zum Gleis zurückzulegen hatte. Laut der erhaltenen Auskunft musste ich nur eine Station weit fahren. Für ein paar Münzen bekam ich nach Eingabe des Fahrziels aus einem Automaten eine Chipkarte, die ich zum Verlassen des Bahngeländes wieder abgeben musste. Nun stand ich erneut ein wenig hilflos vor einem Stadtplan auf der Suche nach dem Weg zum Hotel. Ein Passant, ein junger Mann, den ich auf Englisch ansprach, konnte mir nicht weiterhelfen, der kannte sich an diesem Ort auch nicht aus. Eine junge Frau kam schließlich dazu und zeigte mir auf dem Plan den Weg. Der führte mich direkt ins Untergeschoss des Gebäudekomplexes mit dem Hotel, in dem ich mein Zimmer hatte.

Mittwoch, 17 Oktober 2018
Der Tag begann wieder sehr früh zur Überfahrt nach Macau. Schon um 6:15 Uhr konnten wir unser Frühstück bekommen und mussten bis 7 Uhr mit dem Gepäck zur Abfahrt zum Fährterminal bereitstehen. Nach kurzer Fahrzeit erreichten wir das Gebäude, wo wir nach einigen Minuten des Wartens unsere Tickets mit den festgelegten Platznummern bekamen. Es folgte die formelle Ausreise aus Hongkong; der Immigration-Officer nahm das bei der Einreise in den Pass eingelegte Formular an sich, und wir durften danach auf die Fähre gehen.
Zugang zur Fähre nach Macau
Der Blick durch die Fenster auf das Meer wurde bald getrübt. War es das aufspritzende und durch die schnelle Fahrt verdrängte Wasser oder war es Regen? Es ließ sich im Fahrgastraum nicht mit Bestimmtheit sagen.
Auf den Bildschirmen flimmerten Informationen zur Fährüberfahrt und Werbung. Mit anderen Mitreisenden aber gab es genügend Gesprächsstoff, der die Zeit bis zum Anlegen gut ausfüllte.
Die 55 km lange neue Brücke zwischen Hongkong und Macau habe ich nicht gesehen. Sie wurde ein paar Tage nach meiner Reise vom chinesischen Präsidenten für den Verkehr freigegeben. Stanley erwähnte es, dass ihr Bau kurz
vor der Fertigstellung stehe.
Die Schiffsfahrt dauerte weniger als eine Stunde, die Einreise verlief sehr einfach: Der vorgezeigte Reisepass wurde gescannt und ohne weiteres zurückgegeben.
Straßenbild Macau mit der Kun Lam Statue in der Bildmitte
Im Straßenbild von Macau wurde die portugiesische Vergangenheit deutlich: Außer mit chinesischen Schriftzeichen erschienen die Straßennamen und jegliche Hinweisschilder in portugiesischer Sprache. Bemerkenswert ist außerdem, dass in Macau auch links gefahren wird, obwohl Portugal ja ein Staat mit Rechtsverkehr ist. Wie schon an anderen Orten mit früher Ankunft mussten wir auch hier bis zum Nachmittag darauf warten, unsere Hotelzimmer beziehen zu können.
Kun Lam Statue auf einer kleinen Insel im Perlfluss
Erstes Ziel der Stadtrundfahrt war die Kun Lam Statue, die über einen Damm vom angrenzenden kleinen Park am Ufer des Perlflusses zu erreichen ist. Kun Lam ist den Erklärungen zufolge die buddhistische Göttin der Barmherzigkeit, die für die Freundschaft zwischen den Völkern steht. Das Monument ist etwa 20 Meter hoch und hat in seinem Sockel eine Ausstellung über die Entstehung dieser Statue.
Die Besichtigungsfahrt ging weiter durch einen Stadtteil mit Gebäuden, die von den Portugiesen seit der Landnahme im 16. Jahrhundert gebaut und als Wohnsitze für die Repräsentanten Portugals genutzt wurden.
Dienstvilla des Gouverneurs und Statthalters der Pekinger Regierung
Hier findet man auch eine Villa mit rosafarbenen Steinen, in dem der Statthalter Pekings seinen Amtssitz hat. Räucherstäbchen mit riesigen Ausmaßen von ungefähr zwei Meter in der Länge und einem Durchmesser von mehreren Zentimetern wurden an einem Tempel neben anderen in den gewöhnlichen Größenordnungen angeboten.
Tempel und Räucherstäbchenverkauf
Die Fassade der Kathedrale St. Paul war das nächste Ziel. Im Jahre 2005 ist dieser Gebäuderest als Wahrzeichen Macaus in das Verzeichnis der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen worden. Von oben, von der Ruine der seit dem 16. Jahrhundert mehrfach durch einen Brand zerstörten Kirche, erreicht man über eine breite und 68 Stufen lange Steintreppe den tiefgelegenen Platz zum Eingang zum historischen Stadtzentrum.
Blick auf die Ruine der St. Pauls-Kathedrale aus der Fußgängerzone
In der Altstadt hatten wir eine gute Auswahl an Geschäften und Restaurants. Direkt am Platz stieß ich erneut auf ein Geschäft der Firma Koi Kei Bakery, die ihre Angebote zum Probieren und Kaufen auslegte. Anstelle eines Mittagessens habe ich mich an diesen Auslagen beköstigt und anschließend auch mehrere Packungen der Kekse unterschiedlicher Art gekauft. Mit einer Fremdenführerin der Stadt Macau gingen wir durch teilweise enge Gassen und besichtigten im Vorbeigehen sehenswerte Gebäude des alten Stadtzentrums.
zu Fuß durch die Altstadt Macaus
In englischer Sprache informierte sie uns, dass sich die Einwohner in diesen Tagen auf den bevorstehenden nationalen Feiertag Chong Yeung vorbereiten, der dem Gedenken an die Ahnen gewidmet ist. In der buddhistischen Welt erinnern sich die Lebenden an diesem Tag ihrer verstorbenen Vorfahren und möchten mit Räucherstäbchen und Opfergaben die Götter milde stimmen.
Backwarenladen in der Fußgängerzone bietet Produkte zum Probieren und Kaufen an
Leichter Regen hatte sich breitgemacht, als wir etwa um 15 Uhr mit unserem Bus auf dem Parkplatz vor dem Hotel The Venetian ankamen. Der Lieferwagen, der an der Fähre unser Gepäck aufgenommen hatte, stand auch schon bereit.
Hotel The Venetian Macau
Mit Stanley und der örtlichen Fremdenführerin (aus rechtlichen Gründen durfte der Reiseleiter aus Hongkong hier nicht tätig werden) traten wir in das Gebäude ein, dessen Eingangsbereich zunächst den Eindruck eines starkbesuchten Flughafens oder Bahnhofs vermittelte. Ohne die Führung der beiden Einheimischen wäre es vielleicht schwierig gewesen, die Rezeption zu finden, zu der es keinen direkten und einsehbaren Weg gab.
riesiger Eingangsbereich des Hotels The Venetian
Über verwinkelte Gänge und auch über eine etwa zehn Stufen lange Rolltreppe gelangten wir schließlich auf einen großen Platz, an dessen einer Seite sich die An- und Abreisenden drängten. Stanley übernahm die Verteilung der kleinen Umschläge mit den Türöffner-Karten, weil seine Kollegin der deutschen Sprache nicht mächtig war. Nun ging die Suche nach dem Zimmer los.
Hotelplan The Venetian Macau
Grobe Hinweise gaben die Richtung vor, auf dem Foto oben nach links. Es ging entlang des mit Sichtschutzwänden eingerahmten Kasino-Bereichs, bis mir an einer Wegkreuzung ein Angestellter in gelber Uniform sagen konnte, wo ich den Aufzug zur 9. Etage finden konnte. In diesem riesigen Hotel braucht man schon einen Plan, den auch jeder an der Rezeption bekommen hat, der aber im Moment des Suchens nach dem Weg nicht wirklich hilfreich war.
unendlich lange Gänge im Hotel
Die Beschreibung des Hotelzimmers im Angebotsprospekt ließ schon einiges erwarten, das zu meiner Überraschung noch übertroffen wurde. Vor mir lag ein riesiges Zimmer, 60 bis 70 Quadratmeter groß, das optisch in einen Schlaf- und in einen Wohnraum geteilt war.
Hotelzimmer The Venetian
In allen Bereichen wurde edles Material eingesetzt, auch im großen geteilten Raum des Bades und der Toilette. Die Zeit im Hotel war zu kurz, um alle Annehmlichkeiten nutzen zu können.
Bad + Toilette im Hotelzimmer
Bevor uns der Bus zum Abendessen und zu einer abendlichen Besichtigungstour abholte, war ich mit Katja, die sich auch für die venezianische Einrichtung des Hauses interessierte und mit der ich oftmals bei Mahlzeiten zusammensaß, in den weitverzweigten Gängen unterwegs. Auf zwei Etagen verloren wir bald ein wenig die Übersicht. Das uniformierte Personal und andere Reiseteilnehmer, die auch unterwegs waren, gaben uns schließlich wertvolle Hinweise, wieder auf den Hauptgang zwischen Rezeption und Unterkunftsbereich zurückzufinden.
The Venetian, dieser Hotelname steht für eine Einrichtung, die den Eindruck vermitteln soll, man befinde sich in Venedig.
Venezianisches Ambiente
Auf einem Kanal verkehren den Originalen der italienischen Lagunenstadt nachempfundene Gondeln, die architektonische Gestaltung im Inneren des Hauses erweckt auch den Anschein, in Venedig unterwegs zu sein.
auf Kanälen verkehren Gondeln wie im venezianischen Original
Zum Abendessen versammelten wir uns in einem portugiesischen Restaurant. Die Darbietung der Speisen aus Fisch, Fleisch, Reis und Gemüse unterschied sich nur wenig von der chinesischen Art. Es gab keine Drehscheibe auf den lang aufgestellten Tischen, alles wurde in ausreichender Menge in Schalen serviert.
Eingang zu einem Casino mit einer großartigen Lasershow innen und später außen im Freigelände
Ein besonderes Highlight erlebten wir danach in einem Casinogebäude und anschließend an einem künstlichen See außerhalb: Uns wurde ein farbenprächtiges Spektakel geboten, eine Lasershow, unterlegt mit passenden Geräuschen und musikalischer Begleitung.
Lasershow im Freigelände des Casinos
Die angrenzenden Gebäude wurden in verschiedenen Farben angestrahlt, oder festinstallierte Leuchtkörper sandten ihre Lichter hinaus. Auf der Rückfahrt zum Hotel nutzten einige Mitreisende die Gelegenheit dort, den nachgebauten Eiffelturm mit seiner bunten Beleuchtung zu bewundern. Auch andere bunt- und hellerleuchtete Gebäude der Umgebung des Hotels luden einzelne ein, in der angebrochenen letzten Nacht dieser Fernostreise sich erst spät zur Nachtruhe zu begeben.

Donnerstag, 18. Oktober 2018
Der letzte Tag dieser eindrucksvollen Reise durch Taiwan, Hongkong und Macau hatte begonnen. In diesem riesigen Hotel musste alles anders organisiert werden als in kleinen Häusern, wo man in den Frühstücksräumen seine Gäste kennt. Jeder von uns hatte einen Frühstücksgutschein erhalten, der im Café Déco einzulösen war. Das hatte ein sehr umfangreiches Büffet aufgebaut, dem es aber an Fischsorten mangelte, von denen ich gerne etwas gegessen hätte. Immerhin war der Kellner bemüht, mich mit dem von mir gewünschten Kaffee Espresso zu versorgen. Aber auch in diesem Frühstückssaal wurde ich zu einem vom Personal ausgewählten Platz begleitet. Ein solches Verfahren kenne ich sonst nur aus Restaurants, in denen ich zu Mittag oder zu Abend esse. Unsere Gepäckstücke wurden im Hotel depo-niert, bevor wir zu einer letzten Besichtigungsfahrt aufbrachen. Es war noch einmal die Altstadt, in der uns farbenprächtige alte Gebäude in einem Freilichtmuseum gezeigt wurden.
in den Straßen des historischen Stadtzentrums
Danach ging es weiter zum Museum of Nature & Agriculture.
Pandabär-Figuren am Eingang zur Einstimmung der Besucher
Hier erlebten wir in einem Gehege Panda-Bären beim Fressen und an anderer Stelle Tiere, die normalerweise wildlebend sind, deren Existenz aber bedroht ist.
Lebender Pandabär beim Fressen im Gehege
Der Aufenthalt in Macau ging seinem Ende entgegen. Nicht weit entfernt von diesem Gehege holte uns der Bus ab, der uns zum letzten Mal zum Hotel brachte, wo wir unser Gepäck identifizieren mussten. Der Fahrer eines Lieferwagens kümmerte sich zusammen mit dem Hotelpersonal darum, dass unser Gepäck verladen und zum Fährterminal gebracht wurde.
Der Status als Sonderwirtschaftszone Chinas machte es erforderlich, offiziell aus Macau auszureisen, um später nach der Fährüberfahrt im direkt angefahrenen Flughafen Hongkong in den Transitraum zu wechseln. Nach der
Ankunft in Hongkong und der Passkontrolle bekamen wir die eingesparten Gebühren für die Sicherheitsüberprüfung in Höhe von 120 Hongkong-Dollar bar ausgezahlt. Hier im Flughafen wurde unser Gepäck über Taipeh nach Frankfurt abgefertigt. Katja und ich saßen noch eine Weile in einem Flughafenrestaurant und gönnten uns für das Hongkong-Geld Kaffee und Kuchen. Es blieb uns immer noch viel Zeit bis zum Abflug nach Taiwan, die wir zu einem Spaziergang durch die große Halle des Flughafens nutzten. In der Reiseausschreibung war ein Direktflug von Hongkong nach Deutschland vorgesehen. Warum wir nun den Umweg über Taipeh machen mussten, konnte uns niemand erklären.
In Taipeh hatten wir ein paar Stunden Aufenthalt, bevor der Weiterflug mit China Airlines beginnen konnte. Katja, Bankdirektor Johann, seine Frau und fanden in einer frei zugänglichen Lounge einen angenehmen Platz zum Relaxen auf den dort bereitgestellten Liegen.
Rückflug westlich an Japan vorbei und dann über Sibirien nach Frankfurt
Während des Rückfluges konnte ich mir an meinem Platz auf dem kleinen Bildschirm die Flugroute und verschiedene relevante Flugdaten anzeigen lassen. Von Taipeh ging es nach Norden, westlich an Japan vorbei und über Sibirien bis in die Nähe von St. Petersburg. Dort änderte das Flugzeug seinen Kurs nach Südwesten, um nach rund dreizehn Stunden Flugzeit in Frankfurt zu landen. Die Passkontrolle übernahm wieder ein Automat, vom Zoll war niemand zu sehen.
In Frankfurt trennten wir uns, manche flogen zu anderen Zielen weiter, andere nahmen wie ich die Bahn in Anspruch, um in die Heimatorte zu gelangen. Mit der S-Bahn erreichte ich den Hauptbahnhof Frankfurt und dort nach kurzer Wartezeit den ICE nach Berlin, dessen planmäßige Route über Wolfsburg führte.
Am frühen Abend des 19. Oktober 2018 war ich wieder zu Hause.
von DID102745 1. Februar 2019
Fahrt nach Halle (Saale) zum 40. Jahrestag der Glatteisfahrt am 8. Dezember 1978
Der 8. Dezember 1978 ist der Tag geblieben, der sich fest in meinem Gedächtnis festgesetzt hat.
Mit einer Delegation aus Mitgliedern des Rates der Stadt Wolfsburg und den Fachangestellten in der Verwaltung fuhr ich nach Halle an der Saale, um dort das Planetarium zu besichtigen. Außerdem wollten wir uns über die Technik des Vorführgerätes informieren. Hintergrund zu dieser Informationsreise war die Annahme eines Geschenkes der Volkswagen AG an die Stadt Wolfsburg aus Anlass des 40. Stadtgründungstages am 1.Juli 1978. Volkswagen hatte in der Zeit 10000 Fahrzeuge vom Typ Golf in die DDR geliefert und im Gegenzug dafür unter anderem das Vorführgerät für ein Planetarium bekommen. Die Stadt sollte sich aber selbst darum kümmern, ein angemessenes Gebäude zu errichten. Schließlich wurden der Oberbürgermeister und der Oberstadtdirektor als Chef der Verwaltung vom Rat beauftragt, mit VW über eine Kostenübernahme für das Gebäude zu verhandeln. Diese Verhandlungen brachten den Erfolg, dass VW sich an den Baukosten beteiligte. Wir waren nun unterwegs, etwa 40 Personen, die als eine Art Staatsgäste der DDR ohne besondere Formalitäten und insbesondere ohne die Verpflichtung zum Geldumtausch nach Halle reisen durften. Die Besichtigung erfolgte zur großen Zufriedenheit aller, wir wurden auch beköstigt und machten uns am Nachmittag gegen 16 Uhr auf den Weg zurück nach Wolfsburg.
von DID102745 30. Januar 2019
Reise nach Paris zur Gedenkveranstaltung zum 100. Jahrestag der Unterzeichnung des Waffenstillstandes am 11. November 1918 in Compiègne
von DID102745 19. Januar 2019
Die Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn brachte mich von Moskau über Irkutsk und den Baikalsee weiter nach Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei, und dann weiter nach Peking.
von DID102745 18. Januar 2019
Berichte über meine Reisen im Jahr 2018 mit der Transsibirischen Eisenbahn, nach Taiwan, Hongkong und Macau, zum 100. Jahrestag der Unterzeichnung des Waffenstillstandes am 11. November nach Paris und zur Erinnerung an eine denkwürdige Fahrt zur Besichtigung des Planetariums in Halle am 8. Dezember