Glatteisfahrt im Dezember 1978
- von DID102745
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- 01 Feb., 2019
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Fahrt nach Halle (Saale) am 8. Dezember 2018 zum 40. Jahrestag der Besichtigung des Raumflug-Planetariums Sigmund Jähn
Fahrt nach Halle (Saale) zum 40. Jahrestag der Glatteisfahrt am 8. Dezember 1978
Der 8. Dezember 1978 ist der Tag geblieben, der sich fest in meinem Gedächtnis festgesetzt hat.
Mit einer Delegation aus Mitgliedern des Rates der Stadt Wolfsburg und den Fachangestellten in der Verwaltung fuhr ich nach Halle an der Saale, um dort das Planetarium zu besichtigen. Außerdem wollten wir uns über die Technik des Vorführgerätes informieren. Hintergrund zu dieser Informationsreise war die Annahme eines Geschenkes der Volkswagen AG an die Stadt Wolfsburg aus Anlass des 40. Stadtgründungstages am 1.Juli 1978. Volkswagen hatte in der Zeit 10000 Fahrzeuge vom Typ Golf in die DDR geliefert und im Gegenzug dafür unter anderem das Vorführgerät für ein Planetarium bekommen. Die Stadt sollte sich aber selbst darum kümmern, ein angemessenes Gebäude zu errichten. Schließlich wurden der Oberbürgermeister und der Oberstadtdirektor als Chef der Verwaltung vom Rat beauftragt, mit VW über eine Kostenübernahme für das Gebäude zu verhandeln. Diese Verhandlungen brachten den Erfolg, dass VW sich an den Baukosten beteiligte. Wir waren nun unterwegs, etwa 40 Personen, die als eine Art Staatsgäste der DDR ohne besondere Formalitäten und insbesondere ohne die Verpflichtung zum Geldumtausch nach Halle reisen durften. Die Besichtigung erfolgte zur großen Zufriedenheit aller, wir wurden auch beköstigt und machten uns am Nachmittag gegen 16 Uhr auf den Weg zurück nach Wolfsburg.
Der 8. Dezember 1978 ist der Tag geblieben, der sich fest in meinem Gedächtnis festgesetzt hat.
Mit einer Delegation aus Mitgliedern des Rates der Stadt Wolfsburg und den Fachangestellten in der Verwaltung fuhr ich nach Halle an der Saale, um dort das Planetarium zu besichtigen. Außerdem wollten wir uns über die Technik des Vorführgerätes informieren. Hintergrund zu dieser Informationsreise war die Annahme eines Geschenkes der Volkswagen AG an die Stadt Wolfsburg aus Anlass des 40. Stadtgründungstages am 1.Juli 1978. Volkswagen hatte in der Zeit 10000 Fahrzeuge vom Typ Golf in die DDR geliefert und im Gegenzug dafür unter anderem das Vorführgerät für ein Planetarium bekommen. Die Stadt sollte sich aber selbst darum kümmern, ein angemessenes Gebäude zu errichten. Schließlich wurden der Oberbürgermeister und der Oberstadtdirektor als Chef der Verwaltung vom Rat beauftragt, mit VW über eine Kostenübernahme für das Gebäude zu verhandeln. Diese Verhandlungen brachten den Erfolg, dass VW sich an den Baukosten beteiligte. Wir waren nun unterwegs, etwa 40 Personen, die als eine Art Staatsgäste der DDR ohne besondere Formalitäten und insbesondere ohne die Verpflichtung zum Geldumtausch nach Halle reisen durften. Die Besichtigung erfolgte zur großen Zufriedenheit aller, wir wurden auch beköstigt und machten uns am Nachmittag gegen 16 Uhr auf den Weg zurück nach Wolfsburg.
Erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurde mit dem Bau der
Autobahn begonnen, die von der damaligen Transitstrecke bei Magdeburg
über Halle (Saale) nach Leipzig und weiter nach Dresden führt. Unser Bus
war deshalb wie schon auf der Hinfahrt auf der Landstraße unterwegs und
erreichte bald Bernburg, wo es nach tagelangem Frost und plötzlich
einsetzendem Regen spiegelglatt geworden war. Der Bus kam ins Rutschen
und kurz vor einer Hauswand zum Stehen, Es ging weiter, der Fahrer war
gewarnt, dass es gefährlich werden könnte. Einige Kilometer vor
Magdeburg rutschte der Bus von der rechten Fahrspur auf die linke, wo
glücklicherweise kein Gegenverkehr herrschte und blieb in Fahrtrichtung
dicht an einem Straßengraben stehen. In der Nähe muss wohl ein kleiner
Ort gewesen sein, denn wir entdeckten schnell eine Kneipe, in der wir
uns versammelten. Das Bier floss in Strömen, der Wirt machte großen
Umsatz und kassierte natürlich von uns das Westgeld. Außer uns waren nur
DDR-Bürger anwesend, die von man-chem von uns zu den Getränken
eingeladen wurden. Die Zeit verstrich, der Bus war wieder fahrbereit,
und es ging weiter bis zur Überführung der Straße über die Autobahn.
Dort kam der Bus wieder in Rutschen und blieb dicht an einem steilen
Abgrund stehen. Es dauerte nicht lange, bis Angehörige der Volkspolizei
(VOPO) zur Stelle waren und den Ort absicherten. Wir mussten den Bus
durch die hintere Tür verlassen, damit vorne kein Übergewicht entstehen
konnte, was den Bus vielleicht noch zum Absturz gebracht hätte. Die
VOPOs forderten uns auf, den Platz zu räumen und irgendwie zur
Raststätte Magdeburger Börde zu gelangen. Per Anhalter zu reisen war an
sich verboten, aber in der Situation die einzige Möglichkeit, von dort
wegzukommen. Fahrzeuge, die von Berlin kamen, hielten an und nahmen uns
mit, nachdem wir den Fahrern die Umstände geschildert hatten.
An der Magdeburger Börde war es inzwischen Mitternacht geworden, und wir mussten das Personal beinahe nötigen, uns etwas zum Essen und zum Trinken zu bringen. Es wurde schließlich etwa vier Uhr, als der Bus an der Raststätte ankam und uns zur Weiterfahrt aufnahm. Kaum viel schneller als mit Schrittgeschwindigkeit ging es in Richtung Grenzübergang Helmstedt-Marienborn, wo wir wieder ohne besondere Kontrolle weiterfahren konnten. Der Bus erreichte den Rathausparkplatz in Wolfsburg am Samstagmittag gegen 12 Uhr, damit waren wir rund 20 Stunden von Halle unterwegs gewesen.
Die Fahrt im Dezember 2018 nach Halle fand am 40. Jahrestag jener denkwürdigen Tour statt. Da ich mit der Bahn unterwegs war, konnte ich die Straßen natürlich nicht besuchen, über die wir damals gefahren sind.
An der Magdeburger Börde war es inzwischen Mitternacht geworden, und wir mussten das Personal beinahe nötigen, uns etwas zum Essen und zum Trinken zu bringen. Es wurde schließlich etwa vier Uhr, als der Bus an der Raststätte ankam und uns zur Weiterfahrt aufnahm. Kaum viel schneller als mit Schrittgeschwindigkeit ging es in Richtung Grenzübergang Helmstedt-Marienborn, wo wir wieder ohne besondere Kontrolle weiterfahren konnten. Der Bus erreichte den Rathausparkplatz in Wolfsburg am Samstagmittag gegen 12 Uhr, damit waren wir rund 20 Stunden von Halle unterwegs gewesen.
Die Fahrt im Dezember 2018 nach Halle fand am 40. Jahrestag jener denkwürdigen Tour statt. Da ich mit der Bahn unterwegs war, konnte ich die Straßen natürlich nicht besuchen, über die wir damals gefahren sind.
Nach ersten Recherchen wusste ich,
dass das Planetarium dort nicht mehr existiert. Es ist mir im
Touristenbüro am Marktplatz der Stadt erläutert worden, unter welchen
Umständen das damalige Reiseziel zu Schaden gekommen ist. Durch die
Flutkatastrophe 2013, die das Wasser der Saale bis zum Marktplatz im
Stadtzentrum hat steigen lassen, wurde das Gerät stark beschädigt, das
im Boden des Gebäudes abgesenkt war.
Auch das Bauwerk selbst ist in
Mitleidenschaft gezogen worden. Den Erklärungen zufolge hat es in der
Folge auf der politischen Ebene der Stadt heftige Diskussionen gegeben,
ob das Objekt nicht doch gerettet werden könne oder es als Baudenkmal
der typischen DDR-Bauweise gesichert werden sollte. Es wurde schließlich
entschieden, es abzureißen und in einem Gasometer an anderer Stelle ein
neues Planetarium zu bauen. Wenn ich die beiden Orte noch besichtigen
wollte, könnte ich dort nichts Brauchbares erkennen. Deshalb habe ich
auch darauf verzichtet und mich über den Tag hinweg in der Innenstadt
auf dem Weihnachtsmarkt und an Uferabschnitten der Saale aufgehalten.
Die Reise hätte ich mir sicher sparen können, aber ich war nun doch zum
Jahrestag wieder in der Stadt.
Sicher waren alle Teilnehmer der Fahrt
vor 40 Jahren froh, ohne Schaden wieder Wolfsburg erreicht zu haben. In
den darauffolgenden Tagen und Wochen waren die Erlebnisse
Gesprächsthema zwischen den Mitfahrern und anderen, die davon gehört
oder gelesen hatten.